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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Barbar, der ungeschoren davonkam‹, so was eben.«
    »Ach.« Macro spitzte die Lippen. »Die Geschichte ist aber wahr. Und daher hasse ich Marineinfanteristen!«
    Cato spürte, wie sich ihm eine schwere Last auf die Seele legte. Falls Macro all diese Vorurteile mit nach Ravenna brachte, würde das Leben mit den Marinesoldaten sehr schwierig werden. Die Rivalität zwischen den verschiedenen Truppengattungen war auch so schon schlimm genug, ohne dass Macro die Situation noch durch seinen persönlichen Feldzug gegen alle Marineangehörigen erschwerte.
    Cato versuchte, vernünftig mit seinem Freund zu reden. »Denkst du nicht, es ist ein bisschen hart, alle nach dem Betragen eines Einzigen zu beurteilen?«
    »Nein.«
    Cato zischte entnervt: »Das ist aber nicht gerecht.«
    »Was hat denn Gerechtigkeit damit zu tun? Einer von diesen Drecksäcken ist mit meiner Mutter durchgebrannt. Jetzt sitze ich am längeren Hebel, und ich werde ihnen zeigen, wo es langgeht. Und von diesem Unfug über Gerechtigkeit will ich nichts hören.«
    »Mit Vorurteilen hat man noch nie ein Problem gelöst«, erwiderte Cato ruhig.
    »Unsinn! Welcher von deinen tollen Philosophen hat sich denn das ausgedacht? Mit Vorurteilen löst man alle Probleme, und zudem noch rasch. Vorausgesetzt, man hat den Mut, sich durchzusetzen. Was meinst du wohl, wie wir sonst an ein Imperium gekommen sind? Doch nicht, indem wir mit einem Haufen wilder Barbaren gerecht umgegangen sind. Meinst du wohl, wir haben sie freundlich überredet, ihre Waffen wegzuwerfen und uns ihr Land zu überlassen? Nein. Wir haben sie als unwissend und unzivilisiert betrachtet. Alle miteinander. Und meiner Meinung nach zu Recht. Das hat es letztlich viel einfacher gemacht, ihnen eins in die Fresse zu geben. Wenn du erst anfängst, über das Für und Wider ihres Standpunkts nachzugrübeln, bist du sofort tot. Handele, wie es sich von Fall zu Fall ergibt, und dein Leben wird einfacher, und wahrscheinlich auch länger. Lass mich also mit deiner Gerechtigkeit in Ruhe, Cato. Wenn ich Marineinfanteristen hassen will, ist das meine Sache. Das macht mein Leben einfach. Du willst dich an sie ranschmeißen? Nur zu, aber halte mich da raus.«
    »Na ja, wenn du darauf bestehst.«
    »Das tue ich. In Ordnung? Und jetzt lass uns das Thema wechseln.«
    Cato sah, dass sein Freund in diesem Punkt nicht mit sich reden ließ. Zumindest vorläufig nicht. Vielleicht konnte er Macro im Laufe der Zeit zu mehr Vernunft überreden. Ein paar sorgfältig gewählte Worte hier und da, und ihre Abkommandierung zur Marine mochte sich als weniger unangenehme Erfahrung erweisen. Wenn Narcissus recht hatte, würde diese Mission für Cato und Macro schon gefährlich genug werden, auch wenn sie sich keine Sorgen um die Loyalität der Männer um sie herum machen mussten.
    Cato beugte sich vor, rückte die Tragestange auf seiner Schulter zurecht und ging schweigend weiter. Die Via Flaminia führte nun einen niedrigen Bergkamm im Norden der Hauptstadt hinauf. Als sie die Anhöhe erreicht hatten, trat Cato von der Straße herunter in den Schatten eines hohen Zypressenwäldchens und setzte sein Bündel einen Augenblick ab. Macro marschierte ein paar Schritte weiter, hielt dann inne, verließ das Pflaster widerstrebend und gesellte sich zu seinem Freund.
    »Du bist doch nicht schon müde?«
    »Ein bisschen schon«, gab Cato zu. »Ich habe lange keinen Übungsmarsch mehr gemacht.«
    »Wirklich?« Macro grinste überheblich. »Ich mache noch einen Marineinfanteristen aus dir.«
    »Sehr komisch.« Cato trank einen Schluck aus seiner Feldflasche und blickte über die Straße nach Rom zurück, das sich auf seinen sieben Hügeln ausbreitete und in die umliegende Landschaft ausdehnte. Nachdem er einige Monate in der Enge der Stadt gelebt hatte, kam es Cato eigenartig vor, Rom mit seiner Million Einwohner nun mit einem einzigen Blick zu erfassen. Der riesige Gebäudekomplex des kaiserlichen Palasts war deutlich zu erkennen, selbst aus mehreren Meilen Entfernung, aber jetzt wirkte er winzig, als wäre er aus den Bauklötzen eines Kindes errichtet. Für einen Augenblick staunte Cato darüber, wie klein die menschlichen Leistungen in einem anderen Zusammenhang waren. Die ganze großartige Politik des Palasts und all die kleinlichen Vorurteile und Bestrebungen im Gedränge der Hauptstadtstraßen – all das wirkte aus der Ferne gesehen vergeblich und unbedeutend.
    Cato schaute zu seinem Freund hinüber. Für Macro sah die Sache anders aus. Er

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