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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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beugte sich vor und senkte die Stimme. »Es ist völlig gefahrlos, Centurio. Das schwöre ich … ich würde mein Leben darauf verwetten.«
    »Nein. Wir können es nicht darauf ankommen lassen. Unser Befehl lautet, nach Ravenna zurückzukehren und Verstärkung zu holen. Ich werde kein unnötiges Risiko eingehen. Unsere Kameraden zählen auf uns.« Cato konnte sehen, dass der Trierarch nicht überzeugt war, und versuchte es mit einem neuen Ansatz. »Schau mal, nehmen wir einmal an, wir kehrten um, und die Piraten schafften es irgendwie, an Bord der Sparta zu kommen. Sie sind uns zahlenmäßig überlegen. Und wenn wir scheitern, was wird dann aus Vitellius und den anderen?«
    Albinus blickte von Cato zu den Piratenschiffen, die bereits in der Ferne kleiner wurden, und ein Ausdruck bitterer Enttäuschung trat in sein Gesicht. Einen Augenblick lang ging Cato davon aus, dass er auf seinen höheren Rang würde pochen müssen. Er spannte sich an und holte tief Luft. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, wandte Albinus sich von den Piraten ab und rief seiner Besatzung zu:
    »Wegtreten! Waffen in die Schapps zurücklegen. Zurück auf eure Posten! Los, los! Offiziere! Macht euren Männern Beine!«
    Mit Geschrei und Stößen trieben die rangniederen Offiziere die Männer auseinander. Die Freiwache wurde nach unten entlassen, während ihre Kameraden an Deck blieben, um neue Befehle entgegenzunehmen.
    Albinus wandte sich Cato zu. »So. Zufrieden?«
    Cato schluckte eine Antwort runter und starrte schweigend zurück, bis sein Gegenüber den Blick abwandte und nach achtern übers Meer auf die Piratenschiffe in der Ferne schaute, die sich auf der Dünung langsam hoben und senkten.
    »Albinus«, sagte Cato ruhig, »wir haben unsere Befehle. Unsere Pflicht ist es, sie so schnell wie möglich auszuführen.«
    »Das weiß ich, verdammt noch mal. Aber ich wollte diesen Abschaum eben leiden sehen.«
    »Das wirst du auch. Zwar nicht jetzt gleich, aber schon bald. Tröste dich mit diesem Gedanken.«
    Albinus nickte kurz, wandte sich ab und marschierte schweigend übers Deck nach vorn. Dabei starrte er jeden wütend an, der es wagte, ihm in den Weg zu kommen. Cato stieß vor Erleichterung einen leisen Seufzer aus, dankbar, dass der Mann letztendlich doch einsichtig gewesen war. Aber ein weiteres Mal würde er sich nicht zurückhalten lassen, und dann mochten die Götter den Piraten gnädig sein. In seinem Verlangen, sie für das bezahlen zu lassen, was sie seinen Kameraden angetan hatten, würde Albinus sie nicht verschonen.
    Ein plötzlicher Windstoß, der durch seine nasse Kleidung drang und ihn eiskalt durchfuhr, ließ Cato unkontrollierbar zittern. Dann überfiel ihn ein schrecklicher Gedanke, und er langte mit der Hand in seinen Rücken und zerrte seinen Proviantbeutel nach vorn. Er war dunkel vor Nässe, und mit seinen klammen Fingern bekam er die Bändel kaum auf. Schließlich gelang es ihm, die Lasche zu öffnen, und er konnte hineinschauen. Die Schriftrolle mit seinen Befehlen lag immer noch in ihrem ledernen Behälter und war wohl trocken geblieben. Aber das Päckchen mit Vitellius’ Bericht war durchweicht. Als Cato es aus dem Proviantbeutel herausnehmen wollte, ging das Siegel ab, und die Verpackung öffnete sich ein wenig. Drinnen erkannte er die oberste der Wachstafeln mit dem Bericht.
    Einen Augenblick lang verharrte er reglos, als zum ersten Mal die Versuchung in ihm aufzuckte, wissentlich etwas Verbotenes zu tun. Es wäre einfach genug. Er könnte abwarten, bis sie in Ravenna ankamen. Während dann die verbliebenen Biremen mit Männern und Vorräten beladen wurden, könnte Cato die Gelegenheit wahrnehmen, den Bericht des Präfekten zu lesen. Anschließend könnte er ihn neu versiegeln, bevor er ihn an Narcissus in Rom weiterschickte. Die Sache wäre recht einfach, und dann würde er wissen, was Vitellius im Schilde führte. Vielleicht würde in dem Text etwas über die Schriftrollen stehen; etwas, das erklärte, warum sie das Leben so vieler Männer wert waren. Einen Augenblick mahnte eine Stimme in seinem Inneren Cato, dass es ein Vertrauensbruch wäre, wenn er den Bericht läse. Sollte jemals entdeckt werden, dass er in einer offiziellen kaiserlichen Botschaft herumgeschnüffelt hatte, würde das gefährliche Folgen haben.
    Dann rief er sich in Erinnerung, dass er es schließlich mit Vitellius zu tun hatte.
    »Unsinn«, murmelte Cato vor sich hin, als er die Lasche wieder verschloss. Er beschloss, den Bericht zu lesen,

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