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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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einem Tag das Lange Tal erreichen.” Rath zog Hemd und Weste an und wickelte sich gegen die morgendliche Kälte fest in seinen Umhang. “Kannst du dir nicht etwas von den Kräutern ins Gesicht schmieren? Ich möchte nicht, dass die Leute, die dich sehen, denken, ich … ich hätte das getan.”
    Aus seiner mürrischen Stimme hörte Maura eine Spur von Zärtlichkeit heraus. “Ich kann mir im Gesicht schlecht einen Umschlag machen.” Sie gluckste. “Außerdem, wenn die Leute die blauen Flecke auf deiner Backe sehen, denken sie, ich hätte es dir noch schlimmer heimgezahlt.”
    Nachdem sie sich den Stärkungstrank geteilt hatten, bestiegen sie den breiten Rücken der Stute und setzten ihren Weg nach Westen fort. Wie Rath vorausgesagt hatte, erreichten sie das Lange Tal noch vor Sonnenuntergang. Bald danach kamen sie zu einem Dorf. Bei seinem Anblick wurde Maura von Heimweh nach Windleford gepackt.
    Am Ortsrand machten sie in einem kleinen Wirtshaus Rast und bestellten eine Mahlzeit. Sie war einfach, aber reichlich und schmeckte gut – frisches Brot und ein milder Käse, für den das Lange Tal berühmt war, und danach Schinken mit Rotkohl und Klößen.
    Maura lehnte sich vor ihrer leeren Schüssel mit einem zufriedenen Seufzer zurück. “Es tut so gut, wieder einmal an einem richtigen Tisch zu essen.”
    Rath zuckte mit den Schultern und arbeitete sich durch seine zweite Portion Schinken und Kohl. “Für mich ist es ein bisschen komisch, an einem Tisch zu essen. Aber ich könnte mich daran gewöhnen.”
    Maura betrachtete ihn. Seit Jahren führte er dieses Leben, das sie während der letzten Wochen mit ihm geteilt hatte. Die ständige Gefahr und das Unterwegssein hatten bald jeden Reiz für sie verloren. Nicht, dass sie sich von Anfang an davon sehr angezogen gefühlt hätte.
    Mehr denn je bewunderte sie Rath dafür, dass er sich seine gute Laune und seinen anständigen Charakter bewahrt hatte. Auch wenn er sich alle Mühe gab, es vor der Welt zu verbergen, aus Furcht, man könnte es ihm als Schwäche auslegen.
    Als der Wirt mit der Rechnung kam, fragte Rath: “Wo können wir in Eurem hübschen Dorf einen Sattler finden?”
    “Einen Sattler, guter Herr?” Der Mann kratzte sein vorspringendes Kinn. “Nun, es gibt keinen näheren als der in Folkin's Mills. Da müsst Ihr eine gute Meile durch das Tal nach Süden. Allerdings habe ich zwei Sättel und auch Zaumzeug. Ich könnte Euch einen guten Preis machen.”
    Als Maura und Rath Blicke wechselten, beeilte er sich zu erklären: “Dann und wann kommen Leute hierher, die ihr Essen nicht zahlen können. Dann nehme ich, was sie mir anbieten.”
    Er betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. “Wie kommt es, dass Ihr ein Pferd, aber weder Sattel noch Zaumzeug habt?”
    Maura war gespannt, was für eine kluge Geschichte Rath jetzt wohl einfallen würde.
    “Nun, ich denke, Ihr habt doch schon von Vang, dem Gesetzlosen, gehört?” Rath schenkte dem Wirt sein schönstes Spitzbubengrinsen.
    Der Mann machte große Augen. “Nur wenige in dieser Gegend haben nicht von ihm gehört, guter Herr. Haben seine Männer Euch bestohlen?”
    “Nicht ganz. Wir haben ihnen das Pferd gestohlen.” Rath hieb mit der Hand auf den Tisch und brach in brüllendes Gelächter aus, in welches der Wirt einstimmte. “Wir hielten es nicht für klug, auch noch lange nach einem Sattel zu suchen.”
    “Das denke ich auch.” Der Wirt schüttelte sich so sehr vor Lachen, dass Maura fürchtete, sein dicker Bauch würde seine Schürze zerreißen.
    Als Rath ihr Essen bezahlte, klimperte der Wirt, immer noch vergnügt vor sich kichernd, mit den Münzen. “Ich denke mal, Ihr habt das da auch Vang gestohlen. Und die blauen Flecke habt Ihr wohl von seinen Männern.”
    “So ist es”, erwiderte Rath und zwinkerte ihm zu. “Aber wir haben sie in noch schlimmerem Zustand zurückgelassen. Lasst uns jetzt einen Blick auf die Sättel werfen, und ich werde Euch noch mehr von Vangs Geld zukommen lassen.”
    Der Wirt wischte sich die Lachtränen fort. “So eine Geschichte ist einen ganzen Sattel wert, junger Herr.”
    “Geschichte?”, rief Rath in gespielter Wut. “Ich schwöre, jedes Wort ist wahr!”
    “Ja, und mein Schwager ist der Wartende König”, gab der Wirt zurück, während er sie zu den Sätteln führte.
    Maura fragte sich, ob er ihnen wegen Raths Geschichte einen so guten Preis machte.
    “Vielleicht”, lachte Rath, als sie ihm später ihren Verdacht mitteilte. “Ich weiß auch nicht, warum

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