Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
drüben, sie hängt über dem Bett. Nicht hinschauen!«
    AJ dreht den Stuhl so, dass er mit dem Rücken zum Bett sitzt, wo ihre Haut hängt. Seine Hände und Füße vibrieren vom Adrenalin, als würde Luft durch seine Adern gepumpt.
    »Gabriella, es ist etwas im Gange. Da draußen in der Welt – etwas ist im Gange.«
    »Ich weiß, AJ, ich weiß. Es kommt zurück.«
    »Was kommt zurück?«
    »Du weißt, wen ich meine. Der, der sitzt.«
    AJ starrt sie an. Sie ist wahnsinnig, sagt er sich immer wieder. Sie ist völlig wahnsinnig. Sie weiß nichts. Sie hat seine Anspannung wegen Isaac und dem, was er mit Melanie getan hat, gespürt und in eine Fantasie verwandelt.
    »Gabriella, erinnern Sie sich an den Mann, der hier in der Klinik Kunstunterricht gegeben hat? Er hieß Jonathan Keay. Ist vor ungefähr einem Monat gegangen.«
    Monster Mother verzerrt das Gesicht und reibt sich zwanghaft den fehlenden Arm.
    »Jonathan. Ja, Jonathan. Ich erinnere mich an euch alle, weißt du, AJ. An jeden Einzelnen von euch – was immer ihr getan habt – was immer man euch angetan hat … Jonathan ist eins meiner Kinder, aber er hat Schmerzen. Er ist nicht der, der er sein sollte.«
    »Wer sollte er denn sein?«
    Monster Mother schüttelt den Kopf. »Es kommt jetzt, AJ – es kommt näher.« Sie hebt die Hand und zeigt zur Tür. »Es ist so nah, dass es dort durchkommen wird – in diesem Augenblick – es kommt durch die …«
    Bevor sie den Satz zu Ende bringen kann, heult der Panikalarm los. Nicht der übliche Stationsalarm – der hat einen anderen Klang. Dieser Alarm ertönt in der ganzen Klinik, und das bedeutet, es gibt einen schweren Zwischenfall.
    »Siehst du?«, sagt Monster Mother. »Ich sage ja, es kommt zurück.«
    AJ wirft einen Blick auf seinen Piepser. Da ist eine Nachricht: AJ, bitte Sicherheitszentrale. Er starrt die Meldung an.
    Er will nicht, aber er steht auf.
    »Gabriella«, sagt er mit der müden, eintönigen Stimme, mit der sie alle sprechen, wenn sie den Patienten Anweisungen geben. »Die Klinik wird abgeriegelt. Sie müssen vorläufig in Ihrem Zimmer bleiben, okay?«
    Monster Mother nickt feierlich. »Viel Glück, AJ. Viel Glück.«
    Er macht die Tür auf und schaut hin und her durch den Korridor. Ein oder zwei Patienten strecken die Köpfe zur Tür heraus und wollen wissen, was passiert ist. Ein paar andere werden aus dem Aufenthaltsraum in den Flur dirigiert. Big Lurch ist da und hilft den Patienten, in ihre Zimmer zu gehen, und hastig schließt er Türen ab. Als er AJ sieht, fängt er hektisch an zu winken.
    »AJ – AJ! Alarm für die ganze Klinik, Mann. Lauf ins Kontrollzentrum – der Supervisor will dich sprechen.«
    Berrington Manor
    Caffery hat keinen Spaß an den Telefonaten und dem organisatorischen Aufwand, der erforderlich ist, nachdem der Fall die Grafschaftsgrenze überschritten hat. Die Aufgabe, sich von Melanies Wohlergehen zu überzeugen, liegt jetzt bei seinem Kollegen bei der Gloucestershire Police. Die Nachricht, die zurückkommt, ist nicht gut. Ihre Haustür steht weit offen, und es gibt Anzeichen eines Kampfes. Das Haus ist verwüstet, und ihr Auto ist nicht da. AJ – der aus Cafferys Tonfall geschlossen haben muss, dass Melanie in Gefahr ist – ist dort hingefahren. Die Gloucestershire Police meldet, er habe ihnen erzählt, was er weiß. Das Dezernat für Schwerkriminalität ist mobilisiert worden. Die Panik nimmt zu.
    Jonathan Keay ist in Berrington Manor aufgewachsen. Keine Hausnummer, kein Straßenname. Nur der Name des Hauses, das Dorf und die Postleitzahl. Es kann nicht viele Psychiatrieangestellte geben, die in solch einem Haus groß geworden sind, denkt Caffery, als er auf das Anwesen einbiegt. Die Zufahrt ist von hohen Pappeln flankiert wie ein französischer Prachtboulevard, und sie ist fast eine halbe Meile lang. Als er herankommt, strahlt eine Batterie von Flutlichtlampen auf und beleuchtet einen gepflegten Reiterhof mit esszimmergroßen Boxen und Trennwänden, die aus Holz und im oberen Teil aus blank polierten Messingstangen bestehen. Dahinter erkennt er die helle Fläche und die handgemalten Schilder eines Freiluft-Parcours. Die Hindernisstangen liegen in einer nach einer Seite hin offenen Scheune aufgestapelt. Die grauen Schornsteine einer ausgedehnten Villa ragen links über die hohe Ziegelmauer.
    Caffery zieht die Handbremse an, stellt den Motor ab und öffnet die Wagentür. Auf dem Hof ist es still, und alles ist sauber gefegt. Eigentlich deutet nichts darauf hin, dass

Weitere Kostenlose Bücher