Die Prophezeiung des Adlers
war das des Kellners, der an die Theke gelehnt dastand und darauf wartete, dass jemand bedient werden wollte. Er blickte Cato hoffnungsvoll an, und der Centurio arbeitete sich zwischen den kreuz und quer herumstehenden Tischen und Bänken zur Theke vor. Der Kellner hieß ihn mit einem schmallippigen, wenig überzeugenden Lächeln willkommen.
»’n Abend. Was darf ich dir bringen?«
»Mulsum.«
»Gerne.« Der Kellner tauchte eine Schöpfkelle in einen dampfenden Krug, füllte einen Bronzebecher und schob ihn über die Theke zu Cato hin. »Das macht drei Asse.«
Cato fischte die kleinen Münzen aus seinem Geldbeutel und klatschte sie auf die Theke. Trotz des Preises war das Getränk nur mit Müh und Not genießbar, und Cato fühlte etwas wie Bodensatz in seinem Mund, als er den ersten warmen Schluck trank.
Der Kellner legte die Schöpfkelle in den Krug zurück. »Sonst noch etwas?«
»Ja.« Cato genehmigte sich den nächsten Schluck. »Portia. Ich muss mit ihr sprechen. Sag ihr, dass ich hier bin.«
»Und du bist?«
»Centurio Cato. Sie kennt mich.«
Der Kellner trat von der Theke zurück und musterte Cato abschätzend. Er kam offensichtlich zu dem Ergebnis, dass dieser Gast zu unbedeutend war, und schüttelte den Kopf. »Du kannst sie nicht sehen. Sie ist nicht da.«
»Na schön, du Prachtkerl. Und wo ist sie dann?«
Der Ausdruck der Konzentration, der ins dumpfe Gesicht des Kellners trat, während er über eine Ausrede nachdachte, sprach für Cato Bände.
»Äh, sie ist, äh, zum Weingroßhändler gegangen.«
»Ah ja. Und der macht wohl nur nachts auf?«
»Äh, ja … nein. Er tut ihr einen Gefallen.«
»Ach ja?« Cato lächelte freudlos und beugte sich dann vor. »Schau mal, Freundchen, sie ist im Haus. Es macht keinen Sinn, das zu leugnen. Geh einfach und sag ihr, dass Cato – Macros Freund – da ist und dringend mit ihr sprechen will. Jetzt geh. Bevor ich dir Beine mache.«
Cato spürte sein Herz schneller schlagen, als er den Kellner anstarrte und versuchte, wie jemand zu wirken, der sich mit einem »Nein« nicht abfinden würde. Der Kellner hielt seinem Blick stand und knetete langsam ein schmutziges Tuch zwischen den Händen. Schließlich schob er die Lippen vor und schnaubte verächtlich.
»Ich habe doch gesagt, dass sie nicht hier ist. Und jetzt solltest du besser austrinken und von hier verschwinden, bevor ich dich rausschmeiße.«
Cato schob seinen Umhang zurück, sodass sein Schwertgriff zum Vorschein kam, und zog lässig die Klinge. »Ich denke, du gehst jetzt mal besser nach ihr schauen.«
Der Kellner heftete den Blick auf die schimmernde Schwertspitze und nickte hastig. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Sie macht gerade die Abrechnung. Ich sage ihr, dass du hier bist.«
Cato nickte. »Danke.«
Cato hielt das Schwert erhoben, und der Kellner zog sich vorsichtig entlang der Thekenwand zurück, bis er außer Reichweite war. Dann eilte er durch die schmale Tür in den Gang dahinter. Als der Mann verschwunden war, steckte Cato das Schwert in die Scheide und blickte sich in der Taverne nach den anderen Gästen um. Ein paar Gesichter hatten sich ihm neugierig zugewandt, aber die meisten Gäste unterhielten sich weiter leise mit anderen oder starrten einfach nur in betrunkenem Stumpfsinn vor sich hin. Er wandte sich erneut seinem Mulsum zu und hob den Becher. Dann fiel ihm das sandige Gefühl wieder ein, und er stellte ihn mit einer Grimasse auf die Theke zurück.
»Und was ist damit nicht in Ordnung?«
Die Stimme ließ Cato erschreckt zusammenfahren, und er blickte sich scharf um. Dann fasste er sich wieder.
Portia stand im Schatten des Türrahmens, und er hörte sie lachen.
»Der Kellner hat mir gesagt, dass an der Theke ein Schlägertyp steht. Von einem Jungen war nicht die Rede.«
»Kein Junge«, erwiderte Cato mit zusammengebissenen Zähnen. »Ein Centurio.«
»Du bist aber ein empfindlicher junger Mann.« Sie trat ins trübe Licht der Schenke, und Cato bemerkte das belustigte Lächeln, das sie nicht einmal zu verbergen versuchte. Er spürte, wie er rot wurde, als Portia näher kam und sich ihm gegenüber an die Theke stellte. »Ich dachte, du wärest in Illyricum, um den Piraten Prügel zu verpassen.« Die bittere Ironie der letzten Worte hing wie eine Beschuldigung in der Luft.
»Das war ich auch. Aber der Präfekt brauchte jemanden, der zurückkehrt, um Verstärkung zu holen.«
»Das habe ich gehört. Ich nehme an, es läuft nicht gut für unsere Seite. Und jetzt gebt ihr
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