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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Gesicht.
    “Wer denn sonst?”, klang es unbekümmert zurück.
    Bevor sie noch wusste, was sie tat, hatte sie ihm die Arme um den Hals gelegt und zog ihn an sich. Es war gar nicht so leicht, sich zu küssen, wenn man einander nicht sah. Endlich fanden sich ihre Lippen.
    Maura unterdrückte einen glücklichen Seufzer. Rath schlang die Arme um sie und zog sie für einen schier endlosen, wunderbaren Moment noch enger an sich. Dann lösten sich seine Lippen von den ihren, strichen zärtlich über ihre Wange und flüsterten ihr ins Ohr: “Das muss leider warten. Es gibt noch etwas, das ich tun muss. Geh nach Westen. Sichtbar oder nicht, ich werde dich finden.”
    “Kann ich nicht bei dir bleiben? Du könntest meine Hilfe brauchen.”
    Obwohl er nichts sagte, fühlte sie, dass er nicht einverstanden war.
    “Gerade erst habe ich dir gegen Turgen geholfen”, fuhr sie fort.
    Er strich ihr übers Haar und lehnte seine Stirn an ihre. “Stimmt, und du hast mir sehr gut geholfen. Aber wir beide zusammen sind zweimal so leicht zu entdecken, selbst wenn wir unsichtbar sind. Außerdem, auch wenn ich dich nicht sehen kann, lenkst du mich mehr ab, als gut ist.”
    Noch einmal umarmte er sie leidenschaftlich, dann schob er sie zum nächsten Torbogen, in dessen Nähe gerade kein Gesetzloser zu sehen war. “Geh jetzt!”
    Vorsichtig verließ Maura die verfallene Burg. So schnell ihre Beine sie tragen konnten, rannte sie davon und hoffte, dass sie in die richtige Richtung lief.
    “Erzähl mir”, sagte Maura am Abend, als sie und Rath wieder sichtbar waren und sie eine Rast für die Nacht einlegten, “wie kamst du an die Sturmvogelfedern? Und wieso hast du darauf bestanden, mit Turgen statt mit Vang zu kämpfen?”
    Nachdem sie auf einem Pferd aus Aldwood geflohen waren, hatten sie wenig Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden. Rath hatte Maura versichert, dass er das Pferd nicht gestohlen, sondern nur sozusagen gegen ihr Pony eingetauscht hätte. Er fragte sich, was sie wohl sagte, wenn sie erst sah, was er gegen ihre gestohlenen Vorräte
eingetauscht
hatte.
    “Die Federn? Aus deinem Schultergurt natürlich.” Er kniete am Rand eines schmalen Baches und füllte seinen Trinkschlauch. Nachdem er getrunken hatte, reichte er ihn Maura. “Das war Teil meiner Abmachung mit Vang.”
    Er lehnte sich ins Gras zurück und rieb sich das Kinn, wo Turgens Schlag ihn getroffen hatte. Es schmerzte zwar höllisch, doch schien nichts gebrochen zu sein. Auch Bauch und Rücken taten ihm weh, wo Turgen ihn mit dem Kopf gegen die Wand gerammt hatte.
    Als Maura ihren Durst gestillt hatte, spritzte sie sich Wasser ins Gesicht. “Was für einen Abmachung?”
    Bevor Rath antworten konnte, fiel ihr Blick auf sein Gesicht und sie erschrak. “Lass mich das anschauen. Wo bist du noch verletzt?”
    Während sie neben ihm niederkniete und vorsichtig sein zerschlagenes Gesicht untersuchte, versuchte er die Verletzung herunterzuspielen. “Reg dich nicht auf. Ich habe schlimmere Kämpfe erlebt. Wer weiß, wie ich aussehen würde, wenn ich mit Vang gekämpft hätte. Und das hätte ich, wäre es nicht um dich gegangen.”
    Er griff noch einmal nach dem Trinkschlauch und nahm einen kräftigen Schluck. “Nachdem du mich aufgefordert hattest, meinen Verstand statt meiner Klinge einzusetzen, hatte ich ein bisschen nachgedacht. Und da wurde mir bewusst, dass ich Vangs Platz einnehmen müsste, wenn ich ihn besiegte. Dazu hatte ich keine Lust. Deshalb hatte ich heute Morgen ein kleines Gespräch mit dem Himmelsspeer. Ich habe ihm gesagt, dass er mich wohl besiegen könnte, aber nicht ohne einen fairen Kampf. Und dass er dann geschwächt wäre, wenn eine weitere Herausforderung auf ihn zu käme.”
    Stirnrunzelnd hatte Maura zugehört. Jetzt sah sie ihn mit großen Augen an. “Von … Turgen?”
    “Genau, von Turgen.” Rath grinste. “Ich habe so einiges über ihn gehört. Solche wie er sind mir oft über den Weg gelaufen. Er wartet nur auf eine Gelegenheit, den Anführer zu vertreiben. Wahrscheinlich hat er sich vor Freude schon die Hände gerieben, als ich Vang herausforderte.”
    “Und deshalb hast du Vang gesagt, dass du mit Turgen kämpfen willst?”
    “Vang ist kein Narr. Er weiß, dass er nicht jünger wird. Ich glaube auch, dass er schon seit einiger Zeit ein wachsames Auge auf Turgen hat. Als Gegenleistung dafür, Turgen eine kleine Lektion zu erteilen, forderte ich von Vang etwas aus deinem Schultergurt. Ich sagte natürlich nicht, wofür ich es

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