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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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sie auf, wartete immer wieder etwas ab, wenn der Schwindel sie überfiel. Da sie am Oberkörper nichts trug als den Verband, suchte sie nach ihrer Jacke, fand sie aber nicht. Sie schlang sich mühsam die Decke um die Schultern und ging langsam auf den Ausgang der Höhle zu. Dort blieb sie fasziniert stehen:
    Ein riesiges Tal erstreckte sich zu ihren Füßen, am Himmel zog der Drache seine Kreise und am Boden schienen einzelne der riesigen Männer Kampftraining zu betreiben. Ziandras Augen suchten nach Iannis und fanden ihn an einem Feuer in der Nähe sitzend, neben ihm der Reiter des Drachen. Als hätte er ihren Blick gespürt, sah Iannis herüber und erblickte sie. Sogleich sprang er auf und eilte zu ihr.„Ziandra, wie fühlst du dich? Du solltest noch nicht herumlaufen!“
    Sanft nahm er ihren Arm und führte sie zum Feuer. Dort hing auch ihre Jacke. Sie war gewaschen worden und man hatte auch das Loch offensichtlich geflickt.
    Lächelnd half ihr Iannis hinein. „Komm setz dich! Das ist der Zauberer Seros, der Anführer der Magaren. Er kämpft seit langem gegen Razak und war im rechten Moment da, als wir ihn brauchten. Hier sind wir sicher, Ziandra.“
    „Aber leider nicht auf ewig, mein Freund“, brummte der Alte und stocherte mit einem Ast in der Glut herum. „Razak weiß, wer sie ist und wird sie und Rianna suchen. Und hier wird er sie bald vermuten. Ziandra muss weiter, sobald es ihr besser geht! Ziandra, du bist sehr wichtig für unseren Kampf. Die Linie Sagobans und Melisins muss weitergehen! Eines Tages wird wieder eine mächtige Hexe aus dieser Linie hervorgehen. Sie wird die Einzige sein, die Razak und seine Nachfahren in die Schranken weisen kann!“
    Ziandra traute ihren Ohren kaum. Sie würde Mutter oder Großmutter einer Hexe sein? Was faselte der Alte da nur? Plötzlich zischte es in der Glut und sie begann hell aufzuglühen ohne zu lodern und Ziandra sah darin eine Frau, die aussah wie ihr eigenes Spiegelbild. Seros sprach mit bitter klingender Stimme.
    „Das war Melisin, deine wahre Großmutter! Sie war die Zauberin der Menschen und war eine weise, starke Herrscherin. Aber Razaks Mutter, eine Frau durchdrungen vom Gift der Eifersucht und Gehässigkeit, ließ sie töten, als Melisin nicht damit rechnete. Seitdem sitzt Razak nach seiner Mutter auf dem Thron Erimalias und knechtet das hilflose Volk. Und nun streckt er seine Hände auch nach Madredas aus. Erst recht, nachdem er ahnt, dass sich seine Halbschwester Rianna dort befindet, welche jeder Erimalier liebend gerne auf seinem eigenen Thron sähe. Du bist nach deiner Mutter und einem weiteren Verwandten die nächste, berechtigte Anwärterin auf den Thron Erimalias, Ziandra!“
    Ziandra schüttelte benommen den Kopf und sah verstohlen zu Iannis. Dieser konnte nachfühlen, wie es ihr ging, hatte er doch letzte Nacht das Gleiche erfahren. Allerdings hatte er die Vorgeschichte Riannas bereits gerüchteweise vernommen. „Das kann ich kaum glauben, mächtiger Seros! Ich bin doch nur ein Mädchen, das gerne kämpft.“
    S eros neigte den Kopf. „Ich weiß! Deine Mutter hat das Wissen und die Sanftheit Melisins und du ihre Stärke und ihren Willen geerbt. Erst wenn eine Frau geboren wird, die beides in sich vereint, werden wir von Razak und seinen Erben befreit werden. Weder die Hexe Azriel noch ich wissen, wann das sein wird. Aber wenn ich deine Wahl deines Mannes ansehe, denke ich, dass es nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen wird.“
    Ziandra wurde rot. Woher wusste der Zauberer von ihren Gefühlen für Iannis? Dieser grinste sie schelmisch an und Ziandra ahnte, dass sich die Männer über sie unterhalten hatten. Einerseits fühlte sie sich von Iannis hintergangen, andererseits hatte er dadurch auch seine Gefühle für sie zugegeben. Dies wurde durch die nächsten Worte des Zauberers bestätigt.
    „Wenn du dich wieder gesund genug fühlst, Ziandra, solltet ihr so bald wie möglich heiraten und euch an einem sicheren Ort verbergen.“
    Mit diesen Worten stand er auf, leicht wie ein junger Kämpfer , und stieg den Weg hinab ins Tal, wo soeben der Drache gelandet war. Ziandra und Iannis sahen sich an, alles war vorbestimmt, warum sich dagegen wehren, wenn es doch sowieso das war, was beide sich gewünscht hatten?
    Zwei Tage später heirateten Iannis und Ziandra. Als sie vor Seros standen – Iannis in prächtiger Kleidung und Ziandra mit einem geflochtenen Blumenkranz auf dem leuchtend roten Haar – waren sie von den Magaren umringt, die

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