Die Prophezeiungen von Celestine
Gehen Sie sofort zurück.«
Über den Lärm des Generators hinweg hörte ich wieder, wie jemand meinen Namen nannte.
»Gehen Sie sofort zur ück!« sagte Jensen. »Es könnte sich um eine Falle handeln.« Er stand direkt vor mir und blockierte die Sicht auf das Fahrzeug.
»Gehen Sie sofort wieder rein!«
Mittlerweile war ich vollkommen verwirrt, hatte fast panische Angst und schien vollkommen unfähig, eine eigene Entscheidung zu treffen. Dann trat die Figur hinter den Schweinwerfern näher, und über Jensens Schulter hinweg konnte ich ihre Umrisse erkennen. Jemand sagte: »... komm her, ich muß mit dir reden!« Als die Figur noch näher trat, klärte sich mein Kopf, und ich merkte, daß Wil vor mir stand. Ich eilte an Jensen vorbei und auf ihn zu.
»Was ist denn los mit dir?« fragte Wil hastig. »Wir müssen sehen, daß wir hier wegkommen.«
»Was wird aus Marjorie?« fragte ich.
»Wir können im Augenblick nichts machen«, sagte Wil. »Laß uns gehen.«
Wir waren fast bei dem Wagen angekommen, als Jensen hinter uns herrief. »Bleiben Sie lieber hier. Sie werden es nicht schaffen.«
Ich warf einen Blick zurück.
Wil blieb stehen, sah mich an und überließ es mir zu bleiben oder mit ihm zu gehen.
»Gehen wir«, sagte ich.
Wir passierten den Wagen, in dem Wil gekommen war, und ich bemerkte, daß zwei weitere Männer auf dem Vordersitz saßen. Bei Wils Jeep angekommen, bat er mich um die Schlüssel, und wir fuhren los. Der Wagen mit seinen Freunden folgte uns.
Wil musterte mich. »Jensen sagte, daß du dich entschlossen hättest, bei ihm in der Gruppe zu bleiben.
Was war los?«
»Woher kennst du seinen Namen?« stammelte ich.
»Ich habe eben alles über den Kerl gehört«, antwortete Wil. »Er arbeitet für die peruanische Regierung. Er ist ein waschechter Archäologe und im Austausch für die Exklusivauswertung des Manuskriptes fest entschlossen, die ganze Angelegenheit strengstens geheimzuhalten - nur daß er jetzt offensichtlich beschlossen hat, sich selbst auf die Suche nach der letzten Erkenntnis zu machen. Anscheinend hat er vor, seinen Teil des Abkommens zu verletzen.
Man munkelt, daß er bald aufbrechen wird, um die Neunte zu suchen.
Als ich hörte, daß Marjorie sich in seiner Gesellschaft befindet, hielt ich es für besser, selber nach-zusehen. Was hat er zu dir gesagt?«
»Er sagte, daß ich in Gefahr sei und mich ihm anschließen solle, weil er mir dabei behilflich sein könne, das Land zu verlassen, wenn ich wollte.«
Wil schüttelte den Kopf. »Er hatte dich ganz schön an der Kandare.«
»Was willst du damit sagen?«
»Du hättest dein Energiefeld sehen sollen. Er hatte es fast vollständig absorbiert.«
»Ich verstehe immer noch nicht.«
»Denk an Sarahs Streit mit dem Wissenschaftler in Viciente... Wenn einer von den beiden als Gewinner hervorgegangen wäre, indem er den anderen überzeugt hätte, dann wäre auch sichtbar geworden, wie die Energie des Verlierers in der des Gewinners auf-geht. Der Verlierer fühlt sich dann ausgelutscht, schwächlich, irgendwie verwirrt - so wie das Mädchen in der peruanischen Familie«, lächelte er. »Und jetzt auch du.«
»Du hast gesehen, wie das mit mir passierte?«
»Ja«, erwiderte er. »Und es fiel dir extrem schwer, seine Kontrolle über dich zu durchbrechen und dich abzuwenden. Einen Augenblick dachte ich, du würdest es nicht schaffen.«
»Jesus«, sagte ich. »Der Kerl muß wirklich bösartig sein.«
»Nicht wirklich«, sagte er. »Er ist sich seines Handelns vermutlich nur halb bewußt. Er meint, das Recht zu haben, die Situation zu kontrollieren, und ohne Zweifel hat er in der Vergangenheit ein paar erfolgreiche Kontrollstrategien für sich entwickelt.
Zunächst gibt er sich als dein Freund aus, dann findet er einen Fehler in deinem Verhalten - in deinem Fall bestand er darin, daß du dich leichtsinnigerweise in Gefahr begeben hast. Jedenfalls untergräbt er auf subtile Weise das Vertrauen in deinen eigenen Pfad, bis du anfängst, dich mit ihm zu identifizieren. Sobald das geschieht, bist du ihm auf den Leim gegangen.«
Wil sah mir direkt in die Augen. »Das ist nur eine von vielen Methoden, die Leute benutzen, um andere um ihre Energie zu betrügen. In der Sechsten Erkenntnis wirst du mehr über die anderen Metho-den erfahren.«
Ich hörte nicht zu; ich dachte an Marjorie. Mir gefiel der Gedanke nicht, sie dort zurückzulassen.
»Sollten wir nicht versuchen, Marjorie zu holen?«
fragte ich.
»Ich denke nicht, daß sie
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