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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Aus der Hütte drang lautes Schnarchen, und Cato beschloss, den Beauftragten des Kaisers noch eine Weile schlafen zu lassen. Der Mann brauchte Zeit, um sich von seiner langen Tortur bei den Piraten zu erholen.
    Cato ging zur Signalstation am Rande des Felsabsturzes, setzte sich hin und lehnte sich gegen den Signalmast. Der Horizont war klar, und an der ganzen Küste war kein einziges Schiff zu sehen. Bevor die Piraten sich hier niedergelassen hatten, wären Dutzende von Segeln in Sicht gewesen. Cato drehte sich um und blickte zur Bucht weiter küstenabwärts. Dünne Rauchfäden stiegen über der Festung der Piraten auf, und bei den Schiffen bewegten sich ein paar winzige Punkte über den Strand. Vorläufig wirkte alles ganz friedlich. Aber das würde sich ändern, sobald Vespasian eintraf.
    Cato schaute eine Weile auf die Welt hinunter. Die Aussicht war Ehrfurcht gebietend, und bald versank er in einer eigenartigen Heiterkeit. Weit dort unten nahmen die Männer einen Tag erneuter Arbeit an den am Strand liegenden Piratenschiffen in Angriff. Irgendwo dort draußen mochten die Soldaten der Flotte Ravennas sich auf eine heftige Schlacht mit dem ahnungslosen Gegner vorbereiten. Doch von hier oben erschienen all diese Einzelheiten angesichts der Berge, die sich zu beiden Seiten erstreckten, und des Meers, das bis zum Horizont reichte, nichtig und bedeutungslos. Wie friedlich alles wirkte.
    Doch dann riss eine winzige Bewegung am Rande seines Gesichtsfelds ihn aus seiner Versunkenheit und rief ihm seine Lage wieder ins Bewusstsein. Weit dort unten auf dem blau glänzenden Meer glitten fünf Schiffe eine halbe Meile vor der Felsenküste langsam über das Wasser. Sie mussten schon eine Weile zu sehen gewesen sein, und Cato war wütend auf sich selbst, dass er sie nicht früher bemerkt hatte. Fünf Galeeren, wie er an den doppelten weißen Schaumstreifen erkannte, die die Ruder beim Eintauchen erzeugten. Er beobachtete aufmerksam, wie sie mit Kurs auf die lange, schmale Bucht den Berg und den Piratenstützpunkt dahinter ansteuerten. Als sie näher heran waren, strengte er seine Augen an und sah, dass die beiden Fahrzeuge an der Spitze und am Ende des kleinen Konvois Liburnen waren. Zwischen ihnen schwammen drei Biremen. Cato runzelte die Stirn. Was hatte das zu bedeuten? Wo war die Flotte Ravennas?
    In diesem Augenblick fuhr die vordere Liburne aus dem Schatten in die sonnenglitzernde Weite des Ozeans hinaus, und auf dem Vordeck blitzte etwas blendend hell auf. Als Cato sich dem Schiff direkt zuwandte, blitzte es erneut. Dann noch einmal. Eine kurze Pause, dann folgten drei weitere Lichtblitze. Ein Signal, begriff Cato. Die Piraten schickten ein Signal an den Beobachtungsposten. Panik ergriff ihn, als ihm klar wurde, dass sie eine Antwort von ihm erwarteten, oder zumindest, dass er das Signal weitergab. Cato stand auf und versuchte nachzudenken. Dann drehte er sich um, rannte zur Hütte und brüllte aus vollem Hals: »Secundus! Secundus! Komm raus, Mann! Beeil dich!«
    Gleich darauf wurde der Ledervorhang zur Seite gezerrt. Secundus taumelte aus der Hütte und rieb sich die Augen. Sobald er die angespannte Miene des auf ihn zustürzenden Centurios sah, richtete er sich auf. »Was ist denn los?«
    »Piratenschiffe nähern sich der Bucht!« Cato zeigte zum Felsabsturz. »Sie geben uns ein Signal. Du musst mir helfen. Komm, rasch!«
    Er winkte und eilte zur Signalstation zurück. Als Secundus ihn heftig keuchend eingeholt hatte, sah Cato, dass das Schiff noch immer seine Signalblitze aussandte. Er wandte sich dem kaiserlichen Beauftragten zu. »Komm schon, du warst lange genug bei ihnen, um dich auszukennen. Was bedeutet das Signal?«
    Secundus runzelte die Stirn.
    »Schnell, Mann. Es muss eine Art Erkennungssignal geben. Etwas, womit sie zeigen, dass sie Freunde sind und dass alles in Ordnung ist … Sag es mir! Die Piraten in der Bucht sollen sich so lange wie möglich in dem Glauben wiegen, dass keine Gefahr droht. Gleich wird jemand diese Schiffe sehen. Wenn wir nicht das richtige Signal geben, werden sie wissen, dass hier oben etwas nicht stimmt, und Alarm schlagen. Komm schon, sag es mir. Was sollte ich tun?«
    »Ich denke nach.« Secundus schloss die Augen und dachte an seine Zeit im Piratenstützpunkt zurück. »Ja! Ja, ich erinnere mich. Der schwarze Stander! Zieh den schwarzen Stander auf!«
    Cato schaute ihn an. »Schwarz? Bist du dir sicher?«
    »Absolut. Sie haben schwarze Flaggen verwendet, um herankommenden

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