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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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sobald sie Ravenna erreicht hatten.

KAPITEL 23
    D ie Einwohner Ravennas waren wütend. Eine Menschenmenge hatte sich vor dem Tor zum Marinestützpunkt versammelt, und die Leute beschimpften die Wachtposten im Turm über dem Eingang. Die Torflügel selbst waren geschlossen und ein Riegel vorgelegt worden. Es brachte nichts, bei diesem aufgebrachten Haufen ein Risiko einzugehen, sagte sich Cato. Auch wenn den Menschen die Lage nicht gefiel, konnte er angesichts seiner Befehle nichts daran ändern. Im Stützpunkt trieben die Centurionen der Marineinfanteristen und die Trierarchen der verbliebenen Biremen ihre Männer zu größter Eile an, um das Beladen mit Nahrungsmittelvorräten und Ausrüstungsgegenständen zu beschleunigen.
    Cato war trotz der Bitten des Stadtrats entschlossen, so schnell wie möglich nach Illyricum zurückzukehren. Man hatte eine Abordnung zu ihm geschickt, um eine Erklärung zu verlangen, warum die Stadt von allen Verteidigern entblößt wurde. Ihr Sprecher, ein magerer, blasser Mann, hatte es an der üblichen überheblichen Arroganz des provinziellen Amtsträgers nicht fehlen lassen. Cato hatte sich angehört, wie Rufius Pollo die Empörung des Rats zum Ausdruck brachte, sich dann höflich entschuldigt und erklärt, er sei durch seine Befehle gebunden.
    Als die Nachricht sich im Hafen verbreitete, waren all die selbstgefälligen Müßiggänger, die sich in den Tavernen herumtrieben, zum Kai geschwankt, um den Männern hinter den geschlossenen Toren fantasievolle Beleidigungen zuzurufen. Zu ihnen gesellten sich Kinder, die der Menschenauflauf neugierig machte, und bevor der Tag der Ankunft der Sparta zu Ende ging, war die breite Straße zwischen dem Kai und den Lagerhäusern mit wütenden Stadtbewohnern gefüllt.
    »Soll ich eine Centurie hinausschicken, um sie auseinanderzutreiben?«, fragte Centurio Metellus, der neben Cato stand und mit ihm über die Brustwehr auf den Pöbel hinausschaute.
    Cato dachte kurz über das Angebot nach und schüttelte dann den Kopf. »Das ist nicht nötig. Sie werden ohnehin bald wieder auf und davon sein, wenn sie begreifen, dass sie nur ihre Zeit verschwenden. Es bringt nichts, die Stimmung noch zusätzlich aufzuheizen.«
    »Nun gut, Herr.« Metellus versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. »Aber eines Tages werden wir ihnen eine Lektion erteilen müssen. Dieser Pöbel soll nicht glauben, dass er sich alles erlauben kann. Die Leute beschimpfen uns, seit die Piraten zum ersten Mal aufgetaucht sind.«
    »Soll jemand anders sich um die Lektion kümmern«, erwiderte Cato müde. »Aber nicht jetzt. Nicht wir. Wir haben zu viel zu tun.«
    Metellus zuckte mit den Schultern. »Wenn du es sagst, Herr.«
    »Das tue ich.« Cato wandte sich seinem Untergebenen zu. »Stelle sicher, dass keiner von deinen Leuten diese Menschen provoziert. Deine Männer sind hier, um das Tor zu bewachen. Sonst nichts. Verstanden?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Ich bin in meinem Quartier. Benachrichtige mich sofort, falls sich die Situation ändert.«
    »Jawohl, Herr.« Sie wechselten einen militärischen Gruß, und Cato drehte sich um und stieg die schmale Treppe zur Straße hinter dem Tor hinunter. Als er den Exerzierplatz überquerte, blickte er auf den Marinehafen hinaus. Vier Biremen waren in einer Reihe längsseits am Kai vertäut, und zwei weitere ankerten ein kurzes Stück weiter draußen und warteten darauf, dass sie mit Beladen an die Reihe kamen. Angetrieben von den barschen Rufen der Offiziere, eilte ein steter Strom von Soldaten zwischen den Schiffen und den Lagerhäusern hin und her. In diesem Tempo würden die Schiffe vor Einbruch der Nacht beladen und am nächsten Morgen bei Tagesanbruch zum Aufbruch bereit sein. Der Nordwind war zu einer steten Brise abgeflaut, und falls dieses Wetter sich hielt, würden Cato und die Verstärkung fünf Tage nach dem Ablegen der Sparta von Illyricum wieder bei Vitellius eintreffen.
    Es gab ein paar Dinge, um die Cato sich davor noch kümmern musste. Seine Gedanken wanderten zu dem Bericht des Präfekten zurück, der in einem verschlossenen Raum des Hauptquartiers auf dem Tisch ausgebreitet lag. Gleich nachdem er dem verantwortlichen Offizier der Garnison seine Befehle erteilt hatte, hatte Cato sich in Vitellius’ Arbeitszimmer zurückgezogen und das entsiegelte Päckchen geöffnet. Dabei hatte er darauf geachtet, sowohl das leinene Einschlagtuch als auch das Siegel gut zu erhalten. Die Botschaft auf den Wachstafeln war nicht durch Wasser

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