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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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behandeln. Jetzt mussten sie erst einmal die größtmögliche Entfernung zwischen sich und die unbekannten Verfolger legen.
    Die Bäume kamen näher. Maura konnte in der grünen Front eine Lücke erkennen, die ein Pfad sein konnte. Sie schienen darauf zuzuhalten.
    Sie spürte, dass der Zauber nachzulassen begann. Ihr Herz hämmerte, es fiel ihr immer schwerer, die Füße zu heben. Während sie sich an Raths Hand klammerte, schaffte sie die letzten Schritte in den Wald hinein.
    Im Schutz der Bäume hielten sie keuchend an. Maura ließ sich zu Boden fallen und zog ihren Trinkschlauch hervor. Das Wasser der letzten Wasserstelle, an der sie angehalten hatten, war ziemlich brackig gewesen. Doch sie schluckte es so gierig, als wäre es Pfirsichwein.
    Rath machte es ihr nach, doch er setzte sich nicht. Stattdessen ging er zum Waldrand zurück.
    “Kannst du … sie sehen?”, keuchte Maura.
    “Noch nicht”, rief Rath. “Das ist ein Glück. So müssten wir eigentlich Zeit genug haben, die Spalte zu überqueren, ohne dass sie uns direkt auf den Fersen sind.”
    “Die Spalte überqueren? Wie machen wir das?”
    “Komm.” Rath ging an ihr vorbei. “Ich zeige es dir.”
    Sie folgte ihm auf einem ausgetretenen Pfad.
    Nach einiger Zeit hielt er jäh an. “Das ist weit genug.”
    Maura blickte sich um.
    Einige Schritte von der Stelle entfernt, wo Rath stand, fiel der Boden jählings senkrecht ab. Maura erstarrte vor Schreck. Die einzige Verbindung zur weit entfernten gegenüberliegenden Seite der Schlucht war die zerbrechlichste Brücke, die Maura je gesehen hatte – sie bestand aus nichts als aus Seilen und ein paar Brettern.
    Entsetzt taumelte sie zurück.
    “Das ist ein Anblick, was?”, fragte Rath über die Schulter.
    Als er keine Antwort bekam, drehte er sich um. “Maura, was ist denn? Bist du verletzt?”
    “Was ist?”, fragte Maura mit schriller Stimme. Dann brach sie in wildes Gelächter aus. “Ich bin nicht verletzt. Ich bin am Leben und will es auch bleiben.”
    “Das ist gut so.” Rath nickte, doch er blickte sie mit gerunzelter Stirn etwas verwirrt an. “Ich auch. Das heißt, wir verschwenden besser keine Zeit und gehen jetzt über die Brücke.”
    “Da drüber?” Maura schüttelte wild den Kopf. “Du musst verrückt sein.”
    “Bin ich nicht. Ich habe diese Brücke schon zweimal überquert. Da ist nichts dabei. Halte dich an den Seilen auf beiden Seiten fest, gehe zügig voran und schaue nicht nach unten. Bevor du es merkst, bist du schon drüben.”
    “Leicht gesagt.” Jedes Mal, wenn Maura an den Abgrund dachte, hatte sie das Gefühl, auch schon hineinzustürzen. “Ein Windstoß, eine verfaulte Planke und wir werden …”
    Wenn sie gewusst hätte, worauf sie da zu gerannt waren, hätte sie sich wahrscheinlich umgedreht und wäre in die entgegengesetzte Richtung gelaufen.
    “Ich weiß, es ist ein bisschen hoch”, gab Rath zu, “aber …”
    “Ein bisschen hoch? Bis zum heutigen Tag bin ich nicht höher gewesen als bis zur Kuppe des Hoghill. Du kannst zwanzig Hoghill in diesen … diesen …”
    “Abgrund.”
    “… Abgrund tun! Er ist tiefer als der Schlund des Schwarzen Ungeheuers und genauso tödlich.”
    “Das mag ja sein. Aber wir müssen da rüber. Also tun wir es jetzt, und zwar schnell. Denk einfach dran, dass eine Horde Han hinter dir her ist.”
    “Wieso bist du dir so sicher, dass es Han sind?”
    “Wenn sie aus dem Gebirge kommen, sind es Han”, entgegnete Rath entschieden. “Und es gibt für uns keinen anderen Weg.”
    “Bist du sicher? Könnten wir denn nicht …” Sie deutete nach Norden.
    Rath schüttelte den Kopf. “Das würde uns in den Südlichen Halbmond führen, ein Gebirge, wo du überall Schluchten wie diese findest. Und ohne irgendeine Brücke.”
    “Und dort …” Maura deutete nach Süden.
    “Vielleicht …”, begann er, und Mauras Hoffnung wuchs. Doch dann fuhr er in barschem Ton fort: “
Wenn
wir die dreifache Menge an Vorräten hätten und du nicht zur Sommersonnwende den Zeitlosen Wald erreichen müsstest. Ist in deinem Schultergurt irgendein Kraut, das dir Mut machen kann?”
    Maura schüttelte den Kopf. “Langbard meinte, für wahren Mut gäbe es keinen Ersatz.”
    Wie enttäuscht er wohl wäre, könnte er sie jetzt sehen!
    Rath packte sie am Arm und zog sie mit sich. “Genug der Dummheiten. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas Böses geschieht.”
    Maura rappelte sich auf. Gut, die Brücke war zwar in großer Höhe angebracht, aber andere

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