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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Augen noch immer auf den Gefangenen gerichtet, den Kopf leicht zur Seite und öffnete den Mund, um dem Mann in der Hütte etwas zuzurufen. Doch bevor es dazu kam, schwirrte etwas Dunkles durch die Luft, und dann gab es einen Schlag. Ein Stein von der Größe einer Männerfaust streifte die Schläfe des Piraten. Mit einem Ächzen wankte er zurück und nahm eine Hand vom Speerschaft. Sofort rollte Macro sich zur Seite und riss sein Schwert an sich. Er fuhr herum, hieb nach den Kniekehlen des Piraten, durchschnitt Sehnen und zerschmetterte Knochen. Der Mann stürzte zu Boden. Sein Schädel krachte gegen einen Stein, und er brach zusammen. Blut rann aus einem tiefen Riss in seiner Kopfhaut. Macro blickte auf und sah, dass Cato am Felsbrocken lehnte.
    »Guter Wurf, Junge.«
    Cato winkte zustimmend ab und sackte wieder mit einer Grimasse zusammen. Macro warf noch einen Blick auf den Piraten und rannte dann zu der fünfzig Schritte entfernten Hütte. Die Steine knirschten laut unter seinen genagelten Sohlen, aber das Element der Überraschung war ohnehin verloren; nun war Tempo alles, was zählte. Bevor er bei der Hütte ankam, schlug ein Arm den ledernen Türvorhang zurück, und im Eingang tauchte ein mit einem Turban bedeckter Kopf auf. Ein dunkles Gesicht mit gelben Augen wandte sich Macro zu. Darin konnte sich gerade noch ein Ausdruck von Entsetzen und Angst abzeichnen, da stürzte sich der Centurio auch schon mit einem lauten Brüllen auf den Mann. Sie taumelten in die Hütte zurück und fielen auf einen kleinen Topf, der über einem Kochfeuer dampfte. Der Mann stieß einen Schrei aus, denn sein Rücken wurde vom Inhalt des Topfs und dem Feuer versengt. Die stickige Luft in der Hütte füllte sich mit dem Geruch von Getreidebrei und dem beißenden Gestank verbrannten Haars. Macros Schwert hatte sich in der Hüfte des Mannes verfangen. Er ließ es los und drückte den Piraten nach unten, eine Hand um seine Kehle gekrallt und die andere um ein Handgelenk des Gegners geklammert. Der brüllte weiter, sogar noch, als Macro ihn fester um den Hals packte und seine Luftröhre zusammendrückte. Kurz bäumte der Mann sich noch auf und zappelte verzweifelt, doch nach einer scheinbaren Ewigkeit ließ seine Kraft nach, und er verlor das Bewusstsein. Macro hielt ihn noch eine Weile nach unten gedrückt, um sicherzugehen, dass es mit ihm zu Ende war. Dann wälzte er sich heftig keuchend zur Seite.
    Ein Schatten fiel auf den Eingang der Hütte, und Cato lehnte sich gegen das raue Holz des Türrahmens. Er blickte auf die Leiche hinunter, unter der das Feuer noch qualmte, und sein Gesicht verzog sich vor Abscheu.
    »Du musstest ihn ja nicht gleich braten … « Cato betrachtete seinen Freund. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Wunderbar. Alles bestens.« Macro richtete sich auf, hockte sich über die Leiche, packte seinen Schwertgriff mit beiden Händen und riss die Klinge heraus. Er wischte sie an der abgetragenen Tunika des Piraten ab und steckte sie wieder in die Scheide. Dann hastete er an Cato vorbei ins Freie, weg vom Gestank nach verkohltem Fleisch und versengtem Haar.
    »Und wie steht es mit dir?« Macro deutete auf Catos Schritt.
    »Ich werde es überleben, aber ich bin mir nicht sicher, ob meine eventuellen Nachfahren es auch überstehen werden.«
    Macro lächelte. »Und da sage ich den Leuten immer, du seist hart im Nehmen.«
    »Nett, dass du so besorgt bist.« Cato setzte sich, blickte sich an dem kleinen Beobachtungsposten um und dachte einen Augenblick nach. »Wir haben ein Problem.«
    »Tatsächlich?« Macro nickte zu der Leiche in der Hütte hinüber. »Nicht mehr. Ich denke, wir haben sie alle erwischt.«
    »Das ist es ja gerade. Was passiert, wenn die Piraten entdecken, dass wir diese Männer getötet haben? Denk doch einmal darüber nach. Dann wissen sie, dass wir hier waren, und damit auch, dass wir ihren Stützpunkt entdeckt haben.«
    Macro nickte, da er sofort begriff, was diese neue Situation bedeutete. »Sie werden die Flucht ergreifen. Und wir stehen dann wieder ganz am Anfang. Und zusätzlich wird Präfekt Vespasian verdammt sauer auf uns sein. Aber wenn wir rechtzeitig zur Flotte zurückkehren, können wir sie doch bestimmt immer noch in der Bucht einschließen, bevor sie entdecken, dass wir die Leute vom Beobachtungsposten erledigt haben.«
    Cato schüttelte den Kopf. »Sie werden es viel früher herausfinden.«
    »Warum denn?«
    »Dieser erste Mann. Ich hatte den Eindruck, dass er jemanden erwartete, als er

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