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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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ich dann vielleicht eines Tages noch so weit kommen, dass ich mich mehr um
ihr
Leben als um mein eigenes sorge?
    Es war ein verwirrender Gedanke, der ihn frösteln ließ.
    Am dritten Tag begann ihre Wanderung durch das Ödland etwas weniger beschwerlich zu werden. Das Gelände war eben, und ihr Gepäck war leichter geworden, da sie einen Teil der Vorräte aufgezehrt hatten. Rath hatte einige Wasserstellen auf ihrer Wegstrecke gefunden, wo sie mittags Rast einlegen oder die Nacht verbringen konnten.
    Auch wenn Maura sich immer noch wünschte, Rath fände einen hübsch hohen Felsen, von dem aus er den Kupferstab in den Abgrund schleudern könnte, so musste sie doch zugeben, dass der Stab ihnen gute Dienste leistete, wenn es darum ging, wilde Tiere von ihnen fern zu halten. In der Dunkelheit konnte sie hier und da Augen funkeln sehen, doch keine der Bestien traute sich, sie anzugreifen.
    “Jetzt, wo ich das Ritual des Hinübergehens auf
Twara
aufsagen kann”, meinte Rath, als sie am vierten Tag nach der Mittagspause ihre Reise wieder aufnahmen, “wäre es eigentlich an der Zeit, dass du dein Comtung ein wenig aufpolierst.”
    “Ich kenne ein paar Worte.” Maura zog die Nase kraus. “Das ist schon mehr, als mir lieb ist. Ein scheußliches Kauderwelsch.”
    “Da hast du recht”, erwiderte Rath. “Doch dieses
scheußliche Kauderwelsch
könnte für dich überlebenswichtig sein, wenn wir erst einmal in Westborne sind. Dort sprechen viele der Jüngeren überhaupt kein Umbrisch mehr.”
    “Die sprechen ihre eigene Sprache nicht? Was für eine Schande!”
    “So ist es.” Rath stieß die Spitze seines Wanderstabs derart wütend in die harte Erde, als wäre der Boden unter ihm der Schädel eines Han. “Eines Tages kannst du das vielleicht ändern. Aber nicht, wenn deine Suche fehlschlägt, weil du dich nicht verständlich machen kannst.”
    Seltsam. Er sprach auf einmal, als glaubte er selbst, dass sie eines Tages Umbrien regieren würde.
    “Dann fang an. Was sollte ich wissen?”
    “Einfache Dinge. Sätze, die Reisende wissen müssen, zum Beispiel wie man nach dem Weg fragt oder nach dem Preis. Oder wie du jemandem sagst, dass du verletzt bist und Hilfe brauchst.”
    Maura hoffte, nie in diese Lage zu kommen. Doch Rath hatte zweifellos recht. Und wenn ihre Unterrichtsstunden in Comtung genauso unterhaltsam sein würden wie Raths Unterricht in
Twara
, so würde die Zeit wie im Flug vergehen.
    “Also”, meinte Rath, “wie würdest du nach dem Preis einer Sache fragen?”
    “
Referna …takolt … kotarst?”
    “
Refernug”
, korrigierte Rath sie. “Auch würde ich eher
pranat
als
takolt
sagen … außer, du kaufst etwas Lebendiges.”
    “Hört sich scheußlich an”, grummelte Maura.
    Rath zuckte mit den Achseln. “Aber immer noch besser als Hanisch.”
    “Das ist auch kein großes Kompliment.”
    “
Rosfin kempt!”
    “Und was heißt das jetzt?”
    “Es heißt: törichtes Mädchen.” Rath lachte leise. “Du solltest besser Comtung lernen, dann weißt du, wann man dich beleidigt.”
    “Das werde ich schon am Ton merken,
lalump.
Und um ehrlich zu sein, will ich es lieber gar nicht wissen.”
    “Darin unterscheiden wir uns”, erwiderte Rath. “Ich will genau wissen, wie mich jemand nennt. Also bitte, was ist ein
lalump?
Als ich noch klein war, hat Ganny mich manchmal so genannt. Aber sie wollte mir nie sagen, was es heißt.”
    “Es kann Schlingel bedeuten, aber auch Herzblatt.” Als er sie mit gespielt finsterem Blick ansah, lenkte Maura ein. “Um die Wahrheit zu sagen, es meint einen Schlingel, den man eigentlich ganz gerne mag.”
    Rath war mehr als ein “Schlingel”. Sie hatte gesehen, wie er mit den Wölfen gekämpft hatte. Er konnte ein sehr gefährlicher Mann sein. Er besaß etwas Unbarmherziges, aber auch eine Art von Ehre. Je mehr sie ihn kennenlernte, desto mehr erkannte sie, was das Leben aus ihm gemacht hatte. Sie sah das Gute und das Schlechte in ihm. Doch mit jeder Meile, die sie gemeinsam zurücklegten, schien das Schlechte zu verblassen und das Gute stärker zu werden.
    Rath warf ihr einen Blick zu, und das Funkeln in seinen Augen ließ Maura auf der Hut sein. Sie ahnte, dass er sie necken, vielleicht sogar mit ihr flirten wollte. Auch wenn sie wusste, dass sie ihn nicht dazu ermutigen sollte, ließ die Aussicht darauf ihr Herz ein wenig schneller schlagen.
    Doch noch bevor er sagen konnte, was er sich vorgenommen hatte, fiel sein Blick auf irgendetwas hinter ihr und seine Züge

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