Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
hatten sich im großen Saal versammelt. Es war später Nachmittag und die Leuchtsteine in den Wänden waren entzündet. Von draußen drang der Lärm eines hitzigen Korunuspieles herein. Irgendwo im Gebäude wurde ein Konzert abgehalten. Jason lauschte kurz den exotischen Melodien.
Seron war ein Plätzchen im Garten der Schule eingerichtet worden. Sie hatten dort für den Wolf einen Bereich abgesperrt, damit die anderen Schüler nicht zufällig auf den Riesenwolf stießen und ihn eventuell mit ihren Limartkräften angriffen.
Callum und Nickala befanden sich mit im Raum. Shalyna hatte ebenfalls auf ihre Anwesenheit bestanden. Jason wusste nicht, warum sie immer eine Sonderstellung einnehmen musste. Nur weil Callum auch ihr Lehrer war? Andererseits freute es ihn, dass das geheimnisvolle Mädchen von seinem Abenteuer erfuhr.
Meister Allando endete soeben mit der Schilderung der Erlebnisse Jasons im Dunkelwald und blickte fragend in die Runde.
„Weiß jemand etwas über diese kreisförmige Ingadistätte?“, wollte er von den anderen wissen.
Überraschenderweise meldete sich Ratsmeisterin Tradan als Erste zu Wort. Normalerweise neigte sie eher zum Grübeln und überließ anderen das Reden. „Ich habe noch nie von solch einer Stätte gehört. Die Ingadi wohnen in Dörfern in den Bergen oder mitten in den ausgedehnten Wäldern von Allabra. Von daher scheint es mir unwahrscheinlich, was der Wolf da von seinem Artgenossen vernommen haben will.“
Ratsmeisterin Ruben stimmte ihr zu. „Die Intelligenz der Tiere ist von unseren verschieden. Wir haben sie oft als unzuverlässig erlebt. Vielleicht bringt der Wolf da irgendetwas durcheinander.“
Allando schüttelte den Kopf. „Jason schildert Seron als von tiefem Ernst erfüllt, ihr geistiger Austausch deutet auf große Klugheit des Wolfes hin. Wir sollten den Hinweis nicht leichtfertig verwerfen.“
In diesem Moment wurde das Eingangstor zum Saal aufgestoßen. Ratsmeister Diestelbart stürmte herein. Sein langer, grauer Bart wehte ihm über die Schulter. Unter dem Arm war eine breite Rolle geklemmt. Noch bevor er beim runden Tisch angekommen war, rief er aufgeregt: „Ich hab sie. Im Kartenarchiv fand ich eine über 1.000 Jahre alte Karte. Seht.“
Rasch wurde die Tischplatte von einigen metallenen Kelchen befreit, sodass Diestelbart die Landkarte ausbreiten konnte.
Alle beugten sich gespannt über den Plan. Diestelbart zeigte auf drei ineinander liegende Kreise. „Das hier könnte es sein, meint ihr nicht auch?“ Er fuhr mit den Fingern durch sein schütteres, nach hinten gekämmtes Haar und blickte erwartungsvoll in die Runde.
Meister Magole kratzte sich grübelnd in seinen gelben Haaren. „Das wäre ganz in der Nähe von Tenia. Hätten wir von dieser Stätte nicht schon einmal etwas gehört, falls sie existieren sollte?“
Allando schüttelte den Kopf. „Nicht unbedingt. Seit Tausenden von Jahren hat unseres Wissens kein Mensch das Ingadiland betreten.“
„Und das hat seinen Grund.“ Meister Magole wirkte verbittert.
„Wohl wahr.“ Callum trat in die Runde. „Die Ingadi töten jeden Menschen, der sich auf ihr Gebiet wagt.“
Schweigen legte sich über den Raum. Mit den Ingadi konnte sich kein Limart messen. Alle waren froh, dass die Ingadi den menschlichen Angreifern damals ihren Überfall verziehen hatten. Doch dabei hatten sie unmissverständlich erklärt, dass jeder Mensch, der jemals wieder ihren Boden betritt, sofort getötet würde. Nur die Stadt Tenia duldeten sie, weil sie nicht ganz auf den Austausch von einigen Waren verzichten wollten. Die Ingadi liebten bestimmte Fischsorten, die ein tiefes Tauchen erforderlich machten. Das war ihnen nicht möglich, den Menschen aber durchaus. Im Gegenzug boten sie wertvolle Mineralien und Erze. Insbesondere Sayloq- und Gaphirsteine wurden von den Ingadi geliefert.
Meister Magole faltete die Hände unter seinem Bauch und meinte: „Es ist viel zu gefährlich, aufgrund der Vermutung eines Wolfes ein so hohes Risiko einzugehen. Ich bin sicher, es gibt für die Kreise und den Ingadi auf der Tafel eine andere Erklärung.“
Meister Allando schüttelte den Kopf. „Da bin ich nicht eurer Ansicht. Die Worte von Seron sind durch diese Karte untermauert. Wir haben keine bessere Spur, nicht einmal eine Alternative.“ Sein Blick wanderte über die Anwesenden. „Uns erreichen schlimme Botschaften aus den Nordlanden. Die Kriegsmaschinerie des dunklen Kaisers produziert Tag und Nacht. Er soll über völlig
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