Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Signal, die Segel zu setzen und die Riemen einzuziehen. Wir müssen einfach hoffen, dass sie uns nicht früh genug kommen sehen, um Vorkehrungen gegen unsere kleine List zu treffen. Andernfalls sind wir so gut wie tot.«
    Macro, der am Bug der Liburne stand, starrte zur langsam näher kommenden Landspitze hinüber und hoffte inständig, dass das Schiff die Strecke rasch genug zurücklegen würde. Selbst mit seiner beschränkten Vorstellungskraft konnte er sich mühelos vorstellen, dass einige Piraten, die das verschmutzte Wasser des Ankerplatzes mieden, dort fischten oder schwammen. Wenn er aufschaute, würde ein solcher Pirat die fünf Segel sehen, die sich dem Meeresarm näherten, und diese Nachricht sofort Telemachos überbringen. Die Piraten würden vorsichtig sein, da sie wussten, dass eine römische Flotte auf der Suche nach ihnen war. Sie würden mit ihren Waffen zusammenlaufen, und die Besatzungen auf den Schiffen würden einsatzbereit sein. Sobald sie die List durchschauten, würden die Römer niedergemetzelt werden, und das Wasser der Bucht würde sich von ihrem Blut rot färben.
    Macro versuchte, die grauenhaften Bilder zu vertreiben, die in seinem Kopf abliefen. Schließlich hatte Vespasians List beste Erfolgsaussichten. Die Piraten hatten genau diese Liburnen vor mehreren Tagen ausgeschickt, um Jagd auf Schiffe zu machen. Sie würden ihre Rückkehr erwarten und sich über den Anschein von Erfolg riesig freuen. Besser noch, falls Macro mit seinem Urteil über den schwarzen Stander richtig lag, würden die Piraten davon ausgehen, dass das Erkennungssignal gegeben worden und alles in Ordnung war. Roms Chancen standen gut, aber dennoch empfand Macro das Bedürfnis, auch die Götter um ihre Hilfe anzuflehen. Er betete lautlos zu Mars und Fortuna und versprach jedem einen Votivspeer, wenn er den bevorstehenden Kampf überlebte und die Flotte Ravennas triumphierte.
    Sie waren nur noch eine Meile von der Landspitze entfernt, als er zwei Gestalten erblickte, die die näher kommenden Schiffe von den Klippen beobachteten. Macro erwartete, dass sie kehrtmachen und davonrennen würden, aber sie blieben stehen und betrachteten die fünf Schiffe. Als die Galeeren nur noch eine halbe Meile entfernt waren, hob einer der Beobachter den Arm und winkte grüßend. Macro schluckte nervös und winkte zurück, darauf gefasst, dass dies irgendeine Probe war. Aber noch immer gab es keinerlei Hinweis auf einen Alarm, und die Schiffe fuhren nun um die Landspitze herum. Macro wusste, dass jetzt hinter ihnen in der Ferne dem Rest der Flotte das Signal gegeben wurde, sich auf den Weg zu machen und so schnell zur Bucht zu eilen, wie der Wind und die Kraft der Ruderer es nur zuließen.
    Ein dünner Rauchschleier hing in der Luft, als sie die Klippe passierten, und dann schob der Felssporn, auf dem die Festung der Piraten stand, sich an der Felswand vorbei in Sicht. Macro spürte, wie rundum an Deck eine plötzliche Anspannung die Besatzung ergriff, und er wandte sich um und knurrte sie wütend an.
    »Bleibt mal hübsch locker, verdammt. Sie gehen davon aus, dass wir alle gute Freunde sind. Lächelt also und winkt ihnen nach Leibeskräften zu. Verstanden?«
    Die verkleideten Matrosen und Marineinfanteristen an Deck nickten ihm beklommen zu und fuhren mit ihren Pflichten fort oder stellten sich an die Reling und sahen in die Bucht hinein, die sich vor ihnen öffnete. Auf den ersten Blick schien es auf der Wasserfläche nur so von feindlichen Schiffen zu wimmeln. Dann zählte Macro sie und stellte fest, dass es nur die gleiche Anzahl war, die er und Cato vor zwei Tagen auf der Karte festgehalten hatten. Das Meer wies hier fast keine Dünung auf, und nur wenige Hundert Meter entfernt zeichneten sich die Spiegelbilder der Piratengaleeren schwankend unter den dunklen Rümpfen ab. Auf den am nächsten liegenden Schiffen tauchten nun neugierige Gesichter auf, und die meisten Piraten winkten fröhlich beim Anblick der gekaperten Biremen, die zwischen den beiden Liburnen segelten. Hinter den feindlichen Schiffen ragte die Festung über der Bucht auf, und Macro erkannte mehrere auf der Mauer und auf Plattformen entlang des Ankerplatzes aufgestellte Katapulte. Aber nirgendwo stieg verräterisch öliger Rauch auf, der auf die Vorbereitung von Brandbolzen hinwies. So weit, so gut, beruhigte Macro sich selbst. Er wandte sich nach hinten um, fing Decimus’ Blick auf und nickte.
    »Segel einholen!«, rief Decimus auf Griechisch. »Riemen

Weitere Kostenlose Bücher