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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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ritten sie, jeder in seine Gedanken versunken, durch das bergige Gelände. Mehr denn je war es Rath bewusst, dass Maura dicht hinter ihm saß, ihn umfasste und manchmal den Kopf an seinen Rücken lehnte.
    Er blickte über die Schulter. “Wir haben einen langen Ritt vor uns. Willst du mir nicht eine deiner Geschichten erzählen, um die Zeit zu vertreiben?”
    Ihre grünen Augen funkelten wie Sternenlicht auf einem mit Tau benetzten Blatt. “Damit du wieder über mich lachen kannst, weil ich an solche Märchen glaube?”
    Er schämte sich. “Ich lache nur, wenn es eine komische Geschichte ist. Sonst nicht. Versprochen.”
    “Wirklich?”
    “Bei meinem Leben.” Rath nickte. “Siehst du, ich habe dieses Land von der Südmark bis zum Diesseitsland durchreist. Aber als ich letzte Nacht deine Geschichte gehört habe, kam es mir vor, als wäre ich halbblind durch die Gegend gestolpert. Woher hat Bors Brücke ihren Namen? Wer war das Orakel von Margyle?”
    “Wer
ist
das Orakel von Margyle”, berichtigte ihn Maura. “Soviel ich weiß, lebt sie noch.”
    Sie schwieg einen Augenblick und schien zu überlegen. “Möchtest du von den Kindern Velorkens hören und ihrer Wahl? Es ist nicht sehr lustig, fürchte ich. Die Geschichte berichtet, wie der Großclan auseinandergerissen wurde in die Kinder Han und die Kinder Umbri. Wenn du diese Geschichte nicht kennst, dann bist du mehr als
halb
blind gegenüber dem, woran unser Land leidet.”
    “Hört sich nach einer spannenden Geschichte an. Lass sie mal hören.”
    Maura begann mit ihrer Erzählung, und sie sprach in dem fesselnden Rhythmus, wie es nur Geschichtenerzähler tun. “Nachdem Lord Velorken das Schwarze Untier über das Firmament davongejagt hatte, wollte der Allgeber seine Kinder belohnen. Er gab ihnen einen Wunsch frei. Sie konnten sich entweder das Wissen über die besonderen Kräfte der Dinge wünschen, die über der Erde wuchsen, oder das Wissen über die besonderen Kräfte der Dinge tief im Innern der Erde.”
    Obwohl er sich vorgenommen hatte, Maura nicht zu unterbrechen, konnte Rath sich nicht zurückhalten. “Doch sie konnten sich nicht einig werden, stimmt's?”
    “Nein, das konnten sie nicht. Hast du diese Geschichte schon einmal gehört?”
    “Ein Teil davon, vielleicht”, gab Rath zu. “Von Ganny, vor langer Zeit. Doch nachdem sie tot und ich auf mich selbst gestellt war, versuchte ich alles zu vergessen, was sie mir über die Alten Wege erzählt hatte.”
    Er hatte sich damals ums Überleben kümmern müssen. Da waren alte, fremdartige Geschichten nur nutzloser Ballast gewesen. Jetzt fragte er sich, ob er nicht damals einen Teil von sich zerstört hatte, als er diese Verbindung zur Vergangenheit aufgab.
    Maura nahm den Faden ihrer Geschichte wieder auf. “Wie du sagtest, sie konnten sich nicht einig werden. Han wünschte die Herrschaft über Metalle und Edelsteine. Umbri wollte die Herrin über alles Wachsende sein. Einige ihrer Verwandten unterstützten Han, andere Umbri, und es schien, dass sie mehr Unheil übereinander bringen würden, als es das Schwarze Untier bereits getan hatte. Ihr Streit bereitete dem Allgeber großen Kummer.”
    Maura erzählte und für Rath vergingen die Stunden wie im Flug. Und etwas, das er verloren gehabt hatte, kam wieder zu ihm zurück.
    Während der nächsten Tage, in denen sie unermüdlich weiterritten, wurde das Land mit jeder Meile zerklüfteter. Und Raths Hunger nach Geschichten schien mit jeder neuen Geschichte, die Maura ihm erzählte, nur noch zu wachsen. Sie konnte spüren, wie etwas in ihm aufbrach und zu wachsen begann. Und sie freute sich darüber, dass sie ihm auf diese bescheidene Weise etwas für den großen Dienst, den er ihr leistete, geben konnte.
    Am vierten Tag hielten sie vor einem kleinen Handelsposten in einem abgeschiedenen Tal. Dort tauschte Rath ihr Pferd gegen kräftige Wanderstöcke und Vorrat für den nächsten Teil ihrer Reise ein. Während er mit dem Händler um ein paar Streifen geräuchertes Rindfleisch mehr feilschte, das eher nach Schuhsohlen als nach etwas Essbarem aussah, ging Maura nach draußen, um dem Pferd eine Möhre zu bringen und sich von ihm zu verabschieden.
    “Du hast uns die vielen Meilen sicher bis hierher getragen.” Sie strich ihm über die Mähne, während das Tier kaute. “Ich hoffe, du findest hier ein besseres Leben, als du es in Aldwood gehabt hast.”
    Das Pferd wieherte und schüttelte die Mähne.
    “Rath sagt, dass wir dich nicht weiter mitnehmen

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