Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
wäre.«
    So behutsam wie möglich wickelte Cato den Verband langsam um Macros Schädel. Nachdem er mehrere Stoffschichten über die Wunde gelegt und sich vergewissert hatte, dass sie gut geschützt war, knotete er den Verband sorgfältig zusammen und schob die Enden unter den Stoff. »So. Und jetzt fummle nicht daran herum.«
    »Ja, Mama«, verspottete Macro ihn. Gleich darauf wünschte er, er hätte es sein lassen, denn nun überschwemmten ihn die Erinnerungen an den vergangenen Abend. Er versuchte, sie beiseitezuschieben, und blickte zu Cato auf. »Wie bin ich hierher zurückgekommen?«
    »Wir haben dich getragen.«
    »Wir?«, fragte Macro misstrauisch.
    »Portia hat mir ein paar von ihren Sklaven geliehen.«
    »O nein … «, stöhnte Macro. »Hat uns jemand zurückkommen gesehen?«
    »Ein paar Leute«, erwiderte Cato rasch. »Wahrscheinlich werden sie den Mund halten.«
    »Das glaubst du?«, fragte Macro kühl. »Wo ist dieser Drecksack Minucius?«
    »Ich denke, er ist immer noch bei deiner Mutter.«
    Macro zuckte bei dem Wort zusammen und ließ sich auf sein Bett zurückfallen. »Was für ein Schlamassel … «
    Catonickte,tratzumFensterundschautedurchdenhalbgeöffnetenLadennachdraußen.DasOffiziersquartierblickteaufdenMarinehafen,diebefestigteMoleunddasMeerhinaus,dasinderSpätvormittagssonnefunkelte.DerHimmelwarwolkenfrei,undobenflogenMöwenunderfülltendieLuftmitihremschrillenKreischen.EswarenbereitsVorbereitungenfürdenKampfgegendiePiratenimGange.MehrereTriremenhattenamKaiangelegt,undMatrosenbrachteneineArtEnterbrückeaufdemVordeckjedesFahrzeugsan.CatodrehtesichmitdemRückenzurAussichtundlehntesichgegendieWand.
    »Was wirst du in dieser Geschichte unternehmen?«
    »Außer, dass ich diesen geilen alten Drecksack und meine Hure von Mutter erwürge? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht recht, was ich jetzt tun soll. Ich bin zu … verwirrt.«
    »Weißt du, ich hätte gedacht, du würdest dich ein bisschen freuen, sie nach all diesen Jahren wiederzusehen.«
    »Was weißt denn du davon?«, knurrte Macro. »Du hast deine Mutter ja nicht einmal gekannt.«
    »Nein«, erwiderte Cato leise, und ein unbehagliches Schweigen entstand.
    »Tut mir leid«, meinte Macro schließlich. »Das wollte ich nicht sagen.«
    »Vergiss es.«
    »Es ist nur so, dass sie mich verlassen hat, ohne ein Wort zu sagen. Als Letztes habe ich sie im Hafen von Ostia gesehen. Ich angelte gerade bei der Hafeneinfahrt und sah einem Kriegsschiff beim Auslaufen zu, und da stand sie an Deck und knutschte mit so einem verdammten Marineinfanteristen. Ich rief nach ihr, aber sie hat mich wohl nicht gehört, oder vielleicht hat sie mich auch einfach nicht beachtet. Erst dachte ich, ich hätte mich geirrt, aber sie war nicht da, als ich heimkam. Wenn meine Eltern sich gestritten hatten, ging sie manchmal für ein oder zwei Tage zu ihrer Schwester. Aber dort war sie auch nicht aufgetaucht, und nach ein paar Tagen habe ich meinem Vater dann erzählt, was ich gesehen hatte. Er wurde wütend, prügelte mich grün und blau und ging sich dann besaufen. Er kam weinend zurück und verprügelte mich wieder. So ist das jahrelang gegangen, bis ich genug davon hatte und von zu Hause abgehauen und zur Legion gegangen bin … Darum habe ich ihr nie verziehen.«
    »Das tut mir leid.« Cato fühlte sich hilflos. Es gab keine passenden Trostworte für seinen Freund. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass die Geschichte noch eine andere Seite hatte. Portia hatte das am Vorabend angedeutet. Aber jetzt war nicht die Zeit, das Macro gegenüber zu erwähnen.
    »Es tut dir leid?« Macro blickte auf. »Was sollte dir denn leidtun, Kumpel? Ist doch nicht deine Schuld. Es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Ich weiß. Aber du bist mein Freund. Ich sehe dich nicht gerne so.«
    »So?« Macro schwieg einen Augenblick und setzte sich dann auf. Er erhob sich. »Es hat keinen Sinn, deswegen zu grübeln. Ich zieh mich jetzt an. Mittags ist diese Versammlung beim Präfekten.«
    »Weißt du, du könntest versuchen, mit deiner Mutter über all das zu reden. Nicht gleich jetzt, aber vielleicht … «
    »Nur über meine Leiche, oder lieber noch über ihre und die von diesem alten Bock Minucius.«
    Cato kannte diese Stimmung seines Freundes und wusste, dass es zumindest vorläufig sinnlos war, weiter über das Thema zu sprechen.
    »Nun gut, aber versprich mir, dass du dich von Minucius fernhältst.«
    »Cato, ich bin kein kleiner Junge mehr, behandele mich also nicht wie einen. Solange wir Uniform

Weitere Kostenlose Bücher