Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
tragen, werde ich Seite an Seite mit diesem Drecksack meinen Dienst verrichten, ohne ein Wort zu verlieren. Aber wenn wir freihaben, sieht das anders aus. Dann kommt er mir besser nicht in die Quere, wenn er seinen Abschied noch erleben möchte.«
    Als die letzten Töne des Mittagssignals verklungen waren, versammelten sich die Offiziere der Flotte von Ravenna im Büro des Präfekten. Seine Sekretäre hatten alle Möbel beiseitegeschoben und gegenüber der Seekarte Bänke aus der Offiziersmesse aufgestellt. Alle Centurionen und Optios der Marineinfanteristen waren anwesend, und ebenso die Trierarchen aller Flottenschiffe. Cato saß recht weit vorne neben Macro und hielt verstohlen nach Minucius Ausschau, doch von dem war nichts zu sehen. Sobald die Offiziere den Raum betreten und sich gesetzt hatten, lag aufgeregtes Stimmengewirr in der Luft. Von den Aktivitäten unten am Kai befeuert, waren bereits Gerüchte im Umlauf, und alle Offiziere wollten gerne wissen, was der Präfekt geplant hatte.
    Vitellius’ oberster Sekretär Postumus trat zackig in den Eingang und rief: »Habt acht! Kommandant!«
    Die Bänke scharrten über den Boden, als die Offiziere rasch aufstanden und Haltung annahmen. Der Präfekt betrat das Büro, durchschritt den Mittelgang zwischen den Bankreihen und stellte sich neben der Seekarte auf. Er ließ den Blick kurz über seine Offiziere wandern und ergriff dann das Wort.
    »Setzt euch, meine Herren.«
    Als alle Platz genommen hatten, sah Vitellius Macro an. »Du siehst so aus, als hättest du bereits in einer Schlacht gekämpft, Centurio.«
    Unter den versammelten Offizieren kam Gelächter auf.
    »Also, was ist dir zugestoßen, Macro?«
    »Ich, äh, bin ausgerutscht und die Treppe hinuntergefallen, Herr.«
    »Wirklich?« Vitellius Augen funkelten boshaft. »War das bevor oder nachdem deine Mutter dir eine Abreibung verpasst hat?«
    Mehr Gelächter, lauter diesmal, und das Blut wich aus Macros Gesicht.
    »Ruhig«, flüsterte Cato. »Gönne ihm diese Befriedigung nicht.«
    Die Tür zum Büro quietschte in den Angeln, und Minucius schlüpfte herein, machte hinter sich zu und setzte sich rasch auf die nächste Bank. Sein Gesicht war grün und blau geschlagen, und seine Nase war gebrochen.
    »Ah ja, der Stiefvater in spe, wie ich sehe. Wenn die Familie jetzt also versammelt ist, wollen wir zur Sache kommen.«
    Das Gelächter verklang, und die Offiziere blickten den Präfekten aufmerksam an. Vitellius verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann.
    »Wie ihr wisst, werden die Küsten von Apulia, Umbria, Liburnia und Illyricum seit einigen Monaten von Piraten heimgesucht. Vor einigen Tagen haben sie die Kolonie in Lissus zerstört. Heute Morgen habe ich Nachricht von der Plünderung einer weiteren Kolonie erhalten. Das ist eine äußerst verstörende Entwicklung, meine Herren. Es ist schon schlimm genug, dass sie straflos unseren Handelsschiffen auflauern konnten, aber das Auslöschen unserer Kolonien ist eine Kampfansage und verlangt nach einer Bestrafung von äußerster Härte. Ihr Anführer Telemachos hat kürzlich Tribut von uns gefordert, damit keine weiteren Kolonien von ihm zerstört werden. Meine Antwort darauf ist eindeutig: Rom verhandelt nicht mit Piraten. Ich habe den Befehl erhalten, die Bedrohung durch die Piraten zu beseitigen, und heute unternehmen wir den ersten Schritt für dieses Ziel. Ich lasse sechs Biremen zur Verteidigung Ravennas zurück. Der Rest der Flotte und die zur Verstärkung eingetroffenen Marineinfanteristen verlassen den Hafen in fünf Tagen und segeln zur Küste Illyricums hinüber.«
    Vitellius ergriff einen Rohrstock und zeigte auf die Seekarte. »Wir landen in der Nähe von Birnisium und errichten ein befestigtes Lager. Von dort aus suchen wir die Küste Meile um Meile ab, bis wir das Versteck der Piraten gefunden haben. Wir erobern es, zerstören ihre Schiffe und töten die Besatzungen oder nehmen sie gefangen. Etwaige Gefangene werden als Sklaven verkauft. Außer den Anführern, die hingerichtet werden.«
    Macro beugte sich ein wenig zu Cato hinüber. »Und zweifellos wird unser Freund den öffentlichen Beifall für sich reklamieren.«
    Glücklicherweise hörte Vitellius diese Bemerkung nicht. Der wandte sich nun von der Seekarte ab. »Irgendwelche Fragen?«
    »Herr.« Hinten im Raum fuhr eine Hand nach oben.
    »Ja, Decimus?«
    »Diese Veränderungen, die an den Triremen am Kai vorgenommen werden … ?«
    »Ja, was ist damit?«
    »Einer der Männer sagte

Weitere Kostenlose Bücher