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Die Prophezeiungen von Celestine

Die Prophezeiungen von Celestine

Titel: Die Prophezeiungen von Celestine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Redfield
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Zeit dafür denkbar unpassend. Sanchez schien jedes Quentchen seiner Energie zu benötigen, um den Wagen zu lenken, und davon abgesehen wußte ich auch nicht genau, was ich fragen wollte. Ich hatte den Rest der Fünften Erkenntnis gelesen und war dort auf die gleichen Punkte gestoßen, die Sanchez zuvor angesprochen hatte. Der Gedanke, meine  Kontrollmechanismen loszuwerden,  war zwar  verlockend, besonders wenn es mir helfen würde, meine eigene Entwicklung zu beschleunigen, doch hatte ich bisher immer noch nicht verstanden, wie ein Kontroll-Drama funktionierte.
    »Woran denkst du?« fragte Sanchez.
    »Ich habe gerade die Fünfte Erkenntnis zu Ende gelesen und dabei an die Dramen denken müssen. Sie sind also der Ansicht, mein Drama habe etwas mit meiner Unnahbarkeit zu tun?«
    Er antwortete nicht. Statt dessen starrte er vor sich auf die Straße. Dreißig Meter vor uns versperrte ein großer Geländewagen den Weg. Ein Mann und eine Frau standen auf einem Felsen, ungefähr fünfzehn Meter von ihrem Wagen entfernt. Sie sahen uns kommen und erwiderten unsere Blicke.
    Sanchez brachte den Wagen zum Stehen und mu sterte die beiden kurz, dann lächelte er. »Die Frau kenne ich«, sagte er. »Ihr Name ist Julia. Sie ist in Ordnung. Steigen wir aus und sprechen mit den Leuten.«
    Der Mann und die Frau hatten beide dunkle Haut und Haare und schienen peruanischer Abstammung zu sein. Die Frau war älter, um die Fünfzig, der Mann sah aus wie dreißig. Während wir unseren Wagen verließen, kam die Frau auf uns zu.
    »Pater Sanchez!« sagte sie im Gehen.
    »Wie geht es dir, Julia?« antwortete Sanchez. Die beiden umarmten sich, dann stellte Sanchez mir Julia vor, und sie machte uns mit ihrem Reisegefährten, Rolando, bekannt.
    Ohne ein weiteres Wort wandten Julia und Sanchez sich ab und gingen zu der Stelle, wo eben noch Julia mit Rolando gestanden hatte. Rolando sah mich mit intensivem Blick an, und einem inneren Antrieb folgend, wandte ich mich ab und folgte den beiden anderen. Rolando kam hinter mir her und sah mich immer noch an, als wolle er etwas von mir. Obgleich sein Haar und seine Züge ihn jugendlich erscheinen ließen, hatte er ein mir unangenehmes rötliches Gesicht. Aus irgendeinem Grund wurde ich in seiner Gegenwart unruhig.
    Auf unserem Weg zum Abgrund machte er mehr-
    mals Anstalten, das Wort an mich zu richten, doch ich vermied jedes Mal den Blickkontakt und be-schleunigte meine Schritte. Er schwieg. Als wir den Abgrund erreicht hatten, setzte ich mich so auf einen schmalen Felsvorsprung, daß er sich nicht neben mich setzen konnte. Etwa zehn Meter über mir be fanden sich Julia und Sanchez und saßen gemeinsam auf einem großen Felsen.
    Rolando setzte sich so nah wie nur möglich zu mir.
    Obwohl sein permanentes Starren mich langsam störte, erregte er gleichzeitig meine Neugier.
    Er bemerkte, daß ich ihn ansah, und fragte: »Sind Sie wegen des Manuskriptes hier?«
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort. »Ich habe davon gehört.«
    Er wirkte perplex. »Haben Sie es schon gesehen?«
    »Teile davon«, sagte ich. »Haben Sie etwas damit zu tun?«
    »Ich habe großes Interesse daran«, sagte er, »allerdings habe ich noch keine Kopie gesehen.« Schweigen folgte.
    »Kommen Sie aus den Vereinigten Staaten?« fragte er dann.
    Die Frage störte mich, und ich beschloß, sie nicht zu beantworten.
    »Steht das Manuskript in irgendeinem Bezug zu den Ruinen von Machu Picchu?« fragte ich statt dessen.
    »Nicht daß ich wüßte«, erwiderte er. »Außer vielleicht, daß es ungefähr zur Bauzeit von Machu Picchu geschrieben wurde.«
    Daraufhin schwieg ich wieder und versuchte den unglaublichen Ausblick auf die Anden zu genießen.
    Wenn ich nur lange genug schweigen würde, so dachte ich, würde er früher oder später enthüllen, was er und Julia hier trieben und was sie wirklich mit dem Manuskript zu tun hatten. Zwanzig Minuten saßen wir so dort, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich stand Rolando auf und entfernte sich. Er
    ging hinauf zu den beiden anderen, die sich immer noch unterhielten.
    Ich wußte nicht, wohin ich gehen sollte. Ich nahm an, daß Julia und Sanchez sich ungestört aussprechen wollten, und so blieb ich für die Dauer von weiteren dreißig Minuten an meinem Platz sitzen, starrte auf die Berggipfel und versuchte, die Unterhaltung, die über mir stattfand, zu ignorieren. Keiner der drei beachtete mich auch nur im mindesten, und so beschloß ich, mich ihnen anzuschließen. Doch noch bevor ich aufstehen

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