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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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mir, dass dort ein Corvus angebracht wird.« Cato rief sich die Vorrichtung in Erinnerung, mit der die Triremen, die er vorhin gesehen hatte, ausgestattet worden waren. Corvus war die Bezeichnung der Marine für die schwenkbare Enterbrücke, die auf manchen Schiffen Verwendung fand.
    »Das ist richtig. Wir werden die Piraten Schiff für Schiff angreifen. Ich habe gehört, wie wendig ihre Fahrzeuge sind. Wir brauchen eine Methode, um sie an Ort und Stelle festzunageln, damit unsere Männer den Kampf entscheiden können. Daher habe ich beschlossen, jedes unserer Schiffe mit dieser Vorrichtung auszustatten. Ich freue mich schon sehr auf das Gesicht der Piraten, wenn diese Enterbrücken herunterfallen und sich in die Planken ihrer Schiffe bohren. Es wird so sein, als stäche man ein Schwein ab.«
    »Aber gewiss wirst du sie nicht auch auf den Biremen anbringen lassen, Herr.«
    »Wie schon gesagt, auf jedem Schiff.«
    Die Trierarchen wechselten besorgte Blicke und unterhielten sich flüsternd. Vitellius stieß seinen Stock auf den Mosaikboden, um für Stille zu sorgen.
    »Gibt es ein Problem mit meiner Entscheidung, Decimus?«
    »Nun, jawohl, Herr.«
    Vitellius geriet über den herablassenden Tonfall in Wut. »Bitte, erkläre, was du meinst.«
    »Angesichts ihrer Ladung sind die Biremen eigentlich nicht groß genug für einen Corvus, Herr. Abgesehen von dessen Sockel ist da die Rampe selbst, ihre Brüstung und alle Spieren und Taljen, die nötig sind, um die Brücke zum feindlichen Schiff hinüberzuschwenken. Die Biremen werden dadurch topplastig. Wenn ein Sturm kommt, oder es auch nur starken Wellengang gibt, werden sie gefährlich stark krängen.«
    »Das habe ich bedacht«, erwiderte Vitellius scharf. »Die Schiffe werden ja zusätzliche Vorräte und Ausrüstung laden. Dieser Ballast – wie ihr das bei der Marine wohl nennt – sollte das Gewicht des Corvus ausgleichen.«
    Decimus bedachte den Einwand kurz und schüttelte dann den Kopf.
    »Was ist denn das Problem?« Vitellius’ Verärgerung war nicht zu übersehen.
    »Herr, der Ballast, der dazu nötig wäre, würde die Schiffe überladen. Sie haben ohnehin schon einen niedrigen Freibord.«
    »Freibord?«
    »Der Abstand von der Wasserlinie zum Deck, Herr.«
    »Aha. Ich bin mir sicher, dieser Freibord wird für unsere Überfahrt ausreichen. Und wenn wir erst einmal das Meer überquert und unsere Vorräte und die Ausrüstung ausgeladen haben, braucht dich das nicht mehr zu kümmern. Was die Topplastigkeit betrifft, so können wir zur gegebenen Zeit mit dem nötigen Ballast experimentieren. Sonst noch irgendwelche Fragen? … Gut. Dann, meine Herren, holt bitte beim Aufbruch aus dem Hauptquartier eure Befehle bei meinem obersten Sekretär ab. Ihr müsst nach euren Männern schauen und euch vergewissern, dass sie für einen längeren Feldzug bereit und entsprechend ausgerüstet sind. Wir haben ein paar arbeitsreiche Tage und einen harten Kampf vor uns. Aber wenn diese Piraten auch nur halb so erfolgreich waren, wie wir glauben, wird es mehr als genug Beute für alle geben. Mit diesem fröhlichen Gedanken wünsche ich euch einen guten Tag.«
    Die Offiziere erhoben sich, als Vitellius zur Tür marschierte, und standen stramm, bis er den Raum verlassen hatte. Als dann die Centurionen, Optios und Trierarchen zur Tür stapften, sah Cato zu seiner Erleichterung, dass Minucius sich durchs Gewühl schob und das Büro des Präfekten so schnell wie möglich verließ. Macro starrte ihm hasserfüllt nach.
    Cato schlug ihm auf die Schulter und schenkte ihm ein übertriebenes Lächeln. »Du hast ihn gehört. Beute für alle. Wenn alles nach Plan läuft, werden wir uns in Reichtum suhlen. Dann werden wir nie wieder in einer Elendsbude im beschissensten Viertel Roms hausen.«
    »Wenn alles nach Plan läuft?« Macro schüttelte traurig den Kopf. »Wann tut es das denn jemals? Und vergisst du dabei nicht etwas?«
    »Die Schriftrollen?«
    Macro nickte. »Was uns betrifft, hängt alles an den Schriftrollen. Deswegen sind wir hier. Den Piraten Prügel zu verpassen und einen Anteil von der Beute zu schnappen, ist dabei nebensächlich.«
    »Ich weiß.« Cato legte die unbeschwerte Miene ab. »Ich wollte dich nur aufmuntern.«
    »Na, da dank ich auch schön. Und jetzt haben wir Arbeit vor uns. Gehen wir.«

KAPITEL 17
    I n den folgenden Tagen herrschte im Marinestützpunkt chaotische Aktivität. Die meisten Schiffe der Flotte waren für den Winter aufgelegt worden, und einige der größeren

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