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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Männer, die ihre persönliche Habgier vor das Wohl des Imperiums und seiner Bevölkerung stellten. Ihr niederträchtiger Verrat würde sie das Leben kosten. Aber in dieser Sache konnte er vorläufig nichts mehr unternehmen. Hunderte von Meilen entfernt warteten seine Kameraden in Illyricum auf die dringend benötigte Verstärkung, die die Wende im Kampf gegen Telemachos und seine Piraten bringen sollte. Vielleicht waren sie bereits jetzt erneut angegriffen und möglicherweise sogar besiegt und ausgelöscht worden. Bei diesem Gedanken ballte Cato die Fäuste. Das war doch Blödsinn. Schlimmer, es war ein Augenblick kindischer Panik. Bei der ersten Begegnung waren die Piraten dank des Verrats im Vorteil gewesen. Beim nächsten Mal wären die römischen Kriegsschiffe nicht durch Vorräte und Ausrüstung behindert und zudem zahlreicher. Eine zweite offene Seeschlacht würden die Piraten nicht überstehen. Nicht einmal Vitellius könnte einen Sieg der Römer vermasseln.
    Cato versuchte, sich möglichst viele Einzelheiten der Begegnung mit Telemachos in Erinnerung zu rufen. Der Mann war mit allen Süß- und Salzwassern gewaschen, ein skrupelloser Realist. Er würde sich nicht zu einer Schlacht verleiten lassen, die er nicht gewinnen konnte. Viel wahrscheinlicher war, dass er eine Zermürbungstaktik anwenden würde. Er würde sich auf isolierte römische Versorgungs- und Patrouillenschiffe stürzen und die Römer allmählich aufreiben, bis sie den Feldzug abbrechen mussten oder so weit geschwächt waren, dass die Piraten einen letzten, vernichtenden Angriff wagen konnten. In Anbetracht des unüberlegten Ehrgeizes des Präfekten und der Listigkeit und Schläue des Piratenkommandanten waren die Aussichten für die Soldaten der Flotte Ravennas düster.
    Cato schlug entnervt mit der Faust auf die Schreibtischplatte und stand auf. Er trat aus seinem Büro und verließ das Hauptquartier. Auf der anderen Seite des Exerzierplatzes war die Sparta zum Ablegen bereit am Kai vertäut. Der Wächter am Zugang zur Laufplanke nahm beim Kommen des Centurios Haltung an und stieß seinen Speer auf den Boden.
    Sobald seine Stiefel aufs Deck polterten, rief Cato dem Trierarchen zu: »Sofort ablegen.«
    Cato ging nach achtern und stellte sich neben den Rudergänger, während die Matrosen die Laufplanke hereinzogen und die Festmacherleinen lösten. Mehrere Männer stießen den Bug mit kräftigen Stangen vom Kai ab und setzten diese Arbeit nach achtern fort, bis der Abstand so groß war, dass die Ruderer die langen Riemen aus den Luken strecken konnten. Zum langsamen Rhythmus des Pausarius wurden die Riemen stetig durchs Wasser gezogen und wühlten die Oberfläche auf, während die Sparta allmählich Fahrt aufnahm und in den Marinehafen zum Rest der Flotte glitt. Als sie dies sahen, brüllten die Trierarchen der Biremen Befehle, die Anker zu lichten und der Sparta zu folgen.
    Die Flottille passierte den Haupthafen, und ein paar Frühaufsteher beobachteten sie vom Kai und den Decks der Kauffahrer aus, die sich in der Sicherheit der Verteidigungsanlagen des Hafens drängten. Vom Heck der Trireme blickte Cato auf das Gewirr der Lagerhäuser und auf die mit roten Ziegeln gedeckten Dächer der Stadt dahinter. Durch die Entfernung wirkten die Gebäude bereits klein wie Spielzeug.
    Die Sonne stand inzwischen deutlich über dem Horizont, und die Sparta hielt aufs offene Meer zu, den blendend hellen Strahlen entgegen. Ihr Bug hob sich über die nun stärkere Dünung, und Cato spürte eine leichte Brise auf seinen Wangen. Sobald die Kriegsschiffe das Land ein Stück weit hinter sich gelassen hatten, erteilte der Trierarch den Befehl, die Riemen einzuziehen und das Großsegel zu setzen.
    Catos Augen fielen einen Augenblick lang zu. Er öffnete sie blinzelnd, schloss sie wieder und ergab sich dem warmen, tröstlichen Bedürfnis nach Ruhe. Plötzlich überkam ihn ein Schwindel, und er öffnete die Augen gerade noch rechtzeitig, um nicht aufs Deck zu fallen.
    »Alles in Ordnung mit dir, Herr?«
    Cato blickte sich nach dem Rudergänger um. »Alles bestens. Ich bin einfach nur müde. Ich werde mich wohl mal einen Augenblick hinsetzen.«
    Er ließ sich auf dem Deck nieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling. Nur eine Stunde Ruhe. Mehr nicht. Nur eine Stunde, ermahnte Cato sich energisch. Gleich darauf sank sein Kopf nach unten, bis sein Kinn auf den Falten seines Umhangs ruhte. Er atmete tief und gleichmäßig und bekam nichts mehr vom Heben und

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