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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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geschätzten Untertan bedankte. “Ich danke dir.”
    Die Bogenschützen traten zurück, um sie vorbeigehen zu lassen, während der dritte Wächter vor Maura herhuschte, um ihr den Weg zu zeigen.
    “Was ist das hier für ein Ort?” Sie gingen einen Gang entlang, der von Fackeln erleuchtet wurde.
    “Irgendeine alte Burgruine”, erwiderte ihr Bewacher. “Vang hat sie entdeckt und uns aus den Hügeln hierher gebracht. Sie ist zwar schon ziemlich verfallen, aber einige Teile sind noch ganz gut erhalten. Selbst der schlechteste Platz hier ist immer noch besser als die Höhlen oder die anderen Orte, wo wir sonst lebten.”
    Maura erinnerte sich an das, was Rath ihr erzählt hatte. “Ich weiß, ihr habt kein leichtes Leben.”
    Welche Tragödie oder welches Missgeschick ihn wohl hierher gebracht hatte?
    Maura bekam keine Gelegenheit mehr, ihn zu fragen, denn sie betraten jetzt einen großen Raum, der früher wahrscheinlich als königlicher Bankettsaal gedient haben mochte. Das Deckengewölbe war im Laufe der Jahrhunderte zusammengestürzt. Die Gesetzlosen hatten es aber durch eine rohe Balkenkonstruktion ersetzt. Wenn sie auch über dem feinen Mauerwerk etwas deplatziert aussah, hielt sie doch den Regen genauso gut ab.
    Grob gezimmerte Tischplatten auf Holzböcken und etliche Bänke waren an den Seiten aufgereiht. Dort saß eine kleine Anzahl der fürchterlichsten Männer, die Maura je gesehen hatte. Wenn sie sich auch bei ihrem Anblick fürchtete, so wurde sie doch nicht von Panik ergriffen, wie es vielleicht vor ein paar Stunden noch der Fall gewesen wäre. Denn nun war für sie jeder von ihnen das, was er für den Allgeber war – ein Mensch mit Fehlern und Tugenden, Ängsten und Schuldgefühlen.
    Am Ende des Raums saß Vang, der Anführer, in einem Sessel, der aus einem großen Baumstumpf gehauen war. Einige der Wurzeln streckten sich wie Tentakeln über den Boden. In seinem Schoß lag Mauras Schultergurt.
    Er winkte sie herbei. “Komm, Hexe, und sag, wer du bist.”
    Maura zwang sich mit fester Stimme zu sprechen, während sie den Gang zwischen den Tischen entlangschritt. “Ihr täuscht Euch, Sir. Ich bin keine Hexe, nur eine Reisende, die Euch nichts Böses will und Euch bittet, sie wieder ihres Weges ziehen zu lassen.”
    Vang schien über ihre Worte nachzudenken, dann schüttelte er den Kopf. “Du schätzt dich zu gering ein.”
    Er hielt den Schultergurt hoch. “Was ist das?”
    Sie war versucht, mit ihren Fähigkeiten zu prahlen, damit die Männer Angst bekamen und sie laufen ließen. Stattdessen hörte sie sich sagen: “Nichts davon richtet Schaden an. Das meiste sind Kräuter, mit denen man Wunden und Krankheiten behandelt. Soll ich es Euch zeigen?”
    “So wie du es Turgen und seinen Männern gezeigt hast?” Vang umklammerte den Schultergurt, als befürchtete er, Maura könnte ihn ihm entreißen.
    Zu beiden Seiten begannen die Männer, aufgeregt miteinander zu flüstern.
    “Ich habe sie nicht verletzt.” Maura zeigte ihm ihre blau angelaufene Wange. “Sondern sie
mich.”
    “Meine Männer befolgten nur meine Befehle. Sie sollten Ausschau halten, wer hier vorbeikommt und ihn zu mir bringen, damit ich ihn befragen kann.”
    Maura schöpfte Hoffnung. “Wenn Ihr herausfindet, dass Euch von einem Reisenden keine Gefahr droht, schickt Ihr ihn dann zurück?”
    “Nicht oft, nein. Wo wolltest du hin, als meine Männer dich fanden?”
    Maura erinnerte sich an Raths Warnung. Zu erklären, dass sie nach Tarsh wollte, war eine zu offensichtliche Lüge.
    Darum antwortete sie: “Wo ich hin will, ist meine Sache.”
    Vang sprang auf und kam mit dem Schultergurt in der Hand auf sie zu. “Da du hier bist und ich die Fragen stelle, ist es auch
meine
Sache.”
    Maura bemühte sich, nicht zurückzuweichen.
    “Hör auf, mit mir zu spielen”, brüllte Vang. “Oder ich gebe dir den passenden Schlag auf die andere Seite deines hübschen Gesichts. Und noch auf ein paar andere Stellen dazu, die man nicht sieht, die aber umso mehr schmerzen.”
    Als der Mann sich so dicht vor ihr aufbaute, dass sie seinen heißen Atem spürte, wurde Maura von einer entsetzlichen Angst gepackt, wie sie sie noch nie kennengelernt hatte.
    In diesem Moment ertönte hinter ihr die unverschämte, spöttische Stimme von Rath Talward. Die Stimme, die sie am meisten ersehnte. “Hab ein bisschen Respekt vor der Dame, Vang. Wenn sie schon in ein so hässliches Gesicht wie deines schauen muss, solltest du sie dafür mit ein paar netten

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