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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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der Brücke führte.
    Nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen waren, begann Rath wieder zu sprechen. “Selbst bei den ganz normalen Leuten musst du aufpassen. Pass auf, was du sagst! Tue nichts, was die Aufmerksamkeit auf uns lenken könnte. Westborn hat die Knute der Han am schlimmsten zu spüren bekommen. Dort regieren sie am längsten. Die Menschen müssen irgendwie überleben. Und wenn das bedeutet, dass sie den Echtroi im Austausch für Lebensmittel oder Slag Informationen zukommen lassen, dann tun sie das.”
    “Slag?”, fragte Maura. “Ich habe dich das Wort schon als Fluch benutzen hören. Was bedeutet es?”
    “Langbard hat dich wirklich sehr behütet aufgezogen, nicht wahr? Slag ist Staub – aus dem Bergwerk. Ein klügerer Mann als ich sagte einmal, dass es den Schmerz der Seele betäubt, aber den Geist verrotten lässt. Manche sind verzweifelt genug zu glauben, dass das ein guter Handel ist.”
    Maura zog die Nase kraus wie bei einem fauligen Geruch. “Und was machen die Leute mit dem Bergwerksstaub?”
    “Die Menschen in den Minen haben kaum Möglichkeit, etwas anderes als diesen Staub einzuatmen. Ich denke, die Han haben irgendwann gemerkt, dass er die Menschen gefügiger machte. So haben sie ihnen noch mehr davon zu schnupfen gegeben.”
    Er tat so, als schnupfte er etwas von seinem Handrücken ein. “Dann kam jemand auf die raffinierte Idee, Slag zu benutzen, um die Schnüffler der Echtroi zu bezahlen. Und so fingen sie an, es auch an andere zu verkaufen.”
    “Ist dieser Slag denn wirklich so schrecklich?”, fragte Maura. “Wenn es Leute gehorsamer macht?” Vang Himmelsspeer und seine Männer könnten gut eine Portion davon vertragen.
    Rath schüttelte den Kopf. “Was Slag mit dir tut, wenn du ihn nimmst, ist nicht so schlimm. Schlimm ist, wenn du ihn nicht mehr bekommen kannst. Dieses Zeug macht einen zu seinem Sklaven.”
    “Hast du je …?”
    “Früher, eine Zeit lang.” Rath schaute mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck in die Ferne. “Du empfindest die entsetzlichsten Qualen der Welt, wenn du wieder davon loszukommen versuchst. Es ist, als wenn du im Winter erfrorene Zehen zu schnell erwärmen willst. Nur ist es nicht dein Fleisch, das dich schmerzt, sondern deine Sinne.”
    Maura begann beim bloßen Zuhören zu zittern. Wie viele Umbrianer waren wohl schon unter das Joch dieses schleichenden, mitleidlosen Giftes geraten? Die Han zu bekämpfen dürfte noch die leichteste Aufgabe des Wartenden Königs sein.
    “Das Licht ist zu grell”, fuhr Rath fort. “Die Farben tun deinen Augen weh und Muster lassen dich schwindlig werden. Schon der geringste Laut schlägt wie ein Hammer auf deinen Kopf. Jeder Geruch verursacht dir Brechreiz. Du hast das Gefühl, als hätte man dir jeden Zoll Haut vom Körper gerissen, und du wärest roh und wund.”
    Die Erinnerung an vergangene Pein schwang in seiner Stimme mit.
    Maura trat dichter an ihn heran und ergriff seine Hand. Vielleicht tröstete ihn das ein wenig. Mehr konnte sie ihm nicht geben. Mehr wagte sie nicht, ihm zu geben, auch wenn sie sich nichts sehnsüchtiger wünschte, als seine Verzweiflung etwas zu mildern.
    “Erinnerst du dich an Newlyn Swinley, von Hoghill in Windleford? Ich denke, er muss etwas Ähnliches durchgemacht haben, als Sorsha ihn fand.”
    “Ich glaube, er war in den Minen.” Rath drückte leicht Mauras Hand. Wie es schien, hatte ihr unbeholfener Versuch, ihn zu trösten, doch Erfolg. “Man muss ein ganzer Mann sein, um von diesem grauenhaften Ort zu fliehen.”
    Er dachte einen Moment lang nach. “Und eine ganze Frau, um ihm zu helfen, von dem Slag loszukommen.”
    Sorsha und Newlyn waren etwas Besonderes? So hatte Maura es nie betrachtet. Sie waren ihre Nachbarn gewesen. Sie hatte sie geliebt, doch sie gehörten zu ihrem Alltag. Raths Bemerkung ließ Maura ihre Freunde in neuem Licht sehen und weckte wieder die Sehnsucht nach ihnen.
    “Langbard half ihnen”, sagte sie. “Nachdem Sorsha Newlyn überzeugt hatte, dass er ihm vertrauen konnte.”
    Ihre Gedanken wanderten zurück. Es war eine der wenigen turbulenten Episoden in ihrem ansonst so ruhigen Leben gewesen. “Es gibt eine Pflanze, die heißt Heilwurz. Sie wächst im Gebirge und hilft einem, dem Slag zu widerstehen. Newlyn muss nach seiner Flucht aus dem Bergwerk von dieser Pflanze gegessen haben.”
    Maura erschrak über ihre Worte. “Ich wusste es nicht.”
    “Wieso wusstest du es nicht?” Rath musste lachen und sah sie dabei

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