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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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versuchte, mit schmerzlich angespannter Miene regelmäßig zu atmen. Allmählich hob und senkte seine Brust sich weniger mühsam, und sein Gesicht entspannte sich in tiefem Schlaf.
    »Was denkst du?«, fragte Cato.
    »Worüber?«
    »Über seine Geschichte. Hält sie stand?«
    Macro schüttelte den Kopf. »Warum denn nicht? Cato, du siehst aber auch überall Verschwörungen. Warum sollte der Mann denn über sich gelogen haben? Die Geschichte ist doch leicht zu glauben.«
    »Zu leicht«, meinte Minucius.
    Macro sah sich aufgebracht um. »Du jetzt also auch noch?«
    »Warum nicht?«, fragte der alte Centurio. »Und übrigens, auch bei dir und dem jungen Mann da bin ich mir nicht sicher. Was sollte dieser ganze Unsinn über Schriftrollen?«
    »Mir reicht es jetzt«, knurrte Macro. »Ich brauche Schlaf.«
    »Pech.« Minucius nickte zu dem Kaufmann auf Macros Lager hinüber.
    »Na toll.« Macro knirschte mit den Zähnen. »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Er stand auf und ging zur Zeltklappe.
    »Wohin gehst du denn jetzt?«
    »Pinkeln. Wenn du gestattest. Und dann dürfte ich mich wohl daranmachen, mir neue Zweige für mein Lager zu schneiden.«

KAPITEL 12
    Z wei Tage darauf erreichte die Kolonne Urbinum. Unterwegs wurde ein kurzer Halt eingelegt, um eine kleine Holztruhe hinter einem Schrein hervorzuholen. Anobarbus beschloss, bei ihnen zu bleiben, da er Freunde in Ravenna hatte, die ihn beherbergen würden, bis er sich von seinen Verletzungen erholt hatte.
    Zwei weitere Männer waren im Gebirge verloren gegangen. In dem verwegenen Versuch, zu ihren Familien in Rom zurückzukehren, waren sie einfach in der Nacht verschwunden. Minucius zweifelte, ob sie es lebend durchs Gebirge zurückschaffen würden, und Macro stand kurz vor dem Gewinn seiner Wette.
    Als die Marineinfanteristen im Hafen Ariminum eintrafen, schwirrten in den Schenken zahllose Gerüchte über die Untaten der Piraten herum, die im Meer vor der Küste Furcht und Schrecken verbreiteten. Man konnte zwar nicht gerade behaupten, dass die Barbaren vor den Toren standen, aber dass die Bewohner Umbrias von Hysterie ergriffen waren, ließ sich nicht leugnen. In Ariminum selbst hatte sich die Garnison zusammen mit den wohlhabendsten Stadtbewohnern in die Zitadelle zurückgezogen. Es lagen nur wenige Schiffe im Hafen, und am azurblauen Meereshorizont waren keine Segel zu sehen.
    Zehn Tage nach der Rettung des Kaufmanns Anobarbus marschierte die Kolonne durch das Stadttor Ravennas. Sie zählten einen Mann mehr als die Gesamtstärke, die Macro gebraucht hätte, um seine Wette zu gewinnen. Nur unter großer Willensanstrengung hatte er sich davon abhalten können, in der Nacht vor ihrem Eintreffen am Ziel einen der Rekruten unauffällig auf die Seite zu schaffen. Als der Letzte von ihnen in die Stadt einmarschierte, gestand er widerstrebend ein, dass Cato die Wette gewonnen hatte.
    »Möchtest du anschreiben lassen?«, fragte Cato grinsend.
    »Nur wenn du willst, dass ich dir die Zähne einschlage. Du bekommst dein Geld, sobald wir unseren Sold kriegen.«
    »Ich freue mich schon riesig darauf, deinen ersten Monatssold auszugeben. Mit dreihundert Denarii kommt man ganz schön weit.«
    »Dreihundert?« Minucius wollte sich scheckig lachen. »Da hättest du aber Glück. Ich nehme an, ihr beiden steht auf der Soldliste für Marineinfanteristen?«
    »Ja«, antwortete Macro. »Na und?«
    »Bestimmt hat der Beamte, der euch hierher abkommandiert hat, nicht freundlicherweise die Höhe des Solds erwähnt?«
    »Nein.« Macro wurde es ganz flau. »Was ist damit?«
    »Wir bekommen dasselbe wie die Hilfstruppen.«
    Macro starrte ihn einen Augenblick lang entsetzt an und lächelte dann nervös. »Du bindest mir schon wieder einen Bären auf, oder? Lass mal gut sein, Minucius.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Unsinn.«
    »Nein, wirklich. Ich meine es ernst.«
    Macro schüttelte den Kopf und schlug sich dann wütend auf die Schenkel. »Verdammt! … Dieser geizige Drecksack Narcissus hat uns schon wieder aufs Kreuz gelegt! Ich schwöre, eines Tages werde ich ihm den Schädel einschlagen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    »Mehr als wahrscheinlich«, brummte Cato. »Und halt die Klappe bezüglich Narcissus, oder willst du, dass die ganze Stadt über unsere Angelegenheiten Bescheid weiß?«
    »Ich kann das verdammt noch mal einfach nicht glauben«, fuhr Macro fort. »Er legt uns nicht nur die Schlinge um den Hals, er tut es dazu auch noch auf die billige Tour.«
    Macro grummelte

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