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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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dich singen hörte. Das wirkt auch einleuchtend. Hier oben gibt es nichts zu essen. Die Posten waren bestimmt darauf angewiesen, dass man ihnen Proviant heraufbrachte. Wenn er aber jemanden erwartet hat, kannst du mit Sicherheit davon ausgehen, dass diejenigen bald hier sein werden, die Leichen entdecken und sofort Alarm schlagen. Wahrscheinlich gleich von hier aus, was bedeuten würde, dass Telemachos genug Zeit zur Flucht hätte, bevor wir auch nur wieder bei Vespasian eingetroffen wären.«
    »Verdammt«, brummte Macro. »Und was machen wir jetzt? Sollen wir hier warten, bis die Leute mit dem Proviant kommen, und uns um die auch noch kümmern?«
    »Nein, wir dürfen die Benachrichtigung der Flotte nicht aufschieben.«
    »Na großartig!« Macro war gereizt. »Und was machen wir dann?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, erwiderte Cato. »Du kehrst zur Flotte zurück und erstattest Bericht. Nimm meine Landkarte mit, das macht alles klarer. Ich bleibe hier und warte auf den Proviant.«
    »Das ist doch Wahnsinn«, protestierte Macro. »Du hast keine Ahnung, wie viele Männer es sein werden.«
    »Mehr als ein oder zwei wohl kaum«, entgegnete Cato. »Mehr braucht man nicht, um das Lastmaultier den Pfad heraufzuführen.«
    »Und was, wenn die Ablösung für diese Wachtposten mit dabei ist?« Macro schüttelte den Kopf. »Du hättest keine Chance. Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Cato, aber du bist kein berühmter Gladiator.«
    »Schon gut«, erwiderte Cato unwirsch. »Dann müssen wir eben hoffen, dass sie ihre Wachtposten nicht allzu oft auswechseln.«
    Macro blickte ihn kurz schweigend an und versuchte, weitere Argumente zu finden, die seinen Freund von seinem Vorhaben abbringen würden, aber Cato hatte recht. Sie konnten einfach nicht das Risiko eingehen, dass der Feind von der Entdeckung seines Verstecks erfuhr. Wenn sie doch nur nicht über diesen Beobachtungsposten gestolpert wären. Wenn ich doch nur nicht gesungen hätte !, warf Macro sich erbittert vor. Dann hätten sie die Warte vielleicht rechtzeitig entdeckt und sie umgehen können, ohne den Feind auf sich aufmerksam zu machen. Er sah Cato an.
    »Ich bleibe hier. Du kehrst zur Flotte zurück. Es ist meine Schuld, dass wir sie töten mussten.«
    »Nein.« Cato schüttelte den Kopf. »Wir mussten sie zum Schweigen bringen. Andernfalls hätten sie die Piraten warnen können, wenn unsere Flotte dann gekommen wäre. Wir haben Glück gehabt, dass wir auf sie gestoßen sind. Mach dir keine Vorwürfe.«
    Macro zuckte mit den Schultern, noch immer unfähig, die Last seiner Schuldgefühle ganz abzuschütteln.
    »Geh du«, beharrte Cato. »Vespasian muss erfahren, dass die Piraten hier sind. Die Botschaft muss zu ihm durchkommen, und du bist der beste Mann dafür. Ich erledige meinen Teil hier.«
    »Verstehe. Und wie wirst du zur Flotte zurückkehren, wenn du mit den Männern fertig bist, die den Proviant bringen?«
    »Ich bleibe hier, bis die Flotte eintrifft. Falls wir die Piraten überrumpeln, steige ich den Berg hinunter, und du kannst unseren Leuten auftragen, ein Boot nach mir zu schicken. Sollte ich hier sehr in der Minderzahl sein, ergreife ich die Flucht. Aber erst stecke ich noch diese Hütte in Brand. Das wird das Signal für unsere Seite sein, dass die Piraten von unserem Kommen wissen. Ich gehe kein unnötiges Risiko ein, Macro«, versuchte Cato seinen Freund zu beruhigen. »Lieber ein lebender Centurio als ein toter Held.«
    Macro lachte. »Etwas Klügeres hast du noch nie gesagt, Cato. Also gut, dann gehe ich.«
    »Am besten jetzt sofort.«
    »Was? Ohne mich auszuruhen? Wo ich gerade einen Kampf hinter mir habe?«
    »Geh einfach, Macro.« Cato holte die Karte unter seiner Tunika hervor und reichte sie seinem Freund. »Hier.«
    Macro beugte sich vor und nahm sie entgegen. »Bis später also, Cato.«
    »Vergiss nicht: Lass dich durch nichts aufhalten. Sei vorsichtig. Und nicht mehr singen.«
    »Was hast du denn gegen meinen Gesang?«, fragte Macro grinsend. Dann wandte er sich ab und marschierte über das Gipfelplateau davon. Cato sah ihm nach, bis der Pfad hinter der Ebene den Hang hinabführte und sein Freund außer Sicht verschwand. Nun war Cato allein, abgesehen von den Geistern der drei Männer, deren Leichen neben ihm auf dem Berggipfel ruhten. Über den still daliegenden Beobachtungsposten blies klagend ein kalter, feuchter Wind.

KAPITEL 33
    C ato wartete ab, bis der Schmerz im Schritt so weit nachgelassen hatte, dass er sich wieder

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