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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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du und ich, wir wissen beide, dass er in deinem Garten gewesen ist. Nach allem, was ich weiß, war er womöglich auch bei mir. Vielleicht hat er sogar Stewart vergiftet. Tut mir leid, Melanie, aber im Moment finde ich das alles ein bisschen zu viel.«
    »AJ, mein Job stand auf dem Spiel. Zu einhundert Prozent. Du weißt nicht, welche Opfer ich gebracht habe, um in diesem Job zu bleiben, und was für beschissene Sachen ich tun musste, um ihn überhaupt zu bekommen. Ich konnte nicht wissen, dass er zurückkommt. Okay, ich bin ein Idiot – das ist mir klar. Wirklich.«
    »Es hat nichts mit Jonathan zu tun, oder? Er hat dich nicht angestiftet?«
    Sie klappert mit den Lidern. » Was? Nein, selbstverständlich nicht. Was soll er denn damit zu tun haben?«
    »Ich weiß es nicht. Nichts. Es ist nur alles so … Du hast mich angelogen .«
    »Du hast mich auch angelogen. Öfter, wie es aussieht. Also steht es jetzt vielleicht eins zu eins?«
    » Eins zu eins ?« Jetzt ist er kurz davor, die Fassung zu verlieren. Als ein Mann, der sich selbst nie im Verdacht hatte, eine ausgeprägte moralische Ader zu haben, stellt er jetzt überrascht fest, wie sehr ihn das alles stört. Er steht auf und geht im Zimmer hin und her, um seine Gedanken so zu sortieren, dass sie irgendeinen Sinn ergeben.
    »Es tut mir leid«, sagt sie kleinlaut. »Es tut mir wirklich leid.«
    Er geht weiter auf und ab und versucht, sie nicht anzusehen. Ein unbeteiligter Teil seiner selbst weiß, das alles ist unlogisch und unfair, und er weiß auch, dass er ihr wahrscheinlich verzeihen wird. Weil sie Melanie ist, und weil er sie liebt.
    »AJ? AJ?«
    Er sieht sie an. Sie steht hoffnungsvoll lächelnd da und streckt die Hände nach ihm aus. Er runzelt die Stirn. Ihm ist immer noch nicht wohl.
    »AJ? Komm – Waffenstillstand?«
    Schließlich umarmt er sie widerwillig. Ihre Arme schieben sich unter seine, ihre Hände legen sich über Kreuz an seine Schulterblätter, und sie drückt das Gesicht an sein Hemd. »AJ, es tut mir leid – es tut mir so leid.«
    »Es ist okay.« Er streicht ihr ein wenig steif über das Haar. »Alles okay. Alles wird gut.«
    »Ich bin oft so unsicher. Bei der Arbeit.«
    »Ich weiß. Ich weiß.« Er streicht ihr weiter über das Haar und weiß immer noch nicht genau, was er denken soll. Sie schweigen lange, und er fühlt nur ihren Herzschlag, flach und schnell an seinem Arm. Er schaut aus dem Fenster. Die Zeiger der alten Uhr am Turm bewegen sich auf drei Uhr zu. AJ malt sich aus, wie sie von draußen aussehen müssen. Wie zwei Menschen, denen etwas aneinander liegt? Oder zwei, die wütend sind?
    »Ich habe eine Idee.« Melanie tritt einen Schritt zurück. Sie gräbt ein Taschentuch aus der Tasche ihrer Strickjacke und putzt sich die Nase. »Lass uns weggehen.«
    »Weggehen?«
    »Ja. Einfach weggehen.« Sie macht ein Flugzeug aus ihrer Hand und lässt es in Richtung Fenster fliegen. »Lass uns verschwinden, bis sich der ganze Wirbel gelegt hat. Du kannst der Polizei sagen, du hast dich geirrt, und dann – keine Ahnung, dann lassen wir uns krankschreiben oder nehmen unseren Jahresurlaub und hauen ab. Ich habe Beziehungen zur Personalverwaltung. Auf eine einsame Insel von mir aus. Sonne, Sand und Sex.« Sie hebt das Gesicht und schaut zu ihm auf. »Einmal habe ich zum Lunch sechs Piña Coladas getrunken und bin in den Pool gefallen.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen.«
    »Der Bademeister musste mich rausholen.«
    »Das kann ich mir auch gut vorstellen. Jetzt bin ich eifersüchtig.«
    Sie lässt ein Lächeln aufblitzen. In ihren Augen stehen Tränen. »Wollen wir? Einfach weggehen?«
    »Ach, Melanie, Melanie.«
    »Was denn?«
    »Ich kann nicht weggehen.«
    »Warum nicht?«
    »Wir können nicht einfach so tun, als ob das alles nicht passiert.«
    »Okay. Okay.« Ernüchtert beißt sie sich auf die Lippe. »Ich verstehe.«
    »Und außerdem ist da noch Stewart. Er ist – weiß der Himmel, was mit ihm los ist, aber ich kann Stewie nicht allein lassen. Nicht, wenn er krank ist.«
    »Ich verstehe.«
    Sie sieht sich hilflos um, als suche sie etwas, das sie ablenken könnte. Er sagt nichts. Er weiß, wann er besser den Mund hält. »Ich … äh … AJ … ich …« Sie fängt an, ihre Sachen einzusammeln – ihre Handtasche, ihr Handy, ihren Schlüsselbund. »Ich glaube, ich mache jetzt einen kurzen Spaziergang. Fahre vielleicht ein bisschen durch die Gegend. Frische Luft, weißt du?«
    »Ist wahrscheinlich eine gute Idee.«
    Sie nickt. »Ja. Eine

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