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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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hochreißen, um sie von der Seite in Catos Gesicht zu hauen. Aber sie steckte im Holz fest, und sein Arm erbebte, als das Schwert sich nicht löste. Er verzog finster das Gesicht. Ohne nachzudenken holte Cato mit der linken Faust aus und traf die Nase des Mannes. Der Schmerz machte den Gegner benommen. Cato spürte, dass seine Klinge unter der des Folterers feststeckte, ließ sie los und schlug die rechte Faust krachend seinem Gegner ins Gesicht. Dem folgte ein Wirbel von Hieben, unter denen der Mann Schritt um Schritt zurücktaumelte, bis er im Schnee zusammenbrach.
    Erst jetzt blickte Cato auf, um zu sehen, wie es seinem Freund erging. Aber Macro brauchte keine Hilfe. Sein Gegner war bereits zur Strecke gebracht, und der Centurio stand über ihm und hatte ihm einen Fuß auf die Brust gestellt, während er die Klinge zwischen seinen Rippen herauszerrte.
    Macro blickte sich um. »Alles in Ordnung, Junge?«
    »Kein Kratzer.« Cato drehte sich um und wollte sein Schwert holen. Plötzlich fuhr eine Hand vor und packte ihn am Fußknöchel. Er fiel der Länge nach hin. Er warf sich sofort auf die Seite und trat mit dem Fuß zu. Der Kerl, den er am Ohr erwischt hatte, fletschte die zusammengebissenen Zähne und starrte ihn an. Sein Blick war sonderbar verschwommen, aber sein Griff war so fest wie ein Schraubstock, und seine Finger krallten sich schmerzhaft um Catos Sprunggelenk. Cato trat mit dem freien Stiefel zu, und die eisernen Beschlagnägel trafen die Fingerknöchel des Mannes. Doch der hielt weiter fest, obgleich Blut aus den Wunden strömte. Hinter ihm konnte Cato sehen, dass der Folterer sich wieder aufgerappelt hatte. Er blickte Cato an, dann Macro, machte kehrt und rannte zu den Pferden.
    »Halt ihn auf!«, schrie Cato.
    Macro reagierte sofort und stürzte so schnell los, dass hinter ihm der pulverige Schnee aufstob. Cato drehte sich zum Baumstamm um, packte den Griff seines Schwertes und zerrte es mit einem krampfhaften Ruck frei. Er setzte sich auf, biss die Zähne zusammen und hieb es auf den Unterarm des Verletzten hinunter. Es schnitt tief ins Fleisch ein und zerschmetterte die Knochen. Der Griff um Catos Sprunggelenk löste sich, und dieser entwand den kraftlosen Fingern seinen Stiefel. Der Mann verzog das Gesicht, verdrehte dann langsam die Augen nach oben und fiel mit dem Gesicht voran in den Schnee. Blut und Gehirnmasse sickerten an der Seite seines zerschmetterten Schädels heraus.
    Ein lautes Wiehern lenkte Catos Aufmerksamkeit zu den Bäumen, und er sah, wie der Folterer, tief über den Rücken seines Pferdes gebeugt, das Tier herumriss und über den Straßengraben auf die Straße jagte. Macro hastete ihm nach, aber es war zu spät. Er blieb vor dem Graben stehen und konnte nur enttäuscht das Schwert gegen den Oberschenkel schlagen, während das Pferd in die Nacht davongaloppierte.
    Cato wandte seine Aufmerksamkeit dem Gefangenen zu und kniete sich neben ihm nieder. Es war ein hochgewachsener, kräftiger Mann mittleren Alters mit dunklem, kurz geschnittenem Haar. Er trug Reithosen und weiche Lederstiefel. Über seine nackte Brust zogen sich mehrere Brandwunden, und seine Wange war ebenfalls versengt. Er zwang sich zu einem Lächeln, als Cato sich über ihn beugte.
    »Meine Retter hoffentlich.«
    Cato griff hinter ihn, tastete die Riemen ab, mit denen er am Baumstamm festgebunden war, fand den Knoten und löste ihn. Als seine Fesseln abfielen, sackte der Mann nach vorn und rieb sich die Handgelenke.
    »Oh, verdammt … ich habe schreckliche Schmerzen.«
    Er zitterte, und Cato nahm der nächstliegenden Leiche den Umhang ab und legte ihn dem Mann um. »Kannst du gehen?«
    Macro kam über den knirschenden Schnee zu ihnen. »Alles in Ordnung mit dir, Freund?«
    Der Mann blickte mit einem gezwungenen Lächeln auf. »Oh, mir geht es wunderbar, danke. Darf ich fragen, wer ihr seid? Ihr kommt mir bekannt vor.«
    »Centurio Macro und Centurio Cato, Teil der Kolonne von Marineinfanteristen, die auf dem Weg nach Ravenna ist. Und du?«
    Der Mann zuckte zusammen und schwieg einen Augenblick. Dann antwortete er: »Marcus Anobarbus, Kaufmann.«
    Macro nickte und zeigte auf die Leichen der drei Männer, die sie getötet hatten. »Und wer zum Teufel sind diese Scherzkekse?«
    Anobarbus blickte auf. »Könnten wir vielleicht erst Zuflucht vor der Kälte suchen, bevor ich euch meine Geschichte erzähle? Ich fühle mich ein bisschen schwach.«
    »Entschuldigung.« Macro reichte ihm die Hand. Der Kaufmann ergriff sie und

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