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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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von
Zikary
verkaufte.
    Doch er tat, als hätte er nur wenig Interesse. “Wenn ich sie hergebe, dann nur für einen guten Preis.”
    “Fünf Silberlinge für jeden!”, schrie der Händler und war plötzlich ganz aufgeregt.
    Rath dachte einen Moment lang nach und schüttelte dann den Kopf. “Wenn Ihr mir nur so wenig zahlen wollt, dann bekomme ich sicher in der nächsten Stadt, in die wir kommen, einen besseren Preis.”
    “Falls die Han nicht zuvor Eure Trophäen entdecken und Euch in Stücke reißen”, warnte Yorg. “Sieben für jeden.”
    “Zwölf”, hielt Rath dagegen.
    “Zwölf?” Der Händler betete alle Gründe herunter, warum ihn dieser Preis ruinieren würde.
    Rath warf Maura einen Blick zu und deutete mit dem Kopf zur Tür. Sie schulterten ihre Packen.
    “Acht!”, schrie Yorg.
    “Zehn”, sagte Rath, während er und Maura zur Tür gingen.
    “Abgemacht!”
    Rath unterdrückte ein zufriedenes Lächeln und blieb an der Tür stehen.
    “Sehr gut.” Er zog die drei hellen, an einem Ende verknoteten Haarbündel vom Gürtel. “Ich bin es sowieso leid, sie noch weiter mit mir herumzuschleppen.”
    Er streckte die Hand aus. “Lasst mich zuerst das Silber sehen.”
    “Sollt ihr!” Yorg verschwand durch eine hinter einem Vorhang verborgene Tür.
    Während aus dem Raum dahinter das Klingeln von Münzen zu hören war, schaute Maura Rath mit gespieltem Vorwurf an. “Man kann auf mancherlei Art stehlen, Rath Talward. Nicht nur, indem man jemandem den Geldbeutel wegnimmt.”
    “Meinst du Yorg?” Rath deutete auf die verhängte Tür. “Er wird den
Zikary
zweimal so viel abnehmen, als er uns gegeben hat. Wenn sie unbedingt so viel zahlen wollen, kann das ja kaum Diebstahl sein, nicht wahr? Oder tun dir etwa die armen Han leid, die ohne ihre schönen Haarschöpfe herumlaufen müssen?”
    “Kaum.” Maura klaubte ein paar Spinnweben von den Töpfen ab und steckte sie in ihren Schultergurt. “Sie können sich glücklich schätzen, dass du ihnen nicht Schlimmeres angetan hast.”
    “Wie gerne hätte ich es getan”, murmelte Rath.
    Der Vorhang über der Hintertür bauschte sich, und Yorg huschte wieder in den Raum, in der Hand einen prall gefüllten Leinenbeutel. Mit leichtem Misstrauen auf beiden Seiten tauschten die Männer Silber gegen
Ware.
    Dann prüfte Yorg die drei Haarsträhnen, während Rath die Münzen zählte, um sicherzugehen, dass er auch die ausgemachte Summe erhalten hatte.
    “Es ist eine Freude, mit Euch Geschäfte zu machen, Yorg”, meinte er schließlich und ließ die Münzen im Beutel an seinem Gürtel verschwinden. Mit einem Mal war er voller Zuversicht, was den letzten Teil ihrer Reise betraf.
    “Habt Ihr vielleicht auch ein Reittier zu verkaufen?”
    Mit einem anständigen Reittier und genügend Geld, um Essen zu kaufen, könnten sie den Zeitlosen Wald vielleicht doch noch vor der Sommersonnwende erreichen. Obwohl es ja eigentlich gar nicht wichtig war,
wann
sie den Zeitlosen Wald erreichten. Der Schlafende König wäre sowieso nicht da.
    Doch irgendwie spornte ihn diese unbedingte Eile auch an.
    Yorg schüttelte den Kopf. “Ihr würdet es nicht haben wollen, selbst wenn ich eins hätte.”
    “Wirklich? Warum denn nicht?”
    “Die Han überwachen die Straßen, mein Freund. Sie mögen es nicht, wenn das Volk auf dieselbe Art reist wie die Herrschenden. Auf die, welche es trotzdem tun, haben sie ein wachsames Auge.”
    “Das hörte sich nicht gut an”, meinte Maura einige Zeit später, als sie den sanft geschwungenen Hang hinunterstapften, der von dem Handelsposten wegführte. “Wie sollen wir denn von hier zum Zeitlosen Wald kommen, wenn die Han alle Reisenden überwachen?”
    “Es muss immer noch Leute geben, die über Land ziehen.” Rath musterte rastlos die Umgebung, bereit, auf das geringste Anzeichen von Gefahr zu reagieren. “Zumindest Nahrungsmittel müssen vom Land in die Städte gebracht werden. Außerdem bin ich es gewohnt, umherzuwandern, ohne große Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.”
    Als er jünger war, vielleicht. Maura glaubte nicht, dass er auch jetzt noch in der Menge untertauchen konnte. Es lag nicht nur an seiner Größe und seinem zerfurchten, gut aussehenden Gesicht, das sie von Tag zu Tag anziehender fand, sondern auch an der Aura von Gefahr, die ihn umgab, obwohl Maura die nicht länger fürchtete … und wenn doch, dann aus einem anderen Grund.
    Noch etwas anderes ließ ihn aus der Menge hervorstechen. Etwas Befehlsgewohntes ging von ihm aus.

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