Die Psi-Agenten
nur vorführen, wie die Sache funktioniert«, entgegnete ich. »Falls es Sie interessiert – das ist der Speck, mit dem die Maus geködert wird.«
»Speck?« Cort sah verwirrt von mir zu Ableson.
»Machen Sie sich keine Sorgen um ihn«, sagte ich. »Er kann nichts hören, und er bleibt in seiner Trance, solange ich es will.«
Richard hatte die Szene gelassen verfolgt. »Die ESG-Analogie?« fragte er.
Ich nickte. »Vielleicht könntest du Cort das Grundprinzip erläutern.« Richard war es schließlich gewöhnt, Vorlesungen zu halten.
Richard wandte seine Aufmerksamkeit Cort zu. »ESG – elektrische Stimulation des Gehirns – geht auf eine Reihe von klassischen Experimenten zurück, die James Olds von der McGill-Universität in den fünfziger Jahren durchführte. Bei der Untersuchung von Rattengehirnen entdeckte er zufällig, daß ein Teil des Gehirns als eine Art ›Lustzentrum‹ zu dienen schien. Er hatte eine Elektrode nicht ganz richtig befestigt, und als er dem Versuchstier einen Stromstoß versetzte, merkte er zu seiner Verblüffung, daß es mit Wohlbehagen darauf reagierte. Spätere Experimente bewiesen ohne jeden Zweifel, daß solche Lustzentren existieren.«
»Ratten – ich verstehe nicht…«, meinte Cort kopfschüttelnd.
»ESG wurde durch Ratten lediglich entdeckt«, sagte ich. »Man entwickelte eine ähnliche Versuchsreihe für das menschliche Gehirn, und kurze Zeit später gelang es, in einem komplizierten Verfahren mit eingepflanzten Elektroden dieses Lustzentrum auch beim Menschen nachzuweisen. Hier allerdings haben wir es mit einer raffinierteren Methode zu tun – mit dem direkten psychokinetischen Eingreifen eines Espers in die Vorgänge des menschlichen Gehirns.«
»Die Konsequenzen sind klar«, fuhr Richard fort. »Während dieser gemeinsamen Meditationen kann ein Esper ohne weiteres tief in das Bewußtsein seines Partners eindringen und ihn zugleich durch Reizung des Lustzentrums zu einer Art Süchtigem machen.«
Ich nickte. »Das erleichtert dem Gegner natürlich die Arbeit, denn nach einiger Zeit ist das Opfer so abhängig von diesem Lustgefühl, daß es von sich aus versuchen wird, die gemeinsame Meditation so oft wie möglich herbeizuführen.«
Ich hielt es im Moment noch nicht für nötig, die furchtbare Begleiterscheinung dieser Methode zu erwähnen. Wir hatten in Alsdale des öfteren darüber diskutiert, waren aber immer zu dem Schluß gelangt, daß dieses Problem erst in ferner Zukunft eine Rolle spielen würde. Eine winzige Verschiebung der elektrischen Stimulation – und man konnte Schmerz erzeugen. Sicher galt das gleiche für die psychokinetische Stimulation. Ein Esper, der in solchen Techniken geübt war, besaß ein perfektes Instrument zur Beherrschung anderer Menschen; er belohnte sie durch Lustgefühle, wenn sie gehorchten, und fügte ihnen unerträgliche Schmerzen zu, wenn sie sich seinen Anordnungen widersetzten. Lediglich diejenigen, die ihre Psi-Kräfte bewußt gebrauchen und einen Schutzschild errichten konnten, oder Menschen wie Richard, die eine natürliche Barriere gegenüber Psi-Einwirkungen besaßen, waren in der Lage, sich dieser Herrschaft zu entziehen. Neben der Möglichkeit einer solchen Tyrannei erschienen alle anderen Methoden, mit denen man bisher Menschen manipuliert hatte, als unendlich primitiv.
»Und darin besteht die Beziehung zwischen Ableson und diesem Mädchen?« Corts sonst so rosiges Gesicht war blaß, als er den Biologen betrachtete, der immer noch in seiner Trance verharrte.
»Grob gesprochen – ja«, bestätigte ich. »Seine Konditionierung ist so stark, daß er jedem Esper, der einen winzigen Druck auf die richtige Stelle ausübt, hilflos ausgeliefert ist. Das gilt natürlich im verstärkten Maße für das Mädchen. Ich glaube nicht, daß Ableson sich in irgendeiner Weise gegen sie zur Wehr setzen könnte.«
Cort brauchte eine Zeitlang, bis er den Schock verdaut hatte. »Die anderen Leute auf Ihrer Liste …«, sagte er schließlich mühsam. »Gilt für sie das gleiche?«
»Vermutlich«, entgegnete ich. »Nur Johnson scheint eine Ausnahme zu sein.«
»Aber wie geraten diese Männer in die Hände des Gegners?« fragte Cort.
»Nun, darin sehe ich keine besondere Schwierigkeit. Vermutlich müssen alle Schüler, die sich bei Ananda anmelden, eine Art Fragebogen über Alter, Beruf und so fort ausfüllen. Die Organisation sucht sich dann die geeigneten Leute heraus und erzählt ihnen – siehe Ableson –, daß sie schwierige Fälle
Weitere Kostenlose Bücher