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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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er: »Das heißt also, dass es kein Hindernis gibt?«
    »Hindernis? Für wen?«
    »Für uns, Joanna.« Sein Gesicht strahlte vor Hoffnung. »Nichts hindert uns mehr daran, endlich zusammenzukommen.«
    Ich starrte ihn fassungslos an. »Und was ist mit Schwester Beatrice?«
    Er schüttelte den Kopf und zog so heftig an dem Knopf, dass ich glaubte, er würde ihn abreißen. »Das ist nicht das Gleiche. Ich weiß, dass sie – dass sie mich sehr gern hat, aber – «
    »Sie liebt Euch, Geoffrey.«
    Er wurde rot und sagte dennoch: »Ich habe ihr nichts versprochen.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich Euch einmal grausam erleben würde.« Ich hielt geradewegs auf das Tor der Markthalle zu.
    Geoffrey holte mich ein. »Das ist nicht fair, Joanna. Benutzt Ihr nicht meine Freundschaft mit Beatrice als Vorwand? Mir scheint, Sommerville hat Euch wieder unter seinem Einfluss. Ihr seid diejenige, die Versprechungen macht – ihm. Glaubt Ihr, ich weiß nicht, dass Ihr mit ihm nach Dartford zurückgekommen seid?«
    Ich drängte mich zur Straße durch und wäre beinahe mit einem Fischhändler zusammengestoßen, der sich an seinem Karren zu schaffen machte. Mein Sack Bohnen fiel aus dem Korb und sein Inhalt ergoss sich in den Straßenschmutz. Doch ich war so erregt, dass es mich nicht kümmerte.
    Wieder war Geoffrey an meiner Seite. Ich konnte ihm nicht entkommen.
    »Er hat sich heimlich aus Dartford weggeschlichen, um Euch zu suchen, ohne mir etwas zu sagen«, erklärte Geoffrey wütend. »Er wusste genau, wo Ihr Euch aufhieltet – er hat nur gewartet, bis ich sicher mit Gemeindeangelegenheiten beschäftigt war, dann hat er sich auf den Weg gemacht, um Euch zu retten. Aber bedenkt eins, Joanna: Ihr habt nicht an Sommerville geschrieben, als Ihr nach einem Weg gesucht habt, London verlassen zu können. Ihr habt mir geschrieben. Ihr wolltet mich bei Euch haben.«
    Geoffrey war laut geworden. Mehrere Leute sahen sich neugierig um.
    »Hört auf«, sagte ich verzweifelt und zog ihn auf die andere Seite der High Street, vor den Laden eines Schuhmachers. »DieseEifersucht ist erniedrigend – für Euch und für mich. Ihr seht Bruder Edmund ganz falsch.«
    Geoffrey schlug mit der Faust gegen die Holzwand. Ich hatte ihn nie so unbeherrscht gesehen.
    »Das Schlimmste ist, dass ich genau weiß, was Euch an ihn bindet. Er ist genauso toll wie Ihr. Er versucht gar nicht, Euch zur Vernunft zu bringen. Er ermutigt Euch in jeder Eurer verrückten Ideen. Er ist sogar noch schlimmer als Ihr! Was für ein Gedanke, nach Blackfriars zu gehen, nachdem es vom König aufgelöst worden war!«
    »Woher wisst Ihr von Blackfriars?«, fragte ich scharf. »Und woher wusstet Ihr, dass die Verhaftungen in Red Rose an jenem Abend stattfinden würden? Das habt Ihr mir nie verraten.«
    »Ein Constable hört vieles«, gab er zurück. »Ich mag kein Gelehrter sein wie Euer edler Bruder Edmund, aber ich bin kein Narr. Und wenigstens bin ich ehrlich mit Euch. Er tut die ganze Zeit so, als wäre er über alle irdischen Begierden erhaben – als begehrte er Euch nicht. Seht Ihr denn die Verstellung nicht?«
    Ich war so zornig, dass ich kaum Luft bekam.
    »Ihr seid eben doch ein Narr, Geoffrey Scovill«, stieß ich hervor. »Ihr wisst nichts über ihn. Und Ihr wisst nichts über mich. Er begehrt mich nicht auf die Art, wie Ihr es tut, wie andere Männer vielleicht. In Blackfriars war ich diejenige. Ich habe ihn begehrt. Ich habe mich ihm angeboten – und er sagte, es sei unrecht. Er hat mich zurückgewiesen.«
    Nie werde ich Geoffreys Gesicht in diesem Moment vergessen. Seine ganze Wut und Ungläubigkeit wurden zu tiefem Schmerz.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass ich Euch jemals grausam erleben würde, Joanna«, sagte er mit erstickter Stimme. Dann drehte er sich um und ging.
    »Geoffrey«, rief ich ihm nach. »Wartet. So wartet doch!«
    Doch er drehte sich nicht um. Er ging davon und lief immer schneller, bis er die High Street hinauf vor mir davonrannte.

Kapitel 33
    Zur Messe am ersten Weihnachtsfeiertag blieb in der Dreifaltigkeitskirche kein Platz leer. Das Schiff und die Seitenkapellen waren all ihres Schmucks beraubt, die schönen Gemälde dunkel übertüncht worden, sodass den Räumen das Licht früherer Zeiten fehlte, und zugleich war etwas Neues hinzugekommen: Lange Bänke füllten jetzt das Kirchenschiff. Ich saß mit Arthur und Schwester Winifred auf der einen und Bruder Edmund auf der anderen Seite in einer Bank etwa in der Mitte der Kirche, während Pater

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