Die Psi-Agenten
ich.
»Einmischen? Unsinn, mein Lieber«, erwiderte Cort glatt. »Bei dem Unternehmen handelte es sich um eine perfekte Teamarbeit. Sie haben Ihren Teil der Aufgabe bewundernswert gelöst …«
»Ach nein! Sobald sich die erste Spur eines Erfolges abzeichnete, nahmen Sie mir die Sache aus der Hand.«
Seine grauen Augen wurden hart. »Es tut mir leid, wenn ich Sie in Ihrer Ehre gekränkt habe, Moray. Aber wir konnten ganz einfach kein Risiko eingehen, sobald wir wußten, daß Sie den Kontakt hergestellt hatten.«
»Risiko? Ich trug das Risiko«, fuhr ich auf. »Während ich Ableson auf der Psi-Ebene beobachtete, hätte mich jeder Esper angreifen können.«
»Ganz recht«, sagte Cort. »Und wenn dieser Angriff erfolgreich gewesen wäre, hätten wir Sie und die Spur verloren. So befinden Sie sich in Sicherheit, und uns ist es gelungen, Ableson und das Mädchen festzunehmen.«
»Das Mädchen?« fragte Richard erstaunt.
»Ja – Ablesons Besucherin. Ein interessantes kleines Geschöpf.«
»Ich muß mit ihr sprechen«, sagte ich.
»Alles zu seiner Zeit«, entgegnete Cort reserviert. »Zuerst unterhalten wir uns mit Ableson. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dem Gespräch beiwohnen könnten. Vielleicht benötige ich Ihre Hilfe.«
Mir lag eine bittere Antwort auf der Zunge. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, daß er nicht im mindesten die Absicht hegte, mir oder Richard echte Entscheidungsgewalt zu übertragen. Cort war ein rücksichtsloser Profi, der es verstand, sich überall durchzusetzen. Aber ich konnte jetzt nicht aussteigen; ich mußte mehr über dieses psibegabte Mädchen in Erfahrung bringen. Wichtig war vor allem, das Ausmaß ihrer Fähigkeiten kennenzulernen und zu ermitteln, ob sie einer größeren Gruppe von Espern angehörte.
Ableson war ein stattlicher Mann, mindestens eins-fünfundachtzig groß, mit dunklem Haar und einem dichten Schnurrbart. Er stürmte wie ein gereizter Bulle in den Raum.
»Hören Sie, Cort, was geht hier vor? Ich verlange …«
Cort blieb gelassen hinter dem Schreibtisch sitzen. »Dr. Ableson«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme, »Sie verkennen die Lage. Es handelt sich hier um eine Untersuchung des Staatssicherheitsdienstes, und Sie sind laut Ihres Vertrages als Regierungsangestellter verpflichtet, mir in jeder Hinsicht Ihre Unterstützung zu gewähren.«
»Herrgott, kommen Sie mir etwa schon wieder mit dieser sogenannten Lücke im Sicherheitsnetz? Ich dachte, das sei längst erledigt?«
Cort stützte die Ellbogen auf die Schreibtischplatte und preßte die Fingerspitzen gegeneinander. »Darin sind Sie offenbar einer Täuschung unterlegen, Dr. Ableson. Die Akte blieb offen. Und die Entwicklungen der jüngsten Zeit scheinen darauf hinzudeuten, daß diese Maßnahme gerechtfertigt war.«
»Heißt das, daß ich immer noch unter Verdacht stehe?« fragte Ableson. Der Gedanke schien ihm gar nicht zu behagen.
»Solange die Angelegenheit nicht vollkommen bereinigt ist, steht jeder unter Verdacht, der Zugang zu den fraglichen Informationen hatte«, erwiderte Cort.
»Aber das ist doch idiotisch!« fuhr Ableson auf. »Da schicken Sie mir Ihre Schnüffler mitten in der Nacht auf den Hals, nur weil …«
»Sagen Sie mir eines, Dr. Ableson«, unterbrach ihn Cort sarkastisch. »Verbringen Sie Ihre Nächte öfter mit jungen Mädchen, wenn Ihre Frau nicht zu Hause ist?«
Ableson starrte ihn an. Cort wußte ebenso gut wie ich, daß der Verdacht, den er da aussprach, ungerechtfertigt war. Abgesehen von einem kurzen Seitensprung, der bereits acht Jahre zurücklag, hatte sich Ableson auf diesem Sektor nichts zuschulden kommen lassen. Darum ging es Cort auch nicht. Er wollte Ablesons Zornausbrüche stoppen, und das war ihm durch seine Andeutung gelungen. Der Wissenschaftler nahm schweigend Platz und musterte uns unsicher.
»Am besten, Sie erzählen uns selbst, was es mit der Kleinen auf sich hat«, meinte Cort.
»Ich versichere Ihnen …«
»Auf Ihre Versicherungen kann ich verzichten, wenn Sie mir die Wahrheit sagen!« Corts Stimme war mit einem Mal messerscharf.
»Also schön. Ich habe nichts zu verbergen«, sagte Ableson. »Ich lernte sie vor einem Jahr kennen, als ich bei Tahagatha Ananda einen Kurs für Kreative Meditation mitmachte. Der Guru selbst stellte sie mir als eine seiner begabtesten Schülerinnen vor.«
»Begabt?« warf Cort ein.
»Sie gehört zu den wenigen Auserwählten, die anderen Menschen den Weg zur Wahrheit weisen kann.«
»Ah«, sagte Cort trocken.
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