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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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hinunter. Als sie endlich ruhig lagen, richtete Maura sich auf.
    Neben ihr streckte Orl alle viere von sich und regte sich nicht mehr.
    Hatte der Schlafzauber endlich gewirkt? Oder war er beim Fallen mit dem Schädel auf einen Felsen geschlagen? Egal, sagte sich Maura. Hauptsache, er konnte sie nicht länger verfolgen.
    Sie versuchte aufzustehen, doch alles um sie herum drehte sich, und sie fiel wieder auf die Knie. Unfähig zu gehen, kroch sie zu einem schmalen Dornendickicht. Als sie es endlich erreicht hatte, fühlte sie sich nicht mehr ganz so benommen. Sie blickte um sich und sah, dass alle drei Gesetzlosen auf der Heide lagen und fest schliefen.
    Wie gerne hätte sie sich einfach dazu gelegt!
    Was musste sie jetzt als Nächstes tun? Eben noch waren ihr die Gedanken nur so durch den Kopf geschossen. Jetzt musste sie ihre ganze Willenskraft aufbringen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Wo waren Raths spöttische Ratschläge? Was würde er ihr raten?
    Verzweifelt versuchte sie, sich nur auf diese eine Frage zu konzentrieren. Gerade als sie fürchtete, dass der Schlaf sie doch noch überwältigen würde, war ihr, als stünde Rath neben ihr.
    Durch Eure Hexerei lasst Ihr jeden in Schlaf fallen. Könnt Ihr sie nicht auch dazu benutzen, Euch wach zu halten?
    “Das ist
keine
Hexerei!”, hörte sich Maura laut sagen.
    Natürlich, Rath hatte Recht! Sie hatte tatsächlich etwas, was ihr helfen würde – in ihrem Schultergurt. Bei dem vergeblichen Versuch, Langbard wieder zum Leben zu erwecken, hatte sie nicht ihren ganzen Vorrat an Lebensblatt verbraucht.
    Sie durchwühlte die Taschen, bis sie es endlich fand. Aber sie hatte kein Wasser. Deshalb legte sie sich einfach einige Blätter auf die Zunge. Der scharfe Geschmack belebte sofort ihren betäubten Verstand. Sie versuchte sich an die Zauberformel zu erinnern. Endlich fielen ihr die ersten Worte ein. Und während sie sie vor sich hinmurmelte, fühlte sie, wie die Benommenheit schwand.
    Jetzt wusste sie, was sie als Nächstes tun musste. Bis auf einen kleinen Essensvorrat würde sie alles Gepäck vom Pony nehmen. Dann würde sie auf seinen Rücken klettern und so weit wie möglich von hier fort reiten.
    Doch noch bevor sie sich so richtig über diese neu gewonnene Hoffnung freuen konnte, hörte sie hinter sich eine scharfe Stimme ausrufen: “Du Hexe! Was hast du mit Turgen und seinen Männern gemacht?!”
    Ehe sie nach ihrem kleinen Vorrat von Sturmvogelfedern greifen konnte, rissen starke Arme sie herum, und sie blickte in das Gesicht eines grobschlächtigen Mannes, dessen linke Augenlider über einer leeren Augenhöhle zusammengenäht waren.
    Obwohl nun alle Hoffnung auf Flucht zerstört war, regte sich Mauras Trotz. “Wer seid Ihr, dass Euch das kümmert?”
    Der riesige Mann stieß ein raues Gelächter aus und deutete mit dem Daumen auf seine breite Brust. “Ich bin ihr Anführer. Vang Himmelsspeer.”
    Mit ein paar Schritten war er bei ihr. “Ich kann warten, bis du mir deinen Namen sagst, Hexe …”
    Während Maura unter diesem wilden einäugigen Blick allen Mut verlor, griff er ihr unter den Umhang. “Bis dahin nehme ich mir das hier.”
    Seine große Hand packte den Schultergurt und riss daran.
    Erschrocken schrie Maura auf, als der Stoff schmerzhaft über ihre Schulter scheuerte und der Anführer der Gesetzlosen sie ihrer einzigen Verteidigungswaffe beraubte.

11. KAPITEL
    R ath folgte Mauras Spur, die nach Süden führte. Er wünschte sich, ihren Gurt mit den Zaubermitteln dabei zu haben. Ein Schluck von dem Gebräu, das sie ihm in der Brandnacht zu trinken gegeben hatte, um den Klumpen Bärenfell hinunterzuspülen, täte ihm jetzt gut. Er unterbrach seinen Lauf, um kurz Atem zu schöpfen und zu trinken.
    Vom bewaldeten Kamm eines niedrigen Hügels aus versuchte er sich zu orientieren. Maura und wer immer bei ihr war, schienen nach Süden zu ziehen. Das verwirrte ihn. Die meisten wären nach Westen, zum Langen Tal gewandert, einem breiten Streifen fruchtbaren Ackerlands im Schutz der Blutmond-Berge. Die Handels- und Reiseroute von Norest nach Südmark führte durch dieses Tal.
    Es gab noch die Möglichkeit ostwärts zur Küste zu gehen und dann in einem der Häfen ein Boot zu nehmen. Doch das hätte keinen Sinn ergeben, denn Maura wollte nach Prum, und das lag tief im Innern des Landes.
    Genau im Süden lag Aldwood und dahinter der Verlorene See, wohin sich jedoch kaum einer wagte und noch weniger zurückkamen. Zwischen diesem Landstrich und dem See

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