Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
dröhnend ein riesiger weißer Bär. Er stieß ein Furcht einflößendes Gebrüll aus, das vom Echo der Felswände hallend verstärkt wurde.
Die Menschen bremsten scharf ab und stolperten fast übereinander. Der sich aufrichtende Bär versperrte den rettenden Eingang in die Höhlenwelt. Ein Vorbeikommen war unmöglich.
***
Mit einer Millisekunde der Genugtuung sah Jason, wie Ten voller Angst seinen Mund aufriss und die geballte Faust hineinsteckte. Die Armbrust ließ er kraftlos an seiner Seite baumeln.
Doch auch Jason fürchtete sich. Blitzschnell blickte er sich um. Rhodon stand bereits bei ihm. Die Leoparden waren bis auf wenige Meter herangekommen und sammelten sich unmittelbar hinter der Gruppe. Das Gebrüll des Bären schien sie zu verunsichern.
Keuchend hörte Jason Callum fragen: „Hat noch jemand Kraft für ein Luftschild?“
Doch keinerlei Luftflimmern zeigte sich und Jason suchte Hilfe in Shalynas verzweifelten Augen. Aber auch sie hatte offenkundig keine Kraft mehr für einen rettenden Feuerangriff.
Da surrte etwas an ihm vorbei. Rhodon hatte sich Tens Armbrust geschnappt und traf den Bären mitten zwischen die Augen. Voller Wut brüllte das Tier auf und raste auf die sechs Gefährten zu. Diese warfen sich mit dem Rücken an die Felswände und öffneten dem vor Schmerz blinden Bären eine Schneise, die direkt auf die Schneeleoparden zuführte. Leider rammte das schwere Hinterteil des Bären ihren Führer und schleuderte ihn wie vom Hammerschlag getroffen an den unnachgiebigen Fels.
Jason sah aus den Augenwinkeln, wie Ten ohnmächtig zusammenbrach. Sein Blick war gefangen vom rasenden Eisbären, der mitten durch die lauernden Schneeleoparden fegte. Die Tiere deuten seinen Amoklauf als einen Angriff und stürzten sich auf den angeschlagenen Riesenbären.
„Hilf mir, Jason“, schrie Rhodon. Er zog Ten bereits in Richtung Felsdurchlass. Jason löste sich aus seiner Erstarrung und eilte ihm zuhilfe. Vereint hievten sie Ten die letzten Meter zum Durchlass und tauchten in die Dunkelheit ein.
Shalyna übernahm die Führung und leuchtete den Weg vor ihnen aus. Unter Aufbietung ihrer verbliebenen Kräfte, geschwächt von der Flucht und der Limarverteidigung schleppten sie sich mehrere Hundert Meter den Höhlengang entlang.
„Ich kann nicht mehr. Wir müssen eine Pause einlegen.“ Jason ließ sich auf den Boden fallen. Gemeinsam mit Callum hob Rhodon Ten auf ein Felspodest und sackte ebenfalls erschöpft und heftig atmend zusammen. Nickala nahm sich des verwundeten Führers an und sendete heilende Energien in den bewusstlosen Tandorianer.
„Er ist mit dem Hinterkopf gegen den Fels geprallt. Aber es ist nichts gebrochen und er müsste gleich aufwachen“, diagnostizierte sie erleichtert.
Mehr als ein Nicken brachte Callum nicht zustande. Immer noch keuchend blickte er in die Schwärze des zurückgelegten Weges. „Ich denke, hierher folgen sie uns nicht. Wir können uns eine Rast gönnen.“
Jason ließ sich auf den Rücken fallen und versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Nach einigen Minuten hörte er neben sich ein leises Stöhnen. Ten fasste sich an den Hinterkopf und richtete sich vorsichtig auf.
„Wie fühlst du dich?“ Shalyna betrachtete ihn mit sorgenvollem Blick.
„Als ob ich von einem Bären gerammt worden wäre.“ Schief grinsend bog Ten seinen Kopf von der einen zur anderen Seite und verzog dabei schmerzverzerrt seine Gesichtsmuskeln. „Aber es scheint nichts Größeres kaputt zu sein.“ Er blickte sich im trüben Licht der Steinfackel um. „Wo sind wir?“
„In Sicherheit hoffe ich.“ Callum stand auf und lauschte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Entweder, die Leoparden meiden die Höhlen oder sie sind immer noch in den Kampf mit dem Bären verwickelt.“
„Ten kann heute nicht mehr weitergehen.“ Nickalas Stimme klang bestimmt.
Callum robbte zu ihr hinüber und legte die Hand auf Tens Stirn. „Du hast recht. Wir betten ihn so bequem wie möglich und halten abwechselnd Wache.“
***
Die Nacht in der Höhle war lang und kalt. Mehrfach war Jason frierend erwacht und musste sich auf die Tummo-Meditation konzentrieren. Rhodons Schnarchen machte diese Aufgabe nicht leichter.
Am nächsten Morgen verzehrten alle ein kurzes Frühstück und blickten danach fragend auf ihren angeschlagenen Führer.
Verhalten und mit vorsichtigen Bewegungen stellte sich Ten auf die Füße. Einen Moment schwankte er, dann richtete er sich zu voller Größe auf. „Es müsste
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