Die Prophezeiung des Adlers
uns auch noch schutzlos allen Angriffen preis.«
Cato erwiderte nichts, schaute aber zu Boden, um sich seine Schuldgefühle nicht anmerken zu lassen.
»Was kann ich für dich tun, Centurio? Geht es um meinen Schwachkopf von Sohn?«
Cato nickte. »Darum. Und noch um eine weitere Angelegenheit.«
Sie zog die gezupften Augenbrauen hoch. »Das klingt ja unheilvoll … Irgendetwas Neues von meinem Verlobten?«
»Minucius? Dem geht es gut.« Cato rief sich den notdürftigen Schutzwall in Erinnerung, der um die verbliebene Flotte aufgeworfen worden war. »Zumindest war das so, als ich aufgebrochen bin.«
»Es geht ihm gut«, wiederholte Portia leise und strich sich dann mit der Hand übers Haar, das zu einem schlichten Pferdeschwanz zurückgebunden war. »Gut. Ich werde morgen ein Opfer für sie darbringen.«
»Für sie?«, fragte Cato lächelnd.
»Ja, warum nicht? Selbst dein verrückter Freund könnte ein bisschen göttlichen Beistand gebrauchen.«
Es folgte ein verlegenes Schweigen, und dann nahm Cato seinen Mut zusammen und spuckte aus, was er sagen wollte. »Weißt du, mir scheint, ein bisschen Wiederversöhnung könnte ganz angebracht sein.«
»Das solltest du dann wohl besser ihm erzählen«, erwiderte Portia kühl. »Bei meiner letzten Begegnung mit meinem Sohn schien er es darauf abgesehen zu haben, meinen künftigen Ehemann zu Brei zu schlagen und die Grundlagen meines Lebensunterhalts zu vernichten.«
Cato blickte sich in der schmuddeligen Taverne um, und Portia spürte sofort seine Verachtung.
»Du hältst vielleicht nicht viel davon, aber das hier sichert schon seit Jahren mein täglich Brot. Minucius und ich haben hier jede Sesterze reingesteckt, die wir übrig hatten. Wären wir nicht jüngst an ein bisschen Geld gelangt, hätte ich Macro den Schaden, den er kürzlich hier angerichtet hat, niemals verziehen. So wie die Dinge aber jetzt stehen, verkaufe ich. Sobald Minucius zurückkommt, verlassen wir Ravenna.«
»Ihr verlasst Ravenna?«
»Cato, ich habe nicht vor, bis an mein Lebensende hinter einem Tresen zu stehen. Minucius und ich haben vor, ein kleines Landgut zu erwerben und uns dorthin zurückzuziehen.«
Cato zog die Augenbrauen hoch. »Dann muss das hier ja einen ganz schönen Gewinn abwerfen.«
Portiaschnaubte.»Schönwär’s.Nein.DasGeldkommtvonMinucius.VoreinpaarMonatenistseinOnkelgestorben.AnscheinendwarderMannkluggenug,keineKinderzuhaben«,fügtesiemitNachdruckhinzu.»ErhatallesseinemNeffenhinterlassen.«Sielächeltebitter.»DasmachtalldieJahre,dieichindieseSchenkehiergesteckthabe, ein bisschen zu einem Witz, findest du nicht?«
Cato zuckte mit den Schultern. »Besser spät als nie. Dasselbe gilt auch für eine Versöhnung mit Macro.«
»Vergisst du da nicht etwas? Ich habe ihn und seinen Vater verlassen. Ich habe sie einfach sitzen gelassen und bin mit einem anderen Mann weggelaufen. Kannst du dir vorstellen, wie sehr das einen Jungen in diesem Alter verletzen muss? Obgleich ich meine Gründe hatte, konnte ich es mir selbst niemals verzeihen. Ich habe mir oft vorgestellt, was er durchgemacht haben muss – und habe mich selbst damit gequält. Und die ganze Zeit war ich mir sicher, egal wie sehr es mir zusetzte, für ihn war es viel schlimmer, wenn nicht für diesen versoffenen Nichtstuer von einem Ehemann. Du kannst dich darauf verlassen, dass Macro mir niemals verzeihen wird.«
»Vielleicht ja doch«, erwiderte Cato, »wenn du ihm Gelegenheit dazu gibst.«
Portia runzelte die Stirn und tätschelte seine Hand. »Schau mal, du scheinst ja ein netter Junge zu sein, Cato, aber das geht dich eigentlich nichts an.«
»Macro ist mein Freund. Es geht mich sehr wohl etwas an.«
»Mach doch, was du willst … « Sie maßen einander stumm mit Blicken, und dann senkte Portia die Augen. »Na gut, sag ihm, dass ich mit ihm spreche, wenn die Sache mit den Piraten vorbei ist. Er soll eine letzte Gelegenheit bekommen, erwachsen zu werden. Wenn er sich nicht dazu durchringen kann, sich vernünftig zu benehmen, will ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Schließlich habe ich eine Zukunft mit Minucius. Ich muss wirklich nicht die Vergangenheit aufwühlen.«
Cato nickte. »Ich werde es ihm sagen.«
»Also gut, wenn das alles ist … Nein, warte. Du hattest noch eine andere Angelegenheit erwähnt.«
»Ja.«
»Nun?«
»Erinnerst du dich an die Nacht, in der wir hergekommen sind?«
Portia zog die Augenbrauen hoch. »Was meinst du wohl?«
Cato senkte die Augen, um seine Scham zu verbergen.
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