Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Er berichtet ihm von unseren Erlebnissen , vermutete er.
Jason sprang vom Pferd und trug das Wolfsjunge behutsam in den Felsüberhang. Die Wolfsfamilie hatte es sich gemütlich eingerichtet. Trockene Gräser bedeckten den Boden und ließen eine heimelige Atmosphäre aufkommen. Sachte setzte Jason das Wolfsjunge in das Bett aus Stroh und trat einige Schritte zurück. Neugierig kamen die drei wartenden Wolfskinder, vermutlich die Geschwister des Kleinen, heran und schnupperten an ihrem Bruder.
Seron ging zu Jason und legte ihm wieder seine Pfote in die Hand. Er sendete ihm Bilder, in denen Jason trank und Früchte verspeiste. Da der Wolf diese Bilder auch immer mit den zugehörigen Gefühlen untermalte, lief Jason schon bei diesem inneren Anblick das Wasser im Mund zusammen. Eilig schnappte er sich Gorums Zügel und folgte dem Anführer des Rudels. Nach wenigen Metern kamen sie zu einer Quelle, die von scharfzackigen Felsen umringt lag. Zarte Rinnsale transportierten das überlaufende, im Schein der Monde silbern flimmernde Wasser durch das Gestein ab. Er beugte sich nieder und nahm das Wasser mit seinen zu Schalen geformten Händen auf. Es schmeckte klar und eiskalt. Erst jetzt bemerkte er, wie durstig er gewesen war, nie hatte ihm Wasser besser geschmeckt.
Nachdem auch Gorum und der Wolf ihren Durst gestillt hatten, führte Seron seinen menschlichen Gast zu einem weit austreibenden Baum mit der Form einer Trauerweide. An dessen Enden hingen birnenförmige Früchte. Jason konnte deren genaue Farbe im Mondlicht nicht erkennen, sie schimmerten orange. Fragend hielt er eine Birne zu Seron.
Der Wolf schien nicht zu verstehen, er legte nur den Kopf schief. Jason griff ihm ins Fell und sendete ein Bild von sich, wie er die Birnenfrucht aß. Das ergänzte er mit einem unsicheren Gefühl.
Sofort schwappte die schon bekannte Welle der Zustimmung auf ihn ein, verbunden mit einem Jason, der in einem Haufen der Birnenfrüchte schwelgte.
Jason biss ohne Zögern hinein. Eine Geschmacksexplosion breitete sich in seinem Mund aus. Die saftige Frucht schmeckte nach einer Mischung aus Melone und reifer Mango. Jason vertilgte acht Stück in rascher Folge. Er spürte, wie er neue Kräfte erhielt. Gleichzeitig wurde er unendlich müde.
Seron hatte dies wohl bemerkt. Er trat an ihn heran und legte ihm die Tatze in die Hand. Sofort sah Jason sich in der Höhle auf dem Stroh schlafend und eines der Wolfskinder Wache haltend. Gorum stand auf einer Grasfläche neben der Höhle und labte sich dort am Grün.
Dankbar schickte ihm Jason seine Bejahung und nickte dabei. Seron drehte den Kopf zur Seite und nickte ebenfalls.
„Ja! Das heißt: ja!“ Jason freute sich. Er sendete erneut das Gefühl der Zustimmung und nickte. Sofort antwortete ihm Seron genau gleich: Gefühl der Zustimmung, Nicken.
„Hey, wir werden immer besser.“ Jason kniete begeistert nieder und hielt dem Wolf seine senkrechte Hand entgegen. „Give me five!“
Seron stand auf, schüttelte sich und trabte zurück in Richtung Schlafhöhle. Jason ließ seine Hand wieder sinken.
„Muss ja nicht alles auf einmal klappen“, resignierte er und ging hinter dem Wolf her.
In der Höhle angekommen fiel er auf der Stelle auf das strohbedeckte Lager und streckte sich aus. Der kleine Wolf robbte zu ihm herüber und kuschelte sich in seine Arme. Jason schwelgte noch einige Augenblicke im Anblick des Sternenmeeres und schloss seine Augen.
***
Am nächsten Morgen fühlte Jason sich völlig erschlagen, aber er konnte die Hitze nicht länger ignorieren. Die gelbe Sonne sendete ihre morgendlichen Strahlen genau auf das Wolfslager, sodass ein Weiterschlafen unmöglich wurde. Blinzelnd öffnete er die Augenlider und schaute schläfrig um sich. Alle Wölfe waren erwacht und tummelten sich auf dem Platz vor der Höhle. Nur der verletzte Welpe lag als Einziger noch unter dem Felsüberhang und kaute auf einem Stück rohen Fleisches herum. Gorum stand nach wie vor an der Stelle, an der er ihn angebunden hatte. Seinen Hengst schien die Gegenwart der Wölfe überhaupt nicht zu stören. Jason richtete sich auf und schritt zu seinem Pferd hinüber. Auf dem Weg grüßte er das Rudel mit einem „Guten Morgen“, wusste aber auch nicht, ob sie etwas damit anfangen konnten.
In seinen taufeuchten Satteltaschen hatte er einen Vorrat der wohlschmeckenden Früchte verstaut. Genüsslich kauend betrachtete er die Umgebung. Sie befanden sich auf einem Felsplateau über dem See, den sie gestern Nacht
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