Die Prophezeiungen von Celestine
Sie hatte immer
ausreichend Energie , deshalb geht sie davon aus, daß dies auch in Zukunft so sein wird - und das wird ihr den späteren Wechsel von der Energie der
Erwachsenen zu der des Universums sehr viel leichter machen.«
Mittlerweile fuhren wir durch tiefen Dschungel, und obwohl ich nic hts sehen konnte, wußte ich, daß die Sonne bereits tief gesunken war.
»Werden wir heute noch bis Iquitos kommen?«
fragte ich.
»Nein«, sagte Karla. »Aber wir können unterwegs bei Bekannten übernachten.«
»Hier in der Nähe?« fragte ich.
»Ja, ein Freund wohnt hier. Er arbeitet für den Wildschutz.«
»Für die Regierung?«
»Teile des Amazonas stehen unter Naturschutz.
Er ist der örtliche Aufsichtsbeamte. Sein Name ist Juan Hinton. Machen Sie sich keine Sorgen, er glaubt an das Manuskript und ist nie deswegen behelligt worden.«
Als wir ankamen, war es bereits völlig dunkel, Der Dschungel quoll über von den lautstarken Ge räuschen seiner Bewohner, und die Luft war feucht und stickig.
Ein hell erleuchtetes Holzhaus stand auf einer Lichtung am Waldesrand, dicht vor der
undurchdringlichen Pflanzenwelt des Regenwaldes. In der Nähe befanden sich noch zwei weitere Gebäude, und davor standen mehrere Jeeps. Ein weiteres Fahrzeug hatte man aufgebockt, darunter arbeiteten zwei Männer bei künstlicher Beleuchtung.
Ein schlanker Peruaner in teurer Kleidung öffnete die Tür, nachdem Karla geklopft hatte, und lächelte sie an, bis er entdeckte, daß Marjorie, Mareta und ich auf den Stufen vor dem Haus warteten. Von da an wirkte er besorgt, und je länger er mit Karla auf spanisch sprach, desto ungnädiger schien er zu werden. Schließlich erwiderte sie etwas in bittendem Tonfall, doch sein Verhalten und seine Stimme machten deutlich, daß er nicht bereit war, uns aufzunehmen.
Durch einen Spalt in der Tür bemerkte ich eine einzelne weibliche Figur im Foyer des Hauses. Ich bewegte mich ein wenig, um ihr Gesicht erkennen zu können. Es war Julia. Während ich sie beobachtete, wandte sie ihren Kopf in meine Richtung und
erkannte mich, dann kam sie mit überraschtem Gesichtsausdruck auf mich zu. Sie berührte den Mann im Türrahmen an der Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Mann nickte, und schließlich öffnete er mit resigniertem Gesicht die Haustür. Wir stellten uns vor, während Hinton voraus ins Arbeitszimmer ging.
Julia sah mich an und sagte: »So tref-
fen wir uns also wieder.« Sie trug Khakihosen mit Seitentaschen und ein rotes T-Shirt.
»Ja, wer hätte das gedacht«, erwiderte ich.
Ein peruanischer Bediensteter hielt Hinton auf, und nachdem er etwa eine Minute mit ihm gespro-chen hatte, begaben die beiden sich in einen anderen Teil des Hauses. Julia ließ sich in einen Sessel neben einem kleinen Beistelltisch fallen und bedeutete uns mit einer Handbewegung, ihr gegenüber auf der Couch Platx zu nehmen. Marjorie wirkte, als ob sie kurz vor einer Panikattacke stehe. Karla schien Marjories Unglück nicht entgangen zu sein. Sie ging zu ihr und nahm sie bei der Hand. »Kommen Sie, trinken wir einen heißen Tee«, schlug sie vor.
Im Weggehen warf Marjorie mir einen Blick über die Schulter zu. Ich lächelte und sah ihr nach, bis sie in der Küche verschwunden war, dann wandte ich mich Julia zu.
»Nun, was soll es deiner Meinung nach bedeuten?«
fragte sie.
»Soll was bedeuten?« fragte ich, immer noch ein wenig unkonzentriert.
»Daß wir uns wieder über den Weg gelaufen sind.«
»Oh... Ich bin mir nicht sicher.«
»Wie bist du an Karla geraten, und wohin seid ihr unterwegs?«
»Sie hat uns das Leben gerettet. Marjorie und ich sind von den Truppen gefangengenommen worden.
Nachdem wir geflüchtet waren, hat sie uns weiter-geholfen.«
Julia wirkte jetzt angespannt. »Was genau ist passiert?«
Ich lehnte mich zurück und erzählte ihr die ganze Geschichte, angefangen bei der Abfahrt von Machu Picchu bis hin zu meiner Gefangennahme und unserer Flucht.
»Und Karla hat sich bereit erklärt, euch nach Iquitos zu bringen?« fragte Julia.
»Ja.«
»Was willst du dort?«
»Wil und Pater Carl sollen jetzt angeblich dort sein.
Wil hat anscheinend einen Hinweis auf die Neunte Erkenntnis erhalten. Aus irgendeinem Grund hält Kardinal Sebastian sich ebenfalls dort auf.«
Julia nickte. »Ja, der Kardinal hat eine Mission dort in der Nähe. Durch die Bekehrung der dort ansässigen Indianer ist er bekannt geworden.«
»Was machst du hier?« fragte ich.
Julia erklärte, daß sie ebenfalls
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