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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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hoch.«
    Arthur sprang juchzend in eine Pfütze, Schmutzwasser spritzte mir in die Augen. Ich zuckte zusammen, stolperte und fiel vornüber auf die Straße, der schwere Webrahmen krachte auf meine rechte Schulter und drückte mich nieder.
    Eiskalter Schlamm durchnässte mich. Er roch nach Asche, verfaultem Gemüse und Pferdemist. Mir brannten die Augen, ich konnte nichts sehen. Aber hören konnte ich.
    »Das nenn ich eine feine Nonne!«
    »Närrisch und dumm.«
    Arthur begann laut zu weinen. Ich spürte Schwester Beatrices Hände auf meinem Rücken. Sie versuchte, den Webrahmen von meiner Schulter zu ziehen, aber ihre Kraft reichte nicht aus. Immerhin gelang es mir, dank ihrem erbitterten Bemühen wenigstens den Kopf zu heben. Mein Blick fiel auf die Röcke und Füße von mindestens einem Dutzend Leuten, die um mich herumstanden.
    »Sehet die Hure des falschen Propheten«, donnerte John. »Heute tanzt sie nicht.«
    »Dafür sollte man sie in den Stock legen«, verkündete Mrs Brooke.
    Dann aber wurde ein neuer Ruf laut. »Wer sind diese Leute? Wer ist das?«
    Endlich schaffte es Schwester Beatrice, mich von der Last des Webrahmens zu befreien. Mit ihrer Hilfe kam ich taumelnd wieder auf die Beine. Meine Schulter tat weh. Schwester Beatrice wischte mir den Schmutz vom Gesicht.
    Jetzt konnte ich erkennen, was die Gaffer von mir abgelenkt hatte. Ein kleiner Zug bewegte sich durch das Dorf, vielleicht zwanzig in weiß-blaue Tracht gekleidete Reiter, die sich schützend um ein Paar scharten. Der hellhaarige Mann trug ein blaues Wams; es schien die Wahlfarbe der Familie zu sein. Doch die Frau, die an seiner Seite ritt, war ganz in Rot; Mieder, Überkleid und Kopfputz leuchteten in tiefem Scharlach. Selbst von meinemPlatz aus konnte ich das Rubinkollier erkennen, das auf ihrem Busen funkelte. Dieses Schmuckstück allein kostete mehr, als die Leute hier in ihrem ganzen Leben verdienen würden.
    Als der Zug näher kam, sagte die Frau etwas zu ihrem Begleiter. Beide musterten mich aufmerksam, dann sprach der Mann mit seinen Bediensteten und stieg vom Pferd. Er war ein stattlicher Mann, jedoch recht füllig und schon in mittleren Jahren.
    Zwei Männer erschienen plötzlich mit einem Ballen Tuch, das sie in meine Richtung auswarfen. Erst dann wurde der Dame vom Pferd geholfen. Sie setzte ihren Fuß auf das Tuch, das, wie ich jetzt erkannte, als Steg über den Schlamm dienen sollte. Sie nahm den Mann bei der Hand und führte ihn mir entgegen. Kleine Diamanten, mit denen die dunkelroten Samtschuhe besetzt waren, glitzerten bei jedem ihrer Schritte.
    »Ihr seid es wirklich«, sagte sie ungläubig. Ihr Gesicht war von feinen Linien durchzogen, wie zartes Pergament, das zu lange ungebraucht liegen geblieben ist. Ihr Haar unter der Gabelhaube spanischer Mode war schwarz, von ersten grauen Fäden durchzogen. »Joanna Stafford?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete ich. »Aber ich kenne Euch nicht.«
    »O doch«, entgegnete sie. »Ich bin Gertrude.«
    Der Mann trat lächelnd vor. »Ich bin Euer Cousin, Joanna. Ich bin Henry Courtenay.«

Kapitel 5
    Noch nie hatte sich Pater William Mote so schnell bewegt wie an diesem Morgen. Der Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche flog beinahe die High Street hinunter. Als er uns erreichte, zitterten ihm von der Anstrengung die Knie.
    »Mein Herr Marquis, Frau Marquise, wir fühlen uns hoch geehrt,dass Ihr unsere Gemeinde besucht«, sagte er und verneigte sich tief vor Henry und Gertrude Courtenay, dem Marquis und der Marquise von Exeter.
    Doch sie achteten nicht auf den Geistlichen, ihre Aufmerksamkeit galt allein mir.
    »Erinnert Ihr Euch nicht an mich?«, fragte Gertrude mit bebenden Lippen. Sie schien tatsächlich gekränkt darüber, dass ich, zerzaust und schlammbeschmutzt, sie nicht erkannte. Beinahe hätte ich gelacht.
    Henry hielt seine Frau um die Taille. Ja, sein Name war mir vertraut. Die Courtenays waren mit den Staffords verwandt – beide Familien stammten direkt von Eduard III. ab und waren durch Heiraten mit der Familie Woodville miteinander verschwägert. Der Name Courtenay gemahnte an Reichtum und Macht. Doch meines Wissens war dieses Paar niemals auf Stafford Castle zu Besuch gewesen – wo sollte ich sie schon einmal gesehen haben?
    Als ich Henrys gütiges Gesicht betrachtete, fiel es mir ein.
    »Eure Hochzeit«, sagte ich. »Ich war dabei. Als ich noch ein Kind war.«
    »Ihr wart unser Blumenmädchen.« Gertrudes Lachen schallte den Dorfleuten, die um uns herumstanden, in die

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