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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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etwas verwirrt an. “Du hast es doch gerade selbst gesagt, oder nicht?”
    “Ja. Aber ich habe es zuvor nicht gewusst. Es ist eine der Erinnerungen, die Langbard während des Rituals des Hinübergehens mit mir teilte.”
    Sie machte sich auf eine spöttische Bemerkung gefasst, doch Rath schwieg. Konnte es sein, dass der Glaube in seiner Seele zu keimen begann?
    Er war nicht so dumm, alles zu glauben, was Maura ihm erzählte.
    Rath warf ihr einen verstohlenen Blick zu, als sie jetzt aus dem Wald traten und auf einen kleinen Handelsposten, ganz ähnlich dem in der Südmark, zugingen.
    Nein, er glaubte nicht an all diese Dinge. Doch mehr und mehr
sehnte
er sich danach zu glauben. Die Schwierigkeit war nur, dass ein Mensch sich nicht zwingen konnte, zu glauben. Keine noch so vielen Beweise würden ihn überzeugen können, wenn er zweifelte. Und kein Spott würde seinem Glauben etwas anhaben können, wenn er das Glück hatte zu glauben.
    “Willkommen in Westborne, Mistress Woodbury”, sagte er mit einer einladenden Handbewegung.
    In einiger Entfernung durchkreuzten Steinmauern und Hecken am Fuß des Hügels das sanft gewellte Ackerland. Eine schmale Straße wand sich nach Norden, während im Westen ein Fluss in engen Schleifen zum See des Zwielichts floss.
    Maura starrte auf die Große Westliche Ebene hinunter. “Von hier aus sieht es gar nicht so gefährlich aus.”
    Rath stimmte ihr zu. Aus dieser Entfernung sah Westborne fruchtbar und heiter aus. Vielleicht war es das ja auch einmal gewesen. Hatte die schlanke junge Frau an seiner Seite die Macht, das frühere Westborne wieder auferstehen zu lassen?
    Wenn Rath sich einige der unglaublichen Dinge ins Gedächtnis zurückrief, die sie in den letzten Wochen vollbracht hatte, dann schien ihm der Gedanke, sie könnte die Auserkorene Königin sein, gar nicht so weit hergeholt.
    “Komm.” Er deutete mit dem Kopf zu dem Handelsposten hin. “Lass uns mal sehen, was wir von Yorg für gut erhaltenes Lagerzubehör bekommen können. Yorg ist der Bruder von Croll in der Südmark. Sie kaufen und verkaufen immer wieder die gleichen Töpfe, Seile und Schlafmatten von und an die Reisenden, die das Ödland durchqueren. Yorg hat eine Schwäche für ein hübsches Gesicht. Schenke ihm ein Lächeln, und er macht uns vielleicht einen besseren Preis.”
    Zusammen mit den Münzen, die er dem toten Han abgenommen hatte, würde es zumindest reichen, um damit bis zum Toten Wald zu kommen.
    “
Stev retla dar!”
ertönte eine Stimme.
    Rath erstarrte. Er fasste Maura am Arm, aber sie war schon stehen geblieben. Der Unterricht in Comtung zeigte erste Erfolge. Vielleicht erriet sie aber auch nur am Tonfall von Yorgs Stimme, was er wollte.
    Hinter einer baufälligen Hütte aus unbehauenen Baumstämmen schlurfte Yorg hervor, den Pfeil seines Bogens auf Maura gerichtet.
    “Wer seid Ihr und was wollt Ihr?”, rief er auf Comtung.
    “Reisende aus der Südmark”, rief Rath ihm zu, “die von Eurem Bruder Croll vor ein paar Tagen allerdings höflicher behandelt wurden.”
    Während er sprach, versuchte er Maura mit seinem Körper vor möglichen Pfeilen zu schützen.
    “Begrüßt Ihr Eure Kunden immer so?” Er blickte sich um. “Kein Wunder, wenn Ihr keine guten Geschäfte macht.”
    “Oh, Kunden!” Yorg ließ den Bogen sinken. “Ich bitte um Verzeihung, gute Leute! Kunden werden immer seltener. Nur noch wenige durchqueren die Ödnis. Ich habe Ärger mit diesen verdammten
Slaggies
, die nur zum Stehlen kommen. Bald kommt es noch so weit, dass ich mit dem Bogen unter dem Kopfkissen schlafen muss. Kommt herein und zeigt mir, womit Ihr handeln wollt.”
    Als er Maura genauer betrachtete, strich er sich seine wenigen Haare glatt und begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln, das eine Menge verfaulter Zahnstummel sehen ließ. Etliche Zähne fehlten ganz.
    “Entschuldigt meinen rauen Empfang, kleine Schönheit.” Yorgs Augen funkelten begehrlich, und Rath ballte unwillkürlich die Fäuste. “Wenn ich Euch eher erkannt hätte, wäre ich freundlicher gewesen.”
    Maura erwiderte seine Worte mit einem scheuen kleinen Lächeln und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    “Sehr hübsch, wirklich!” Der Händler ließ genießerisch den Blick über sie gleiten.
    “Gehört sie Euch, mein Freund?”, fragte er Rath. “Oder bringt Ihr sie zum Verkauf?”
    Rath legte den Arm um Maura. “Sie
gehört
mir.”
    Das Herz schien ihm in der Brust zu schwellen, als er die Worte aussprach. “Und ich

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