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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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zwischen Rath und sein Schwert.
    Maura schlug das Herz bis zum Hals. Hastig suchte sie nach der Spinnenseide. Würde der Zauber auch bei Tieren wirken?
    “Maura!”, schrie Rath. “Wirf mir den Dolch zu!”
    Natürlich, sein Dolch! Sie war so wenig daran gewöhnt, Waffen zu tragen, dass sie an ihn gar nicht mehr gedacht hatte. Sie warf ihm den Dolch zu und schrie vor Schreck, als er zwischen einigen Wölfen landete. Einer heulte vor Schmerz auf und verschwand in der Dunkelheit. Jetzt waren noch drei übrig – der eine, der knurrend Raths Schwert bewachte, und zwei, die sich ein wenig von den Packen zurückgezogen hatten, als der Dolch mitten unter ihnen gelandet war.
    Wenn der Spinnenzauber nicht wirkt, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen, dachte Maura.
    Aber was?
    Das Tier, das über dem Schwert stand, bleckte die Zähne, bereit sie anzuspringen. Maura wich zurück und sprang hoch, als ihr Fuß in die Glut trat.
    Das Feuer! Mit der freien Hand packte sie einen brennenden Ast. Dann ging sie auf den Wolf zu. Leise sang sie den Bindezauber.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Rath etwas aus einem der Packen zog und es gegen die beiden anderen Wölfe schwang, während er laut brüllte. Die Tiere stießen ein durchdringendes Geheul aus, das Maura durch Mark und Bein ging. Dann drehten sie sich um und rannten fort.
    Die Flucht seines Rudels lenkte den letzten Wolf ab und schenkte Maura die nötige Zeit. Rasch sprang sie vor, klebte dem Tier die Spinnenseide aufs Fell und sprach die letzten Worte der Beschwörung.
    Vielleicht hatte sie in ihrer Aufregung bei der Zauberformel etwas falsch gemacht. Vielleicht war es auch nicht genug Spinnenseide für so ein großes Tier gewesen. Vielleicht wirkte ihr Zauber aber auch nur bei Menschen.
    Maura hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken, als die Bestie sie auch schon ansprang.
    Sie versuchte, das Tier mit dem Ast abzuwehren, doch der sah lächerlich klein aus im Vergleich zu einer Kreatur dieser Größe. Außerdem brannte er nicht mehr.
    Maura machte sich darauf gefasst, gleich unter dem Angriff des Wolfes zusammenzubrechen, stattdessen wurde sie plötzlich von Rath zur Seite gestoßen. Das Tier flog an ihnen vorbei ins Feuer. Funken stoben und brennendes Holz flog umher, als die Bestie jetzt heulend ihrem Rudel hinterherlief.
    Rath und Maura lagen am Boden und rangen nach Atem.
    Schließlich rappelte sich Rath auf. “Ich bezweifle, dass die Bande sich heute Nacht noch einmal sehen lassen wird. Trotzdem ist es besser, ich kümmere mich um unser armes Feuer.”
    Maura erhob sich mit weichen Knien und ging steifbeinig zur Stelle, wo Raths Schwert lag. Sie hob es auf. “Du solltest es besser bei dir haben, obwohl der Stock, den du aus dem Packen gezogen hast, es zur Not ja auch getan hat.”
    Ein Ende des “Stocks” glomm aus eigener Kraft in einem unheimlichen Licht. “Beim Allgeber, Rath, wo hast du das Ding her?”
    “Das? Ist doch ganz praktisch, oder? Ich …”
    Er brauchte nichts zu sagen. Maura wusste Bescheid.
    “Du hast es dem Schwarzmagier abgenommen, als du Gristel Maldwin suchtest?”
    Rath nickte. “Ich nahm ein paar kleine Andenken mit. Hatte ich dir das nicht gesagt? Ich dachte, ich hätte es getan.”
    “Ich würde mich daran erinnern, wenn du mir erzählt hättest, dass du diese … diese Abscheulichkeit genommen hast. Du musst sie loswerden. Sofort!”
    “Nein.”
    “Weißt du überhaupt, was das ist?”
    “Schrei nicht so”, sagte Rath. “Ich bin nicht taub. Und ich bin auch nicht blöd. Natürlich weiß ich, was das ist. Ich war einmal auf der falschen Seite von einem dieser Dinger. Die Narbe auf meinem Rücken war nicht mehr als ein Splitter in meinem Finger, verglichen mit den Schmerzen, die ich hiervon erlitten habe.”
    “Warum willst du dann, in Allgebers Namen, dieses Ding mit dir führen?”
    Rath zuckte mit den Schultern. “Aus dem gleichen Grund, warum ich
alles
stehle, werte Dame.” Es schien ihm Spaß zu machen, sie daran zu erinnern, dass er ein Gesetzloser war. “Weil es mir irgendwann nützlich sein könnte. Das hier hat bereits gute Dienste geleistet.” Gut gelaunt warf er den Kupferstab in die Luft und fing ihn wieder auf. “Das hast du selbst gesagt.”
    “Da dachte ich ja auch noch, es sei nur ein Stock aus Holz.”
    “Beim Anblick eines Holzstocks hätten die zwei Wölfe wohl kaum so schnell die Schwänze eingekniffen.” Er sah sie mit hartem Blick an. “Spar dir deine Worte, ich werde den Stab behalten.

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