Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
schwaches Licht unter einer Tür. Dahinter war der Gang noch ein kleines Stück weit undeutlich erkennbar, und dann wurde er wieder von der Dunkelheit verschluckt. Der Centurio schlich sich zur Tür vor, beugte sich bis zum Steinboden hinunter und spähte durch den schmalen Spalt unter der Tür. Er erblickte die Beine verschiedener Möbelstücke, einen abgelegten Umhang und ein paar Truhen. Nichts wies darauf hin, dass jemand im Raum war. Er lauschte kurz, hörte aber nur das ferne Stimmengemurmel von oben.
    »Wir sind wohl allein«, flüsterte er zur Treppe hinüber, worauf die anderen leise zu ihm schlichen.
    »Bleib hinten und bewache Ajax«, sagte Vitellius. »Meine Leibwächter werden als Erste hineingehen . Und nun, macht die Tür auf.«
    Der Riegel knarrte leise, und dann drang der Lichtschein, der am Boden durchgesickert war, an der Tür vorbei nach draußen. Gleich darauf schauten sie in Telemachos’ Zimmer. Die Leibwächter gingen voraus, Vitellius und die anderen folgten, und der Tribun machte leise die Tür hinter ihnen zu.
    Sie hatten das Zimmer für sich, und alle vier Römer atmeten durch, als die Spannung nachließ. Der Raum war groß und beinahe quadratisch. In jeder Außenwand befand sich ein Fenster mit vorgelegtem Laden. Die Überreste eines Feuers glommen in einer Feuerstelle und erleuchteten den Raum mit einem warmen orangeroten Schein. In einer Ecke stand eine Liege, über die ein schöner Webteppich geworfen war. Am anderen Ende des Raums befand sich ein großer Holztisch und dahinter ein riesiger Stuhl, der eher wie ein Thron aussah. Zu beiden Seiten des Tischs stapelten sich kleine Truhen. Vitellius betrachtete sie begierig und wandte sich dann seinen Leibwächtern zu.
    »Großartig, Leute! Genau, wie er es gesagt hat. Los, schauen wir uns das einmal an.«
    Trebius und Silus traten zum Tisch, und Vitellius klappte den Deckel der obersten Truhe auf. Drinnen sahen sie den matten Glanz von Gold. Er führte die Hand nach unten, ergriff eine Handvoll Münzen und hob sie hoch, damit die anderen sie sehen konnten. Bei diesem Anblick grinsten die Leibwächter und Minucius unwillkürlich. Vitellius lächelte über ihre Reaktion. »Ihr könnt euch bedienen, aber seid leise. Und jetzt«, er wandte sich Ajax zu, »zeig mir die Kiste, die ich haben will.«
    Der Pirat zögerte kurz und ließ seine Augen über die Truhen wandern. Dann zeigte er auf eine. »Die dort unter dem Tisch.«
    Vitellius folgte seiner ausgestreckten Hand und sah einen reich verzierten schwarzen Kasten. Er bückte sich und hob ihn auf. Sein Herz schlug schneller, als er ihn auf den Tisch stellte. Vitellius konnte kaum glauben, dass er die Sibyllinischen Schriftrollen vor sich hatte. Er strich mit der Hand über den Deckel zum Verschluss hinunter und schob ihn auf. Es gab ein Schlüsselloch – , aber der Kasten war nicht abgeschlossen. Er holte tief Luft und klappte den Deckel auf. Drinnen sah er im Licht des Feuers drei dicke Schriftrollen in weichen Lederhüllen, die dort Seite an Seite lagen.
    »Schriftrollen?«, fragte Minucius überrascht. »Darum geht es? Um Schriftrollen?«
    Vitellius blickte mit einem schmallippigen Lächeln zu ihm auf. »Ja. Einfach nur ein paar Schriftrollen.«
    »Aber ich dachte, du suchtest etwas … Besonderes.«
    »Die hier sind etwas Besonderes, Centurio. Sie gehören zu den wichtigsten Dokumenten, die je geschrieben wurden.«
    »Ach, wirklich?« Minucius schüttelte lachend den Kopf. »Na, du kannst sie haben, Herr. Ich begnüge mich mit dem Gold.«
    »Tu das … « Vitellius wandte sich wieder den Schriftrollen zu, streckte die Hand aus und berührte sie ehrfurchtsvoll. Dann blickte er rasch auf. »Nehmt euch aus den Truhen, was immer ihr wollt, und dann zurück zum Boot.«
    »Und was geschieht mit mir?«, fragte Ajax. »Was ist mit unserer Abmachung, Römer?«
    Vitellius blickte ihn an. Er brauchte den Piraten noch eine Weile, als Versicherung für den Fall, dass sie einem von Telemachos’ Männern über den Weg liefen. Aber wenn er das hier erst einmal hinter sich hatte, war der Sohn des Piratenkommandanten so entbehrlich wie die anderen. Vitellius legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Wenn wir unten beim Boot sind, lasse ich dich frei. Du kannst dann zu deinem Vater zurückkehren.«
    »Und dein Versprechen, uns zu verschonen, falls die Festung fällt?«
    »Du hast mein Wort.«
    Ajax blickte den Tribun kurz misstrauisch an und nickte dann, anscheinend zufriedengestellt. Er ging um den

Weitere Kostenlose Bücher