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Die Puppe an der Decke

Die Puppe an der Decke

Titel: Die Puppe an der Decke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjörnsen
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um.
    »Sie war sich immer so sicher«, sagt er. »Sie hat dich überall mit herumgeschleppt. In meiner Erinnerung bist du nur ein Schatten. Stina. Die große Schwester Stina. Die kleine ängstliche Rebekka mit den großen Augen.«
    Es ist ein ganz neues Bild. Das Bild des ruinierten Autos ist fertig, es lehnt an der Wand. Jetzt malt er Niels Petter Holand. Ein ganz normales Porträt von Niels Petter Holand, ganz anders als alles, was sie von ihm gesehen hat. Niels Petter Holand in offenem Hemd und Blazer.
    »In der Küche steht Rotwein.«
    Sie geht hinüber und trinkt Wein aus der Flasche. Nimmt die Flasche mit zurück.
    »War es nett? Gutes Essen?«
    »Es war so, wie es sein soll.«
    Er legt den Pinsel weg und dreht sich um. »Komm her.«
    Sie tut es. Sie kommt zu ihm und er schließt sie in einen festen Griff ein, er fährt mit der Hand über ihren Hinterkopf, wieder und wieder.
    »Oslo ist im Winter abscheulich, Rebekka. Ganz entsetzlich. Der Dreck haftet schon am Schnee, noch ehe der gelandet ist. Er wird von hunderttausenden von Füßen und ebenso vielen Autoreifen zermatscht und zermahlen. Es ist überall so verdammt schmutzig! Verdreckte Weihnachtsmänner und traurige Weihnachtsfeierfans, sie kotzen, während sie am Taxistand Schlange sehen, sie kotzen sich verdammt nochmal gegenseitig voll. Laugenfisch und Erbspüree. Schweinefett und Hammelfleisch.«
    »Aber du hast das geschafft, was du vorhattest?« Sie spricht in den groben braunen Stoff hinein, es riecht nach Terpentin und Tabak.
    »Aber sicher. Ich verkaufe die Wohnung. Ich verkaufe die Wohnung und kaufe mir ein Segelboot. Ich ziehe auf Dauer hierher. Genau wie Niels Petter Holand. Und du solltest auch zur Vernunft kommen. In Oslo gibt es keine Zukunft. Oslo ist ein sinkendes Schiff.«
    Sie setzen sich an den Tisch. Sie trinken Wein.
    »Wie heißt sie? Wie heißt seine Schwester?«
    »Hast du das nicht gesehen? Ein schöner Name. Ich habe mir mit der runden Mädchenschrift große Mühe gegeben. Du solltest doch stolz auf mich sein.«
    Sie lacht und steckt sich eine seiner Zigaretten an. Es ist warm im Zimmer, der Alkohol wirkt jetzt stärker.
    »Hast du dich die ganze Zeit an mich erinnert?«
    »Nein. Ich wurde eines Nachts wach und sah alles vor mir. Sah dich vor mir, so, wie du damals warst.«
    »Aber deine Erinnerung täuscht sich, Leo. Ich habe sie herumgeschleppt. Immer habe ich mich um sie gekümmert. Ich kümmere mich noch immer um sie.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Wenn du willst. Und du? Erinnerst du dich an mich?«
    »Nein. Ich erinnere mich nicht an dich. Und ich glaube, du erinnerst dich an einen Traum.«
    Schmutzig. Alles ist so schmutzig. In Oslo, hier und überall. Überall fließt der Dreck über die Fassaden, über die Bürgersteige und Straßen. Sie denkt an die Briefe, an die zweihundert Briefe, an die in Gummi gehüllten Hände, die an riesigen Briefmarkenbögen reißen und zerren, an den feuchten Schwamm in der Schale auf dem Schreibtisch, keinen eigenen Speichel, Wasser aus der Leitung, Schwamm. Zweihundert Briefe. Zweihundert weiße Rechtecke, die vom Himmel fallen, die der Wind wie einen Fächer um das kleine Haus im Stjernesti verteilt, wo jetzt zwei erwachsene Menschen wach liegen und die Wände anstarren, an diesem Weihnachtsfest ist der Junge dem Weihnachtsmann begegnet, dem echten Weihnachtsmann.
    Leo malt.
    Sie trinkt und schaut auf den Fjord hinaus, auf das schwarze blanke Eis. Der Wind fegt den Pulverschnee in jähen Stößen über die glatte Fläche, es ist ein Bild in immer wechselnden Formen, es lebt dort draußen. Hat er hier seine Kindheit verbracht, seine Jugend, und sie so gesehen, wie sie war? Wenn es so ist, warum hat sie dann keine Erinnerung an ihn? Wenn es so ist, dann muss er irgendwo dort drinnen sein, in einem der Räume, die sie geschlossen, die die Zeit zugemauert hat.
    »Wie geht es mit seiner Hand?«, fragt Leo. »Erzähl von seiner Hand.«
    Sie erzählt Leo von Niels Petters verstümmelter Hand, dass es eine Hand ist, die nie wieder so werden kann, wie sie war, sie ist schlimm verletzt worden, nicht ganz zerstört, aber es ist schon traurig. Es ist traurig, wenn etwas Schlimmes nicht ins Bessere verkehrt werden kann. Darüber kann es ja wohl nur eine Meinung geben.
    »Wie kannst du ihn malen? Du kennst ihn doch nicht.«
    »Nein, ich hätte ihn nicht malen können, wenn ich ihn kennen würde. Das wäre nicht gegangen. Ich habe im Fønix gesessen und ihn auf den Rand der Zeitung skizziert. Ich ahne

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