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Die Prophezeiungen von Celestine

Die Prophezeiungen von Celestine

Titel: Die Prophezeiungen von Celestine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Redfield
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die ganze Zeit über nichts gesagt, doch als wir jetzt die Stufen zu unserem Lager hinabgin gen, meldete er sich zu Wort.
    »Haben Sie das Mädchen gesehen?« fragte er und sah mich dabei an. »Ein klassisches Beispiel psychischer Gewaltanwendung. Wir sehen genau, wozu die menschlichen Kontrollversuche im Extremfall führen.
    Der Alte und die Frau kontrollieren jeden
    Aspekt im Leben dieses Mädchens. Haben Sie bemerkt, wie nervös und eingeschüchtert die Kleine war?«
    »Ja«, sagte ich. »Doch sie schien die Nase gründlich voll zu haben.«
    »Genau! Ihre Eltern haben nicht für einen Augenblick von ihr abgelassen. Und von ihrer Warte aus gibt es keine andere Möglichkeit, als darauf mit Gewalt zu antworten. Nur so kann sie ein Minimum an Kontrolle über sich selbst bewahren. Wenn sie erwachsen ist, wird sie aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen leider denken, daß sie andere Menschen auf die gleiche Weise kontrollieren und dominieren muß -
    besonders wenn sie sich in der Ge sellschaft von Schwächeren und vor allem Kindern befindet.
    Mit großer Wahrscheinlichkeit sind ihre Eltern ebenso traumatisiert worden. Sie dominieren ihre Tochter, weil sie ihrerseits von ihren Eltern dominiert wurden. Auf diese Weise wird psychische Gewalt von einer Generation zur nächsten weitergegeben.«
    Mit einem Mal hielt Reneau inne. »Ich habe meinen Schlafsack im Wagen vergessen«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.«
    Ich nickte und ging weiter zum Lagerplatz.
    »Du und Reneau, ihr habt euch eine Menge zu sagen«, bemerkte Wil.
    »In der Tat«, sagte ich.
    Er lächelte. »Um genau zu sein, hat Reneau bisher meistens geredet. Du hörst zu und antwortest auf direkt an dich gerichtete Fragen, aber besonders viel anzubieten hast du nicht.«
    »Mich interessiert, was er zu sagen hat«, verteidigte ich mich.
    Wil ignorierte die Veränderung in meiner Stimme.
    »Hast du gesehen, wie sich die Energie innerhalb der Familie bewegte? Der Mann und die Frau absor-bierten die Energie ihres Kindes, bis es fast tot war.«
    »Ich habe gar nicht auf den Fluß der Energie ge-achtet«, sagte ich.
    »Glaubst du nicht, daß Reneau ihn ebenfalls gern sehen würde? Wie interpretierst du die Tatsache eurer Begegnung?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Denkst du nicht, daß etwas dahinterstecken
    könnte? Wir fahren die Straße entlang, und du siehst jemanden, der einem alten Freund von dir ähnelt. Als ihr euch kennenlernt, stellt sich heraus, daß er ebenfalls auf der Suche nach dem Manuskript ist. Klingt in meinen Ohren nicht gerade nach Zufall, oder?«
    »Nein.«
    »Möglicherweise habt ihr euch kennengelernt, damit du einige Informationen gewinnen konntest, die deinen Aufenthalt hier im Lande verlängern. Und vielleicht hast du ebenfalls ein paar Informationen für ihn.«
    »Ja, vielleicht hast du recht. Was soll ich ihm deiner Ansicht nach sagen?«
    Wieder blickte Wil mich mit der für ihn so charakteristischen Wärme an. »Die Wahrheit«, sagte er.
    Noch bevor ich etwas darauf erwidern konnte, kam Reneau den Pfad hinabgesprungen.
    »Ich habe eine Taschenlampe mitgebracht, vielleicht können wir sie später brauchen«, sagte er.
    Zum ersten Mal wurde ich mir der Dämmerung
    bewußt und blickte nach Westen. Die Sonne war bereits untergegangen, doch der Himmel war noch m ein leuchtendhelles rötliches Gelb getaucht, ver-einzelte Wolken waren von tiefem Rot. Für einen Moment meinte ich, ein weißliches Feld um die Pflanzen im Vordergrund zu erkennen, doch der Eindruck verflüchtigte sich schnell.
    »Ein wunderschöner Sonnenuntergang«, sagte ich und bemerkte erst jetzt, daß Wil in seinem Zelt verschwunden war und Reneau seinen Schlafsack aus der Hülle zog.
    »Ja, wunderschön«, sagte Reneau abwesend, ohne aufzuschauen.
    Ich trat zu ihm.
    Er sah kurz auf. »Ich habe vergessen, Sie zu fragen, welche der Erkenntnisse Sie kennen.«
    »Vom Inhalt der beiden ersten weiß ich nur aus Erzählungen«, erwiderte ich. »Aber wir kommen gerade aus Viciente bei Satipo, wo wir zwei Tage in der Herberge verbracht haben. Eine der Forscherinnen dort vermachte mir eine Kopie der Dritten Erkenntnis.
    Ich halte sie für absolut erstaunlich.«
    Seine Augen leuchteten. »Haben Sie diese Kopie bei sich?«
    »Ja. Möchten Sie einen Blick hineinwerfen?«
    Er griff sofort zu und verschwand in seinem Zelt, um zu lesen. Ich fand ein paar Streichhölzer und alte Zeitungen und entfachte ein Feuer. Als es hell und lodernd brannte, kam Wil aus seinem Zelt gekrabbelt.
    »Wo steckt

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