Die Prophezeiung des Adlers
zog sich mit verzerrter Miene hoch. Dann verlor er beinahe das Bewusstsein.
»Hilf mir mal, Cato«, sagte Macro und legte dem Mann den Arm um den Rücken.
Cato stützte ihn auf der anderen Seite, und so überquerten die drei Männer den Straßengraben und gingen langsam den Weg zum Lagerplatz der Marineinfanteristen hinunter.
KAPITEL 11
C enturio Minucius erwartete sie auf der Straße neben dem Lager. Während die Centurionen sich langsam näherten, Anobarbus zwischen sich, verschränkte er die Arme vor der Brust.
»Und das ist … ?«
»Marcus Anobarbus«, brummte Macro. »Wir sind ihm schon einmal begegnet. Er war in Hispellum, als wir dort übernachtet haben.«
»Da seid ihr also mitten in der Nacht spazieren gegangen und habt ihn gefunden oder wie?«, meinte Minucius mit kaum verhohlenem Argwohn. »Und was das betrifft, wer seid ihr beiden eigentlich genau?«
»Centurionen auf dem Weg zu ihrem neuen Posten, wie wir schon sagten.«
»Wie ihr schon sagtet.«
»Du hast unsere Dokumente gesehen«, fügte Cato hinzu. »Sie tragen den Stempel des Kaiserlichen Armeeamts, oder?«
»Die hätte doch jedes halbwegs geschickte Kind fälschen können.«
»Mag sein, aber wer sollte so etwas wollen?«, beharrte Cato. »Können wir jetzt diesen Mann in unser Zelt bringen und uns seiner Wunden annehmen?«
Minucius zog die Augenbrauen hoch. »Wunden? Was für Wunden denn?«
»Als wir ihn gefunden haben, haben ein paar Männer sich mit Experimenten amüsiert, wie schmerzhaft sie Anobarbus seine letzten Minuten wohl machen können.«
»Warum?«
Macro zuckte mit den Schultern. »Schaffen wir ihn rein und finden wir es heraus.«
Die Centurionen legten Anobarbus auf Macros Lager. Gleich darauf kam Minucius mit einer Kiste voller Salben und Verbände von den Wagen zurück. Er stellte die Kiste neben dem Kaufmann ab, während Cato vorsichtig dessen Umhang öffnete und die Wunden freilegte.
»Verdammt.« Minucius verzog das Gesicht. »Was beim Hades haben die denn mit ihm angestellt?«
»Sie haben versucht, seine Zunge zu lösen«, antwortete Cato. »Wir haben gehört, wie sie ihm Fragen stellten.«
»Was für Fragen?«
»Ich weiß nicht recht. Sie waren hinter etwas her, und er sagte, er hätte es nicht.«
»Oh, das ist sehr hilfreich.«
Macro nickte zum Kaufmann hinüber. »Er rührt sich. Fragen wir ihn doch.«
Anobarbus’ Augen öffneten sich flackernd, und er blickte verängstigt auf die Gesichter, die über ihm aufragten. Dann erkannte er Cato und Macro, und sein Entsetzen legte sich. Er leckte sich die Lippen und lächelte gezwungen. »Meine Erretter. Einen Augenblick lang dachte ich, ihr wäret … Was ist mit denen passiert?«
»Eineristentkommen«,antworteteMacro.»Dieanderensindtot.Möchtestduunsvielleichtsagen,wersiewaren?«
»Gleich«, unterbrach Minucius ihn. »Ich will erst nach den Verbrennungen sehen.«
Er nahm den Deckel von seinem Arzneikasten. Darin lag eine Auswahl von Salbentiegeln und Verbänden. Minucius kramte darin herum und brachte ein kleines Töpfchen mit einem Korkdeckel zum Vorschein. Es enthielt eine fettige Substanz, die er behutsam auf die Brust und die verbrannte Wange des Kaufmanns auftrug.
»Gänsefett«, erklärte er. »Das wird die Brandwunden schützen. Jetzt hebt ihn an, während ich ihm den Verband anlege.«
Der Kaufmann biss die Zähne zusammen, während Minucius einen sauberen Leinenverband um seinen Oberkörper wickelte und unter einem Arm abband. Anobarbus ließ sich dankbar auf das Lager zurückfallen, und Minucius klappte den Arzneikasten zu und stellte ihn zur Seite.
»Nun gut«, sagte Macro. »Berichte uns, was passiert ist.«
Anobarbus schloss kurz die Augen und begann dann. »Ich habe euch bereits gesagt, dass ich ein Kaufmann bin. Ich handle mit Kunstwerken. Ich kaufe Sachen, die von Griechenland aus nach Ravenna verschifft werden, und lasse sie zu meinen Kunden in Rom transportieren. Vor einer Woche bin ich von der Hauptstadt hergekommen. Ich hatte einen beträchtlichen Geldbetrag dabei, als ich von Rom aufbrach. Ich kam gut voran. Dann setzte ein Schneesturm ein und machte die Via Flaminia unpassierbar. Als er sich verzog, erblickte ich diese Männer in einiger Entfernung auf der Straße. Sie mussten wohl auf Reisende warten. Ich wendete mein Pferd und galoppierte zurück. Doch sobald sie ihre Tiere bestiegen hatten, kamen sie hinter mir her. Meine Geldkiste war noch mit Gold gefüllt und belastete mich. Ich konnte sehen, dass sie mich einholen würden,
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