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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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länger anschauen. Wenn es Ihnen recht ist.«
    Er packt die Puppe wieder ein und steckt sie in die Jackentasche. Penny ist eine andere Person als die, die er gestern kennengelernt hat. Sie will nichts mit ihm zu tun haben. Er denkt kurz an die Affäre – an ihr Verhältnis mit Graham Handel. Vielleicht steckt so etwas jetzt dahinter. Vielleicht hat sie jemanden im Haus, und sie geniert sich.
    »Na, dann bin ich weg.« Er will sich abwenden, als sie sich vorbeugt und wild flüstert.
    » Mr Caffery? «
    »Ja?«
    » Es ist nicht so, wie es aussieht .«
    »Wie bitte?«
    »Nur so.« Sie richtet sich auf. »Dann sage ich jetzt auf Wiedersehen.«
    Und bevor er fragen kann, was sie meint, tritt sie zurück ins Haus und schließt die Tür. Er steht verdattert da und weiß nicht genau, was jetzt gerade passiert ist.
    Auf der Fahrt zum MCIT überlegt er, ob er wenden und zu ihr zurückkehren soll. Was zum Teufel hat sie damit gemeint … es ist nicht so, wie es aussieht … Er parkt an seinem gewohnten Platz unter der Hochstraße und geht die Treppe hinauf. Die Puppe in seiner Innentasche drückt auf seine Brust – als ob sie die Finger in sein Fleisch bohrte. Das Ding ist ihm zuwider, und er ist froh, wenn er es nicht mehr zu sehen braucht. In seinem Büro legt er es auf den Schreibtisch, und die Plastiktüte ballt sich darum herum wie ein Nest. Während es im übrigen Bürogebäude sanft brummt, als diverse Teammitglieder kommen und gehen, als die nötigen Telefonate geführt werden, als der Superintendent das Überwachungsteam zusammenstellt, dreht Caffery die große Linse seiner Lupenlampe zurecht und schiebt sie über die Puppe.
    Mit einem behandschuhten Finger hebt er die Kette an, mit der die Arme gefesselt sind. Es ist ein Armband, und als er es jetzt genauer untersucht, sieht er, dass da ein silberner Anhänger unter die Kette geschoben ist. Er macht zwei Fotos von der Puppe, wie sie ist. Wenn er ihn jetzt herauszieht, macht das nichts, denkt er, und mit dem Nagel des kleinen Fingers hebelt er den Anhänger heraus. Er löst sich und fällt auf das geknebelte Gesicht der Puppe.
    Zwei Buchstaben in Schnörkelschrift. Die Buchstaben M und A.
    Das Telefon in seiner Tasche klingelt. Er zieht es heraus und sieht AJ LeGrandes Namen auf dem Display. »AJ, hi.«
    »Können Sie reden?«
    »Ja.«
    »Ich habe einen Namen.«
    »Einen Namen für …?«
    »Ich denke die ganze Zeit – ob Handel wohl eine Bleibe hatte, wo er sich verkriechen konnte. Jemanden, der ihm hilft?«
    Das kommt so passend – als habe AJ seine Gedanken gelesen –, dass Caffery kurz und ungläubig lacht. Er lässt die Puppe liegen, setzt sich hin, zieht einen Post-it-Block heran und greift zum Stift.
    »Schießen Sie los.«
    »Jonathan Keay«, sagt AJ. »K-E-A-Y.«
    »Keay. Wer ist das?«
    »Er war hier als Ergi – Ergotherapeut? Bis vor ungefähr drei Wochen. Keine Ahnung, wo er hin ist.«
    »Okay.« Caffery schreibt immer weiter, und das Telefon klemmt unter seinem Kinn. »Und … Einzelheiten?«
    »Keine aktuellen. Ich habe eine Adresse, aber ich habe eben erfahren, dass er die Wohnung gekündigt hat, und die Handynummer, die ich habe, ist ebenfalls eine Niete.«
    »Geburtsdatum? Nationale Versicherungsnummer? Das müsste in seiner Akte stehen.«
    »Ja, aber die ist in der Personalverwaltung, und ich bin nicht zugriffsberechtigt. Ich habe noch eine alte Festnetznummer – allerdings noch nicht ausprobiert. Sieht aus, als wäre sie ein paar Jahre alt.«
    Caffery kritzelt die Nummer auf seinen Block. Manche der britischen Ortsnetzvorwahlen orientieren sich noch an der Tastatur, wo den Ziffern Buchstaben zugewiesen sind. Eine Stadt, deren Name mit Adi… anfängt, hätte so die Vorwahl 0123. Die Nummer, die AJ ihm nennt, ist eine aus der Gegend, und er erkennt sogar, dass es ein Ort in der Nähe von Yate sein muss. Mit der Rechten zieht er sein Keyboard heran, weckt den Computer aus dem Schlaf und fängt an, eine E-Mail zu tippen.
    Während er tippt, spricht er weiter. »Warum interessieren wir uns für Keay?«
    »Ähm – er war … ich weiß nicht. Irgendwie verschlossen. Er hat immer mit Isaac gesprochen, vielleicht auch unter vier Augen. Ich bin nicht sicher, aber so habe ich es in Erinnerung. Außerdem hat Keay im Hartwool Hospital gearbeitet.«
    »Und das bedeutet? Für den Uneingeweihten? Also für mich zum Beispiel?«
    »Das ist in Rotherham oder da in der Nähe. Handel war dort nicht untergebracht, aber das Haus hängt irgendwie mit allem

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