Die Prophezeiungen von Celestine
geschehen?«
»Jeder von uns muß sich die Schlüsselsituationen seines Lebens vor Augen halten und sie im Licht unserer evolutionären Aufgabenstellung neu interpretieren lernen.«
Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
»Versuchen Sie, sich die Abfolge von Interessen-gebieten, wichtigen Freunden und Fügungen, die Ihr bisheriges Leben bestimmt haben, in Erinnerung zu rufen. Finden Sie nicht, daß dort ein roter Faden erkennbar wird?«
Ich dachte an mein Leben seit der Kindheit, konnte aber kein durchgehendes Muster oder einen roten Faden entdecken.
»Was haben Sie als Kind gemacht?« fragte er.
»Weiß ich nicht. Ich war ein normales Kind,
schätze ich. Ich habe viel gelesen.«
»Was haben Sie gelesen?«
»Unheimliche Geschichten, Science-fiction,
Geistergeschichten, derartiges Zeug.«
»Was kam danach?«
Ich dachte an die Wirkung, die mein Großvater auf mich gehabt hatte, und erzählte Pater Carl von dem See und den Bergen.
Vielsagend nickte er mit dem Kopf. »Was geschah, als Sie erwachsen wurden?«
»Ich ging fort, um zu studieren. Zu dieser Zeit starb mein Großvater.«
»Was haben Sie studiert?«
»Soziologie.«
»Warum?«
»Ich begegnete einem Professor, den ich sehr mochte. Sein Wissen über die menschliche Natur in-teressierte mich, also entschied ich mich, bei ihm zu studieren.«
»Was geschah dann?«
»Ich graduierte und stieg in das Berufsleben ein.«
»Hat Ihnen die Arbeit Spaß gemacht?«
»Ja, für eine lange Zeit schon.«
»Dann haben sich die Dinge verändert?«
»Ich hatte das Gefühl, unvollständige Arbeit zu leisten. Ich arbeitete mit emotional gestörten Jugendlichen und bildete mir ein zu wissen, wie ich ihre Vergangenheit erhellen und ihnen helfen könnte ihr schematisches, selbstzerfleischendes Verhalten zu überwinden, bis ich schließlich merkte, daß etwas an meiner Herangehensweise nicht stimmen konnte.«
»Und was dann?«
»Ich kündigte.«
»Und?«
»Dann rief eine alte Freundin an und erzählte mir von dem Manuskript.«
»Und daraufhin haben Sie sich entschieden, nach Peru zu kommen?«
»Ja.«
»Wie bewerten Sie Ihre Erfahrung hier?«
»Ich denke, ich habe den Verstand verloren«, sagte ich. »Ich denke, ich setze hier mein Leben aufs Spiel.«
»Hat sich Ihre Lebenserfahrung qualitativ verändert?«
»Ich verstehe nicht, was Sie damit meinen.«
»Als Pater Sanchez mir erzählte, was Ihnen seit Ihrer Ankunft in Peru alles passiert ist, war ich erstaunt über die Kette von Umständen, die Sie mit den verschiedenen Erkenntnissen des Manuskriptes in Verbindung brachten - immer dann, wenn Sie Rat brauchten.«
»Was hat das Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«
fragte ich.
Er blieb stehen und sah mich an. »Es bedeutet, daß Sie bereit sind. Genau wie der Rest von uns hier. Sie sind an einen Punkt gelangt, von dem an Sie das Manuskript brauchen, um Ihre eigene Entwicklung fortsetzen zu können.
Denken Sie daran, wie sich die Ereignisse Ihres Lebens in dieses Muster fügen. Von Anfang an haben Sie sich für geheimnisvolle Themen interessiert, und dieses Interesse führte schließlich zum Studium der menschlichen Natur. Weshalb sonst sind Sie auf jenen Professor gestoßen? Er verkörperte gewissermaßen Ihre Interessen und brachte Sie dazu, einen Blick auf das große Mysterium an sich zu werfen: die Situation des Menschen auf diesem Planeten, die Frage nach der Bedeutung des Lebens. Auf einer anderen Ebene wußten Sie bereits, daß der Sinn des Lebens mit der Überwindung überkommener Ver-haltensmuster zu tun hat, ohne die unser Leben nie -
mals voranschreiten würde. Deshalb haben Sie mit den Jugendlichen gearbeitet.
Wie Sie jetzt wahrscheinlich verstehen, bedurfte es all dieser Einsichten, da Ihrer Arbeit mit den Jugendlichen etwas fehlte. Damit sich emotional gestörte Kinder entwickeln können, müssen sie, wie wir alle, genügend Energie erhalten, um ihrerseits ihre Kontroll-Dramen zu erkennen; sie müssen das durch-spielen, um selbst einen spirituellen Prozeß durchlaufen zu können, jenen Prozeß, den Sie unbedingt verstehen wollten.
Betrachten Sie einmal den höheren Sinn dieser Begebenheiten. Alles, was Sie in der Vergangenheit zum Fortschritt anleitete, all diese kleinen Stufen des Wachstums, waren lediglich eine Vorbereitung auf Peru, auf die Entdeckung der Erkenntnisse. Ihr ganzes Leben haben Sie mit der Suche nach einer erfüllenden Spiritualität verbracht, und jene Energie, die Ihr Großvater versuchte Ihnen zu zeigen, machte Ihnen
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