Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
nicht mit einer Krankheit anstecken wie Franka damals. Dann würde er deutlich mehr Goldwasser benötigen.“ Besorgt spielte er an seinen dunkelroten Locken.
Allen Anwesenden war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Nur maximal fünfzig Tage. Das Sternentor würde dann noch nicht geöffnet sein! Und sie hatten keine Ahnung, wo sie mit der ersten Aufgabe beginnen sollten.
Nickala ging, Jason und Callum mit sich ziehend, zu Allando herüber und flüsterte ihnen zu: „Wir haben auch noch eine Flasche direkt am Sternentor. Ein zuverlässiger Bote sollte sie so schnell wie möglich holen.“
Allando rieb sich mit Daumen und Zeigefinger durch die Augen. Damit würde Jason wenigstens bis zur nächsten Öffnung des Sternentores überleben. Sein Blick wirkte müde. Alle starrten auf ihn.
„Nun gut“, sagte er. „Wir vertagen die Identifizierung der Aufgaben. Ratsmeisterin Tradan, nehmt euch so viele Limarten und Schüler wie ihr benötigt und durchstöbert die Bibliothek nach Hinweisen zu den Ingadi und dem Ring. Vielleicht taucht in einer Schilderung das Spiel Laudum auf.“
Tradan gab nickend ihr Einverständnis.
„Callum, du beginnst mit Jason die ersten Ausbildungsschritte. Die restlichen Goldwasservorräte sichern wir in meinen Räumen. Ich webe ein starkes Schutzschild, zusätzlich werde ich die Wachen dort verstärken. Wir treffen uns wieder, wenn es Neues gibt. Jeder macht sich Gedanken zu den vier Aufgaben.“
Bedrückt verließen alle den Versammlungsraum.
***
Krachend landete Mandratans Armstumpf mit der Pyramide auf der Lehne seines Thrones. Es war ein perfekter Plan. Ohne Goldwasser hätte Jason bei ihm anklopfen müssen, wenn er überleben wollte.
„Ich bin von Versagern umgeben“, brüllte er wütend. „Jeder Befehl wird nur halb erfüllt. Drei Goldwasserflaschen sind noch übrig. Wie kriegen wir Jason nun zu uns in die Nordlande? Ich erwarte Vorschläge.“
Eiskalt blickte er auf die Reihe seiner fünf Fürsten. Aran stand etwas abseits und freute sich, dass sein Fehlschlag auf der Erde damit aus dem Blickpunkt geriet.
Zaghaft meldete sich Magus Salin zu Wort. Er war Sprecher des Fürstenrates. „Kann der Schulspion versuchen, Jason direkt zu töten? Dann wäre das Problem erledigt und wir könnten uns auf die Kriegsvorbereitung konzentrieren.“
Unwirsch winkte der dunkle Kaiser ab. „Das habe ich schon überlegt. Viel besser wäre es aber, wenn Jason Lazar auf unserer Seite steht. Denkt an die Mahnungen des Begnadeten. Das Gefäß des Lichts muss in unsere Hände fallen. Außerdem ist ein Mord gefährlich für den Spion. Wir dürfen nicht riskieren, dass unser Glaubensbruder in Sapienta enttarnt wird. Wenn die Schlachten beginnen, werden seine Dienste noch wertvoller sein als jetzt schon. Er informiert uns laufend über die Aktivitäten des Lichtrates.“
Die Blicke der Fürsten richteten sich auf das Muster der Bodenkacheln. Aran räusperte sich. Auf einen Wink des Kaisers begann er zu sprechen: „Ich könnte mich mit einer Handvoll Soldaten vor Sapienta begeben. Wenn Jason sich außerhalb der Stadtmauern bewegt, fangen wir ihn.“
Zweifelnd sah Mandratan zu Aran. Seine gesunde Hand durchwühlte den schwarzen Vollbart. „Immerhin ein Vorschlag. Doch ihr werdet in der Unterzahl sein, die Chancen scheinen mir sehr gering. Und wie wollt ihr ihn aufspüren?“
Aran hob ein wenig seinen Zeigefinger. Er genoss es, wenn er Mandratan beeindrucken konnte. „Indem wir den Garonen mitnehmen.“
Überrascht wendeten sich die Augen aller Fürsten auf ihn. Der dunkle Kaiser lächelte.
Avidyâ kshetram uttareshâm prasupta-tanu-vicchhinnodârânâm
Unwissenheit ist die Ursache der Spannungen, ob diese nun latent, schwach, unterdrückt, oder voller Aktivität sind.
Anityâshuchi-duhkânâtmasu nitya-shuchi-sukhâtmakhyâtir avidyâ
Unwissenheit hält das Vergängliche für das Ewige, das Unreine für das Reine, das Schmerzvolle für das Gute und das Nicht–Selbst für das Selbst.
Patanjali, Yoga-Sutren, Teil 2, Sutre 4 und 5
3.3 Die Lehren der Limarten
Betrübt lag Jason auf dem Bett in seinem Zimmer. Ein dezenter Duft der frischen Blumen auf dem Tisch erfüllte den Raum, konnte seine schlechte Stimmung aber nicht vertreiben. Genauso wenig wie der melodische Gesang eines faustgroßen Vogels auf seiner Balkonbrüstung.
Er vermisste seine Oma. In den letzten Monaten nach dem Tod seiner Mutter hatten sie viel miteinander geredet. Das fehlte ihm nun. Und jetzt sollte er sich
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