Die Prophezeiung des Adlers
darzulegen. Habt ihr mich verstanden?«
»Oh, wir haben sehr gut verstanden … Herr.«
»Nungut.«NarcissuslehntesichaufseinemStuhlzurückundordneteseineGedanken.»VoreinemMonatwurdeeinKauffahrernichtweitvonderKüsteRavennasgekapert.DaskommtvonZeitzuZeitvor.JemandrechnetsichalsPiratChancenausundbeginnt,derSchifffahrtaufzulauern.Wirkönnenesunsleisten,denVerlustdeseinenoderanderenFrachtschiffszuübersehen,aberwennsiezugierigwerden,schickenwireineFlottillehinterihnenher,umsieabzuschrecken.NurdassdiePiratendiesesMaleinSchiffgekaperthaben,aufdemzufälligeinermeinerbewährtestenMännerreiste,unterwegsineineräußerstheiklenMission.Erwurdegefangengenommenundgefoltert.ManhatmireineBotschaftgeschickt,dassmaneinLösegeldfürihnverlangt.SiekamzusammenmitseinemRingfinger.Ichnehmean,dasisteineArtPiratentradition,diezeigensoll,dassesihnenernstist.«
»Du möchtest ihn zurückhaben?«, fragte Cato. »Ist es das? Ist das alles?«
»Nicht ganz. Im Gepäck meines Beauftragten befanden sich einige Gegenstände von größtem Wert für den Kaiser.«
»Ein Schatz?« Macro runzelte die Stirn. »Du willst uns auf eine Schatzsuche schicken?«
»Ein Schatz? Ja«, antwortete Narcissus. »Aber ein Schatz, der weit wertvoller ist als alles Gold und alle Edelsteine Ägyptens.«
»Wirklich?«, fragte Macro naserümpfend. »Das bezweifle ich irgendwie.«
»Über was für eine Art von Schatz reden wir hier?«, unterbrach Cato seinen Freund.
»Schriftrollen«, antwortete Narcissus lächelnd. »Drei davon. Die Piraten wollen zehn Millionen Sesterzen für die Rückgabe dieser Rollen.«
»Zehn Millionen? Einfach nur für drei Schriftrollen?« Macro schüttelte lachend den Kopf. »Das soll wohl ein Scherz sein, Herr.«
»Ich war in meinem Leben noch nie ernster.«
Macro blieb das Lachen im Hals stecken, als er die harte Miene des Kaiserlichen Sekretärs bemerkte. »Diese Schriftrollen – was ist denn das Besondere an ihnen?«
Narcissus starrte ihn an. »Das braucht ihr nicht zu wissen. Ihr werdet mehr erfahren, falls die Situation es erfordert. Es genügt zu sagen, dass ich sie in meinen Besitz bekommen muss, um eine große Gefahr vom Kaiser abzuwenden. Vorläufig ist eure Mission das Einzige, was euch zu bekümmern hat. Ihr werdet die Schriftrollen suchen, sicherstellen und hierher zu mir bringen. Falls es möglich ist, hätte ich auch gerne das zurück, was von meinem Beauftragten noch übrig ist. Sollte dies aber die Sicherheit der Schriftrollen gefährden, muss mein Beauftragter als entbehrlich betrachtet werden.«
»Wer weiß noch davon?«, fragte Cato.
Narcissus dachte einen Augenblick lang nach. »Der Kaiser. Mein Sekretär und noch eine weitere Person.«
»Wer denn, Herr?«
Narcissus schüttelte lächelnd den Kopf. »Auch das braucht ihr nicht zu wissen. Vorläufig. Unterdessen habe ich dafür gesorgt, dass ihr beide zum Marinestützpunkt in Ravenna abkommandiert werdet. Dorthin schicken wir zur Verstärkung eine Abteilung Marineinfanteristen, um dieser neuen Bedrohung durch die Piraten zu begegnen. Ihr könnt euch ihnen anschließen. Der Präfekt hat den Auftrag erhalten, das Versteck der Piraten zu suchen und zu zerstören. Eure Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass nach dem Sieg über die Piraten die Schriftrollen geborgen werden und mein Beauftragter heimgeholt wird. Außerdem sollt ihr sicherstellen, dass Piraten, die die Schriftrollen gelesen oder gesehen haben, nicht gefangen genommen werden. Und noch ein Letztes.« Narcissus beugte sich wieder zu ihnen vor. »Es ist möglich, dass die Piraten an Dritte herangetreten sind und ihnen angeboten haben, ihnen die Schriftrollen zu verkaufen. In diesem Fall werden meine Feinde vor nichts Halt machen, um in deren Besitz zu gelangen. Ihr dürft niemandem vertrauen. Verstanden?«
Die beiden Centurionen nickten.
»Wann sollen wir aufbrechen?«, fragte Macro.
»Das seid ihr schon. Die Verstärkung hat Rom bei Tagesanbruch verlassen. Ihr werdet sie einholen müssen, sobald wir hier fertig sind.«
Cato schwirrte der Kopf. »Was ist mit der Verwaltung? Unsere Befehle?«
Narcissus winkte ab. »Mein Sekretär hält alles bereit. Er wird euch die erforderlichen Dokumente geben, sobald ihr mein Büro verlasst. Und jetzt, meine Herren, wenn ihr euch keine unnötigen Blasen an den Füßen holen wollt, setzt ihr euch besser in Bewegung.
»Nur noch eines, Herr«, sagte Macro.
»Ja?«
»Geld. Wir brauchen welches, um bis Ravenna unsere Ausgaben zu bestreiten, Herr.«
»Verstehe. Nun
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