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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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sich daran, wie Maura sich über Langbards Körper gebeugt hatte, so wie er sich jetzt über den ihren beugte. Sie hatte dabei den Schultergurt nicht verschoben, um etwas aus den hinteren Taschen zu holen, das wusste er genau. Sorgfältig durchsuchte er die Fronttaschen, eine nach der anderen, und hielt nur dann und wann inne, um Maura beim Namen zu rufen, oder sanft ihr Gesicht zu streicheln. Einige der Taschen waren leer. Andere enthielten magische Zutaten, die er bereits kennen gelernt hatte – Traumkraut, Wahnsinnsfarn, Spinnenseide. Von den ihm unbekannten Dingen nahm er ein wenig und roch daran.
    War es das hier? Vielleicht. Aber er war sich nicht sicher.
    Oder dieses? Ganz sicher nicht. Denn der Geruch war zu stechend.
    Das hier? Ja! Ohne Zweifel. Das war Bestandteil des Stärkungsmittels gewesen. Maura hatte ihn aufgefordert, das zu kauen, um wach zu bleiben, als sie das Haus in Prum gesucht hatten. Aufgeregt entnahm er mit zitternden Fingern eine größere Portion und warf sie in das Wasser im Kessel.
    Wahrscheinlich war das nicht die richtige Menge. Er konnte sich auch nicht an die genauen Worte der Beschwörungsformel erinnern, die Maura benutzt hatte. Doch sie hatte ihm genug Altumbrisch beigebracht, dass er irgendetwas Annehmbares zusammendichten konnte – wenn der Allgeber ihm kleine Ungenauigkeiten verzeihen würde.
    Verwundert schüttelte Rath den Kopf. Der Allgeber? Hatte die Kraft des Kupferstabs ihm den Verstand geraubt?
    Rath sagte sich, dass einen Zauber aussprechen noch lange nicht bedeuten musste, auch an den Allgeber zu glauben, und goss das heiße Getränk in einen Becher. Dann hob er Mauras Kopf und Schultern ein wenig an, während er einen selbst erfundenen Spruch auf Altumbrisch vor sich hin murmelte. Er hoffte, dass das als Beschwörungsformel genügte.
    Vorsichtig hielt er Maura den Becher an die Lippen und tröpfelte etwas von der Flüssigkeit in ihren Mund.
    Nichts geschah.
    Hatte er etwa doch das falsche Kraut genommen? Oder wirkte ein Zauber nur, wenn der, der ihn aussprach, auch an den Allgeber glaubte?
    Wieder fühlte er Mauras Puls. Er erschien ihm jetzt ein wenig stärker.
    Rath beschloss, nicht aufzugeben. Erneut gab er etwas von dem Gebräu auf Mauras Lippen. Immer wieder. Bis der Becher leer war.
    Schließlich hustete Maura und ihre Augenlider zuckten. “Rath? Sind wir in Sicherheit? Was ist geschehen?”
    “Für den Augenblick sind wir sicher genug.” Mühsam brachte er die Worte heraus. “Wenn du ruhig liegen bleibst und den Rest hier austrinkst, erzähle ich dir, was geschehen ist.”
    Maura nickte schwach und nahm noch einen Schluck aus dem Becher, den er ihr an die Lippen hielt. “Der Schwarzmagier?”
    “Still, habe ich gesagt. Der Magier des Todes wird uns keinen Ärger mehr machen. Der Kupferstab hat ihm irgendwie die Kraft geraubt. Es war, als müsste er kämpfen, um die Kontrolle darüber zu behalten. Doch ich konnte sehen, dass es dir nicht gut tat, den Stab zu halten.”
    Maura nickte kaum merklich.
    Rath wünschte, niemals selbst erfahren zu müssen, was sie gelitten hatte. “Während er mit dir beschäftigt war, nahm ich mein Schwert und hieb die Seile der Brücke auf dieser Seite durch.”
    “Klug von dir”, flüsterte Maura.
    “Ich danke dir, dass du bei mir geblieben bist.” Rath setzte den leeren Becher ab. “Ohne dich wäre ich jetzt tot.”
    “Ich frage mich, wo ich ohne dich wäre.” Verwirrt blickte Maura ihn an. “Wer machte diesen Heiltrank?”
    “Ich”, erwiderte Rath etwas verlegen.
    “Aber wie …?” Mit jedem Satz klang ihre Stimme fester. Die Blässe wich aus ihrem Gesicht.
    Rath zuckte mit den Schultern. “Ich habe mein Gedächtnis angestrengt.”
    Ein zärtliches Lächeln spielte um ihre Lippen. “Das sehe ich”, sagte sie nicht ohne Genugtuung
    In dem Moment bewegte sich etwas im nahen Gebüsch. Rath schlug das Herz bis zum Hals. Er war zu schwach, um schon wieder zu kämpfen.
    Da krabbelte eine Baummaus unter dem Farn und dem toten Laub hervor und kletterte auf einen Baumstumpf.
    Raths Schrecken verwandelte sich in ein schallendes Gelächter. “Ich danke Euch, Master Baummaus. Ihr habt mich daran erinnert, dass es für uns zu gefährlich ist, hier noch länger zu bleiben.”
    Nur widerstrebend ließ er Maura los und bettete sie behutsam aufs Gras. “Ruh dich aus, während ich … einige kleine Vorbereitungen treffe. Wenn du dich wieder stark genug fühlst, um weiter zu wandern, können wir eine kleine Strecke gehen und

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