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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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jungen Mannes schon im Vergleich zu all diesen anderen Faktoren? Und doch spürte Cato, wie ihn eine Woge des Abscheus überkam, und er wollte nicht an dieser Sache teilhaben. Aber er konnte nicht weggehen. Sonst würde jeder wissen, dass er so etwas nicht ertrug, und wenn sich das im Lager verbreitete, würde er zur Lachnummer werden. Er musste so tun, als berührte ihn die Folterung, die vor seinen Augen stattfand, gar nicht. Das war natürlich leichter gesagt als getan, und als ihm ein dicker Blutspritzer auf die Wange klatschte, wurde Cato fast übel, und er schluckte nervös.
    Nach einer Weile schritt Vitellius ein und winkte den Verhörspezialisten zur Seite. Es war warm im Zelt, und die Haut des Mannes glänzte von Schweiß, als er von dem auf dem Stuhl zusammengesackten Piraten wegtrat.
    »Das genügt für den Anfang, Trebius.« Vitellius lächelte dem Folterer zu. »Wir wollen ihn in dieser Phase noch nicht zu sehr lädieren.«
    Der Verhörspezialist war überrascht. »Ich weiß, was ich tue, Herr. Er wird noch eine Weile reden können.«
    Vitellius hob die Hände. »Verzeihung. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Aber bevor wir weitermachen  … Gibt es etwas, was du mir sagen möchtest, Ajax?«
    Der Pirat keuchte heftig, und zunächst hatte es den Anschein, als hätte er den Präfekten gar nicht gehört. Dann rollte sein Kopf zur Seite. Er schlug die Augen auf und spie etwas Blut aus.
    »Dafür wirst du bezahlen, Römer … Ich werde dich leiden lassen … Und wenn du mich tötest, dann wird mein … « Ajax blickte einen Augenblick beunruhigt auf, und dann erstarrte sein Gesicht erneut zu einer Maske bitteren Hasses. »Er wird dich das büßen lassen.«
    Macro warf Cato einen Blick zu und fragte leise: »Er?«
    Cato zuckte mit den Schultern. »Vielleicht Telemachos.«
    Vitellius trat näher an den Piraten heran, beugte sich vor und fragte freundlich: »Wer wird mich das büßen lassen? Dein Freund, der Piratenkommandant? Glaubst du das wirklich?«
    »Du wirst sterben, Römer.«
    Vitellius lachte leise. »Mein Freund, wir sterben alle eines Tages. Nur manche eben früher als andere. Der richtige Zeitpunkt ist immer das Entscheidende im Leben. Nun, du kennst die Fragen. Ich möchte die Antworten wissen.«
    »Du Scheißkerl!« Ajax riss den Kopf hoch und spie dem Präfekten ins Gesicht.
    Vitellius fuhr instinktiv zurück und wischte sich den blutigen Speichel mit dem Handrücken ab. Er lächelte. »Nein, der Scheißkerl bist du, du Abschaum.« Er nickte dem Verhörspezialisten zu. »Mach dich wieder an die Arbeit, Trebius. Diesmal soll es wirklich wehtun.«
    »Jawohl, Herr.« Der Folterer wandte sich seinem Assistenten zu. »Gib uns das Schneidewerkzeug … «
    Ajax hielt den Rest des Nachmittags durch, und selbst Macro empfand Bewunderung für den Mut des jungen Mannes. Ajax hatte geschrien, als der Verhörspezialist ihm einen kleinen Finger abgeschnitten und dann mehrere Fleischstücke aus ihm herausgestochen hatte, doch kein einziges Mal hatte er um ein Ende der Folter gebettelt oder die Fragen beantwortet, die Vitellius ihm gestellt hatte. Cato wurde es immer elender zumute, während die Folter weiterging, Stunde um Stunde. Doch als er gerade das Gefühl bekam, dass er Einspruch erheben und versuchen sollte, dieser sinnlosen Verstümmelung ein Ende zu bereiten, gab der Pirat endlich nach und stieß vor Schmerz und Entsetzen schluchzend einen Namen heraus.
    »Vectis terra … «, flüsterte er.
    »Was war das?« Vitellius beugte sich näher zu ihm und lauschte angestrengt, um ihn zu verstehen. »Sprich lauter!«
    »Vectis terra … mein Vater ist bei Vectis terra.«
    Im Zelt war es plötzlich still, und die Römer wechselten einen überraschten Blick. Cato schüttelte den Kopf, wütend auf sich selbst, dass ihm die nun so offensichtliche Verbindung zwischen Telemachos und Ajax entgangen war. Natürlich waren ihre Gesichtszüge sich ähnlich. Und warum sollte ein so junger Mann einen so hohen Rang unter den Piraten bekleiden, wenn er nicht mit ihrem Anführer blutsverwandt war?
    Vitellius war der Erste, der etwas sagte. »Also, das ist nun wirklich interessant. Du bist also sein Sohn.«
    Ajax erwiderte nichts, sondern ließ den Kopf hängen und weigerte sich, dem Blick der Römer zu begegnen.
    »Sehr schön!« Vitellius konnte sein Entzücken über diese Entdeckung nicht verhehlen. »Ich bin mir sicher, dass du uns nun sogar noch nützlicher sein wirst, Ajax. Ich frage mich … ich frage mich, wie weit

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