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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Wirklichkeit verbarg sie so Langbards Schultergurt und suchte unbemerkt in den Taschen nach dem richtigen Kraut.
    Mit völlig verängstigtem Gesichtsausdruck hob Maura den Kopf und betrachtete ihre Entführer. Sie hatte recht gehabt, es waren drei.
    Der Bursche, dessen Namen sie nicht wusste, führte das Pony. Wie sie vermutet hatte, war er kleiner und magerer als seine Kameraden. Die kümmerlichen Barthaare an seinem Kinn verrieten sein Alter. Wenn es ihr gelang, die beiden anderen mit einem Zauber zu bannen, dann müsste es ihr auch gelingen, mit dieser halben Portion fertig zu werden.
    Orl, der sie gefangen und die ganze Zeit auf seinen Schultern geschleppt hatte, war größer als alle Männer, die sie bis jetzt gesehen hatte. Seine plumpen Finger waren fast so dick wie ihre Handgelenke. Sein rundes Gesicht und die Tatsache, dass ihm drei Vorderzähne fehlten, gaben ihm das Aussehen eines Riesenbabys. Doch Maura fürchtete ihn deswegen nicht weniger.
    Und doch hatte sie vor ihm nur halb so viel Angst wie vor dem Anführer Turgen. Auf gewisse Weise erinnerte er sie an Rath. Die beiden Männer hatten ähnlich harte, vernarbte Gesichter. Und Turgen schien ähnliche Ansichten über das Aussehen eines Gesetzlosen zu haben wie Rath. Sein dunkles Haar sah aus, als hätte ein blinder Friseur es mit einem stumpfen Messer auf Schulterlänge abgesäbelt.
    Doch damit endete auch schon jede Ähnlichkeit.
    Während Raths hart und gefährlich wirkende Ausstrahlung mit einer Portion charmanter Unverschämtheit gewürzt war, hatte Turgen ein wahrhaft finsteres, räuberisches Wesen.
    Als er die Hand hob, zuckte Maura zurück. Doch er strich ihr nur übers Haar. So, als wäre das sein gutes Recht. Die federleichte Berührung ließ trotzdem die Brutalität ahnen, die jeden Augenblick unerwartet hervorbrechen konnte.
    “Eine Schande, dass Vang sie als Erster haben soll, nachdem wir sie schließlich gefunden haben, oder etwa nicht, Leute?” Er zog mit dem Zeigefinger ihre Gesichtszüge nach – die fein geschwungene Nase, die Linie des Mundes.
    Währenddessen tasteten Mauras Finger sich zur Tasche vor, die das zerstoßene Traumkraut enthielt.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass der Jüngere missmutig mit der Stiefelspitze in der Heide stocherte.
    “Ich will damit nichts zu tun haben”, murmelte er. “Vang wird das nicht gefallen.”
    Turgens Fingerspitze verharrte jäh auf Mauras Kinn, und sie schloss die Augen in Erwartung eines Schlags. Ihr Instinkt sagte ihr, dass dieser Mann auf alles einschlug, was in seiner Reichweite war, wenn man ihm widersprach.
    Als Turgen herumwirbelte und seinen jungen Kumpan anstarrte, atmete Maura erleichtert auf.
    “Du verbringst zu viel Zeit damit, dich zu fragen, was Vang mag und was nicht, du winselnder Hund!”
    Er holte aus, und der Schlag hätte den Jungen zu Boden gehen lassen, wenn er sich nicht rechtzeitig geduckt hätte und zurückgesprungen wäre.
    Steht nicht mit offenem Mund da!
Der Gedanke durchzuckte Maura. Eine bessere Gelegenheit würde sie nicht mehr bekommen.
    Turgen war einige Schritte entfernt. Orls Aufmerksamkeit war auf seine Kumpane gerichtet.
    Während sie die Beschwörungsformel flüsterte, langte sie in eine der Taschen des Schultergurts und holte eine große Portion Traumkraut hervor. Rasch machte sie einige Schritte nach links, um den Westwind im Rücken zu haben.
    Durch ihre plötzliche Bewegung verstummte das Trio. Sie wandten sich wieder ihr zu.
    Als sie sich auf sie stürzen wollten, blies Maura in die Hand und eine kleine Wolke fein zerstoßenes Traumkraut schwebte in der Luft.
    Es sah ganz und gar nicht so aus, als könnten die drei dadurch aufgehalten werden, besonders Orl nicht. Ein Mann von seiner Statur würde wahrscheinlich in einem Fass voll Traumkraut-Tee baden können, ohne auch nur einmal zu gähnen.
    Maura raffte mit der einen Hand ihr Gewand und rannte los. Mit der anderen durchsuchte sie die Taschen des Schultergurts. Vielleicht würde das Traumkraut die Verfemten langsamer werden lassen, so dass sie die Sturmvogelfedern finden konnte. Obwohl sie hörte, dass die Banditen die Verfolgung aufnahmen, drehte sie sich nicht um.
    Dann zog etwas ihr den Umhang am Hals zusammen und riss sie zurück. Benommen und nach Luft schnappend fiel sie hintenüber und prallte gegen etwas Hartes, Übelriechendes. Ohne Zweifel war das Orl.
    Ihr Fall musste auch ihn aus der Balance gebracht haben. Bevor Maura noch Luft holen konnte, rollten sie beide einen kleinen Abhang

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